Einkaufslexikon
CO2e: Definition, Berechnung und Bedeutung für den Einkauf
November 19, 2025
CO2e (CO2-Äquivalent) ist eine standardisierte Maßeinheit zur Bewertung der Klimawirkung verschiedener Treibhausgase. Im Einkauf ermöglicht diese Kennzahl die einheitliche Bewertung und den Vergleich von Lieferanten hinsichtlich ihrer Klimaauswirkungen. Erfahren Sie im Folgenden, was CO2e bedeutet, wie es berechnet wird und welche strategische Rolle es in der nachhaltigen Beschaffung spielt.
Key Facts
- CO2e fasst alle Treibhausgase in einer einheitlichen Maßeinheit zusammen
- Basis für Klimabilanzierung und Lieferantenbewertung im Einkauf
- Ermöglicht Vergleichbarkeit verschiedener Produkte und Services
- Zentrale Kennzahl für Scope-3-Emissionen in der Lieferkette
- Grundlage für regulatorische Anforderungen und Berichtspflichten
Inhalt
Definition und Bedeutung von CO2e (CO2-Äquivalent)
CO2e vereinheitlicht die Bewertung verschiedener Treibhausgase durch Umrechnung in CO2-Äquivalente basierend auf ihrem Erderwärmungspotenzial.
Grundlagen und Berechnung
CO2-Äquivalente werden durch Multiplikation der Emissionsmenge eines Treibhausgases mit seinem Global Warming Potential (GWP) berechnet. Die wichtigsten Faktoren sind:
- Methan (CH4): GWP von 25 über 100 Jahre
- Lachgas (N2O): GWP von 298 über 100 Jahre
- Fluorierte Gase: GWP zwischen 124 und 14.800
CO2e vs. andere Klimakennzahlen
Im Gegensatz zu absoluten CO2-Emissionen erfasst CO2e die Gesamtklimaauswirkung aller Treibhausgase. Dies ermöglicht eine umfassendere Bewertung als reine CO2-Messungen und bildet die Grundlage für Product Carbon Footprints.
Bedeutung von CO2e im Einkauf
CO2e-Werte ermöglichen Einkäufern die systematische Integration von Klimaaspekten in Beschaffungsentscheidungen. Sie unterstützen die Dekarbonisierung der Lieferkette und erfüllen regulatorische Anforderungen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.
Messung und Berechnung von CO2e
Die präzise Erfassung von CO2e-Werten erfordert systematische Methoden und standardisierte Berechnungsverfahren für verschiedene Emissionsquellen.
Datenerfassung und Primärdaten
Die Qualität von CO2e-Berechnungen hängt maßgeblich von der Datengrundlage ab. Primärdaten von Lieferanten bieten die höchste Genauigkeit:
- Direkte Energieverbrauchsdaten
- Transportkilometer und Verkehrsmittel
- Produktionsprozessdaten
Berechnungsstandards und Tools
Etablierte Standards wie das GHG Protocol oder ISO 14067 definieren einheitliche Berechnungsmethoden. Life Cycle Assessments ermöglichen die vollständige Erfassung von Produktlebenszyklen. Spezialisierte Software unterstützt die automatisierte Berechnung komplexer Lieferketten.
Scope-3-Emissionen in der Lieferkette
Die Erfassung von Scope-3-Emissionen stellt besondere Anforderungen an die CO2e-Berechnung. Dabei müssen vor- und nachgelagerte Aktivitäten systematisch erfasst und bewertet werden, um den vollständigen Supply Chain Carbon Footprint zu ermitteln.

