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Einkaufslexikon

EU-Taxonomie: Definition, Anwendung und Bedeutung im Einkauf

November 19, 2025

Die EU-Taxonomie ist ein Klassifikationssystem der Europäischen Union, das definiert, welche Wirtschaftsaktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten. Für den Einkauf bedeutet dies eine fundamentale Veränderung bei der Lieferantenbewertung und Beschaffungsentscheidungen. Erfahren Sie im Folgenden, was die EU-Taxonomie ist, wie sie im Beschaffungsprozess angewendet wird und welche strategischen Auswirkungen sie für Unternehmen hat.

Key Facts

  • Rechtlich verbindliches EU-Klassifikationssystem für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten seit 2020
  • Sechs Umweltziele: Klimaschutz, Klimaanpassung, Wasserressourcen, Kreislaufwirtschaft, Umweltverschmutzung und Biodiversität
  • Berichtspflicht für große Unternehmen ab 2022 mit direkten Auswirkungen auf die Lieferantenbewertung
  • Drei Kriterien: wesentlicher Beitrag zu Umweltzielen, keine erhebliche Beeinträchtigung anderer Ziele, Mindestschutzstandards
  • Betrifft über 70 Wirtschaftsaktivitäten mit detaillierten technischen Bewertungskriterien

Inhalt

Was ist EU-Taxonomie? Definition und Ablauf des Prozesses

Die EU-Taxonomie stellt ein wissenschaftsbasiertes Klassifikationssystem dar, das klare Kriterien für ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten definiert.

Grundlegende Struktur und Kriterien

Das System basiert auf drei zentralen Anforderungen für taxonomiekonforme Aktivitäten:

  • Wesentlicher Beitrag zu mindestens einem der sechs Umweltziele
  • Keine erhebliche Beeinträchtigung der anderen fünf Umweltziele
  • Einhaltung sozialer Mindestschutzstandards

EU-Taxonomie vs. andere Nachhaltigkeitsstandards

Im Gegensatz zu freiwilligen Standards wie GRI-Standards oder Science Based Targets ist die EU-Taxonomie rechtlich verbindlich. Sie unterscheidet sich durch ihre binäre Klassifikation: Aktivitäten sind entweder taxonomiekonform oder nicht.

Bedeutung der EU-Taxonomie im Einkauf

Für Einkaufsorganisationen bedeutet die EU-Taxonomie eine systematische Integration von Nachhaltigkeitskriterien in Beschaffungsprozesse. Dies erfordert neue Bewertungsmethoden für Lieferanten und deren Aktivitäten sowie angepasste Due-Diligence-Prozesse.

Prozessschritte und Verantwortlichkeiten

Die Implementierung der EU-Taxonomie im Einkauf erfordert strukturierte Prozesse zur Bewertung und Integration von Nachhaltigkeitskriterien.

Lieferantenbewertung nach Taxonomie-Kriterien

Der erste Schritt umfasst die systematische Analyse der Lieferantenaktivitäten anhand der Taxonomie-Kriterien. Dabei werden Geschäftsmodelle, Produktionsprozesse und Umweltauswirkungen bewertet.

  • Mapping der Lieferantenaktivitäten zu Taxonomie-Kategorien
  • Bewertung der technischen Bewertungskriterien
  • Prüfung der sozialen Mindestschutzstandards

Integration in Beschaffungsprozesse

Die Taxonomie-Konformität wird als Bewertungskriterium in Ausschreibungen und Lieferantenauswahl integriert. Dies erfordert angepasste Bewertungsmatrizen und Compliance-Prozesse.

Datenmanagement und Berichterstattung

Systematische Erfassung und Dokumentation taxonomierelevanter Daten von Lieferanten für die Corporate Sustainability Reporting Directive. Dies umfasst regelmäßige Datenaktualisierung und Validierung der Lieferantenangaben.

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Wichtige KPIs für EU-Taxonomie

Die Messung der Taxonomie-Konformität erfordert spezifische Kennzahlen zur Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung in der Beschaffung.

Taxonomie-Konformitätsrate

Anteil der Lieferanten und Beschaffungsvolumen, die den Taxonomie-Kriterien entsprechen. Diese Kennzahl zeigt den Fortschritt bei der nachhaltigen Transformation der Lieferkette auf.

  • Prozentsatz taxonomiekonformer Lieferanten
  • Anteil des Einkaufsvolumens aus taxonomiekonformen Aktivitäten
  • Entwicklung der Konformitätsrate über Zeit

Umweltzielbeitrag nach Kategorien

Messung der Beiträge zu den sechs EU-Umweltzielen durch Lieferantenaktivitäten. Dies ermöglicht eine differenzierte Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung und Identifikation von Verbesserungspotenzialen.

Compliance-Effizienz und Bewertungsqualität

Kennzahlen zur Bewertung der Effektivität der Taxonomie-Implementierung, einschließlich Bewertungszeit, Datenqualität und CO2e-Reduktion durch taxonomiekonforme Beschaffung.

Risiken, Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen

Die Implementierung der EU-Taxonomie im Einkauf birgt verschiedene operative und strategische Risiken, die proaktiv gemanagt werden müssen.