Tacto Intelligence
Vereint tiefes Einkaufswissen mit den leistungsstärksten KI-Agenten für einen starken Einkauf.
Interpretation und Zielwerte
Die effektive Nutzung von CO2e-Kennzahlen erfordert klare Interpretationsrahmen und branchenspezifische Benchmarks für fundierte Beschaffungsentscheidungen.
Branchenbenchmarks und Vergleichswerte
CO2e-Intensitäten variieren erheblich zwischen Branchen und Produktkategorien. Relevante Vergleichsgrößen umfassen:
- CO2e pro Produkteinheit oder Serviceleistung
- CO2e pro Umsatz oder Wertschöpfung
- Relative Reduktionsziele gegenüber Basisjahr
Zielsetzung und Monitoring
Effektive CO2e-Ziele orientieren sich an wissenschaftsbasierten Ansätzen wie SBTi-Zielen. Die kontinuierliche Überwachung erfordert regelmäßige Datenaktualisierung und Trendanalysen. Lieferanten-spezifische Verbesserungspläne unterstützen die systematische Emissionsreduktion.
Integration in Beschaffungsentscheidungen
CO2e-Werte sollten als ein Faktor neben Kosten, Qualität und Lieferperformance bewertet werden. Gewichtungsmodelle ermöglichen die systematische Integration in Lieferantenbewertungen und unterstützen die Entwicklung von Lieferanten-ESG-Verbesserungsplänen.
Messrisiken und Bias bei CO2e
Die CO2e-Bewertung birgt verschiedene methodische und praktische Risiken, die zu ungenauen oder irreführenden Ergebnissen führen können.
Datenqualität und Verfügbarkeit
Unvollständige oder ungenaue Primärdaten führen zu fehlerhaften CO2e-Berechnungen. Besonders bei komplexen Lieferketten entstehen Datenlücken:
- Fehlende Transparenz bei Sublieferanten
- Verwendung veralteter Emissionsfaktoren
- Inkonsistente Berechnungsmethoden
Methodische Unsicherheiten
Verschiedene Berechnungsansätze können zu erheblichen Abweichungen führen. Die Wahl der Systemgrenzen, Allokationsmethoden und Zeiträume beeinflusst die CO2e-Werte maßgeblich. Standardisierte Ansätze wie GRI Standards reduzieren diese Unsicherheiten.
Greenwashing und Manipulation
Die Komplexität von CO2e-Berechnungen ermöglicht bewusste oder unbewusste Verzerrungen. Lieferanten könnten günstige Systemgrenzen wählen oder unvollständige Daten bereitstellen. Robuste Due Diligence-Prozesse und unabhängige Verifizierung sind daher essentiell für verlässliche CO2e-Bewertungen.
Praxisbeispiel
Ein Automobilhersteller implementiert CO2e-Bewertungen für die Auswahl von Stahllieferanten. Dabei werden nicht nur die direkten Produktionsemissionen, sondern auch Transport und Rohstoffgewinnung berücksichtigt. Lieferant A bietet Stahl mit 2,1 t CO2e pro Tonne an, während Lieferant B durch Nutzung erneuerbarer Energien nur 1,6 t CO2e erreicht. Trotz 8% höherer Kosten entscheidet sich das Unternehmen für Lieferant B, da dies zur Erreichung der konzernweiten Klimaziele beiträgt.
- Vollständige Lebenszyklusbetrachtung aller Emissionen
- Integration von CO2e-Kosten in die Gesamtkostenbewertung
- Langfristige Lieferantenentwicklung zur Emissionsreduktion
Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen
Die CO2e-Bewertung entwickelt sich durch regulatorische Anforderungen, technologische Fortschritte und veränderte Markterwartungen kontinuierlich weiter.
Regulatorische Entwicklungen
Neue EU-Verordnungen wie CBAM und die Corporate Sustainability Reporting Directive erhöhen den Druck auf präzise CO2e-Berichterstattung. Unternehmen müssen ihre Lieferketten transparenter gestalten und detaillierte Emissionsdaten bereitstellen.
Technologische Innovationen und KI-Einfluss
Künstliche Intelligenz revolutioniert die CO2e-Berechnung durch automatisierte Datenerfassung und -analyse. Machine Learning-Algorithmen verbessern die Genauigkeit von Emissionsschätzungen und ermöglichen Echtzeitmonitoring komplexer Lieferketten. Blockchain-Technologie unterstützt die Nachverfolgbarkeit von Materialien und deren CO2e-Werte.
Marktdynamik und Lieferantenanforderungen
Immer mehr Unternehmen integrieren CO2e-Kriterien in ihre Lieferantenbewertung und setzen Science Based Targets. Dies führt zu verstärkter Nachfrage nach CO2e-transparenten Produkten und Services sowie zur Entwicklung branchenspezifischer Bewertungsstandards.
Fazit
CO2e etabliert sich als zentrale Kennzahl für klimabewusste Beschaffungsentscheidungen und ermöglicht die systematische Integration von Klimaaspekten in Einkaufsprozesse. Die standardisierte Bewertung aller Treibhausgase schafft Transparenz und Vergleichbarkeit zwischen Lieferanten und Produkten. Erfolgreiche Implementierung erfordert jedoch robuste Datengrundlagen, standardisierte Methoden und kontinuierliche Weiterentwicklung der Bewertungsansätze. CO2e wird zunehmend zum strategischen Erfolgsfaktor für nachhaltige und zukunftsfähige Lieferketten.
FAQ
Was bedeutet CO2e und wie unterscheidet es sich von CO2?
CO2e (CO2-Äquivalent) umfasst alle Treibhausgase, die entsprechend ihrem Erderwärmungspotenzial in CO2-Einheiten umgerechnet werden. Während CO2 nur Kohlendioxid-Emissionen erfasst, berücksichtigt CO2e auch Methan, Lachgas und andere klimawirksame Gase für eine vollständige Klimabilanz.
Wie können Einkäufer CO2e-Daten von Lieferanten einfordern?
Einkäufer sollten CO2e-Anforderungen in Ausschreibungen und Lieferantenverträge integrieren. Standardisierte Fragebögen, Referenzen auf etablierte Standards wie GHG Protocol und die Forderung nach verifizierten Daten erhöhen die Datenqualität und Vergleichbarkeit zwischen Lieferanten.
Welche Berechnungsmethoden sind für CO2e am zuverlässigsten?
Die zuverlässigsten Methoden basieren auf Primärdaten der Lieferanten und folgen internationalen Standards wie ISO 14067 oder dem GHG Protocol. Life Cycle Assessments bieten die umfassendste Betrachtung, während branchenspezifische Emissionsfaktoren als Näherungswerte dienen können.
Welche Vorteile bietet die Integration von CO2e in Beschaffungsentscheidungen?
CO2e-Integration ermöglicht klimabewusste Lieferantenauswahl, erfüllt regulatorische Anforderungen und unterstützt Nachhaltigkeitsziele. Zusätzlich entstehen Wettbewerbsvorteile durch frühzeitige Anpassung an klimapolitische Entwicklungen und verbesserte Stakeholder-Kommunikation über Klimaschutzmaßnahmen.



.avif)


.png)




.png)
.png)