Komplexität der Bewertungskriterien

Die technischen Bewertungskriterien der Taxonomie sind hochkomplex und ändern sich regelmäßig. Dies kann zu Fehlbewertungen von Lieferanten und Compliance-Verstößen führen.

  • Regelmäßige Schulungen der Einkaufsteams
  • Externe Beratung für komplexe Bewertungen
  • Systematisches Monitoring von Regeländerungen

Lieferantenabhängigkeiten und Marktverengung

Strenge Taxonomie-Anforderungen können zu einer Verengung des Lieferantenmarktes führen. Dies erhöht Abhängigkeiten und kann Beschaffungskosten steigern.

Datenqualität und Greenwashing-Risiken

Unzureichende oder falsche Lieferantendaten gefährden die Taxonomie-Konformität. ESG-Risikobewertungen und robuste Validierungsprozesse sind essentiell zur Risikominimierung.

EU-Taxonomie: Definition, Anwendung und Bedeutung im Einkauf

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Praxisbeispiel

Ein Automobilhersteller implementiert die EU-Taxonomie in seiner Batterielieferantenbewertung. Das Unternehmen entwickelt ein systematisches Bewertungsraster, das die technischen Kriterien für nachhaltige Batterieproduktion abbildet. Lieferanten müssen nachweisen, dass ihre Produktionsprozesse zu mindestens einem Umweltziel beitragen und keine anderen Ziele erheblich beeinträchtigen. Die Bewertung umfasst Energieeffizienz, Recyclingfähigkeit und soziale Standards in der Rohstoffbeschaffung.

  1. Mapping der Lieferantenaktivitäten zu Taxonomie-Kategorien
  2. Bewertung anhand technischer Kriterien und Schwellenwerte
  3. Integration der Taxonomie-Konformität in Lieferantenauswahl und Vertragsgestaltung

Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen

Die EU-Taxonomie entwickelt sich kontinuierlich weiter und beeinflusst zunehmend globale Beschaffungsstrategien und Lieferantenbeziehungen.

Erweiterung der Taxonomie-Bereiche

Die EU plant die Ausweitung auf soziale Taxonomie und weitere Wirtschaftssektoren. Dies wird die Bewertungskriterien für Lieferanten erheblich erweitern und neue Compliance-Anforderungen schaffen.

Digitalisierung und KI-Integration

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Taxonomie-Bewertung durch automatisierte Datenanalyse und Risikobewertung. KI-Tools ermöglichen die effiziente Verarbeitung großer Datenmengen zur Bewertung der Lieferanten-Taxonomiekonformität.

Globale Harmonisierung von Standards

Internationale Angleichung von Nachhaltigkeitsstandards an die EU-Taxonomie beeinflusst globale Lieferketten. Dies führt zu einheitlicheren Bewertungskriterien, erfordert aber auch Anpassungen bei der Dekarbonisierung der Lieferkette.

Fazit

Die EU-Taxonomie transformiert die Beschaffungslandschaft durch verbindliche Nachhaltigkeitskriterien und wissenschaftsbasierte Bewertungsstandards. Sie bietet Einkaufsorganisationen einen strukturierten Rahmen für nachhaltige Lieferantenbewertung, erfordert jedoch erhebliche Anpassungen in Prozessen und Kompetenzen. Die erfolgreiche Implementierung stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und reduziert regulatorische Risiken. Unternehmen sollten frühzeitig in Taxonomie-Expertise investieren und systematische Bewertungsprozesse etablieren.

FAQ

Was bedeutet EU-Taxonomie konkret für den Einkauf?

Die EU-Taxonomie verpflichtet Unternehmen zur systematischen Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung ihrer Lieferanten anhand wissenschaftsbasierter Kriterien. Dies erfordert neue Bewertungsprozesse, Datenerfassung und Integration von Umweltzielen in Beschaffungsentscheidungen.

Wie wird die Taxonomie-Konformität von Lieferanten bewertet?

Die Bewertung erfolgt anhand der drei Taxonomie-Kriterien: wesentlicher Beitrag zu Umweltzielen, keine erhebliche Beeinträchtigung anderer Ziele und Einhaltung sozialer Mindeststandards. Technische Bewertungskriterien definieren spezifische Schwellenwerte und Anforderungen für verschiedene Wirtschaftsaktivitäten.

Welche Risiken entstehen bei der Taxonomie-Implementierung?

Hauptrisiken umfassen die Komplexität der Bewertungskriterien, potenzielle Marktverengung durch strenge Anforderungen und Datenqualitätsprobleme bei Lieferantenangaben. Greenwashing-Risiken erfordern robuste Validierungsprozesse und regelmäßige Überprüfungen der Lieferantendaten.

Wie unterstützt die EU-Taxonomie nachhaltige Beschaffungsstrategien?

Die Taxonomie bietet einen einheitlichen Rahmen zur objektiven Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung von Lieferanten. Sie ermöglicht datenbasierte Entscheidungen, verbessert die Transparenz in Lieferketten und unterstützt die systematische Transformation zu nachhaltiger Beschaffung.

EU-Taxonomie: Definition, Anwendung und Bedeutung im Einkauf

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