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Einkaufslexikon

Due Diligence: Sorgfaltspflichten und Compliance im Einkauf

November 19, 2025

Due Diligence bezeichnet die gebotene Sorgfalt bei der Prüfung und Überwachung von Geschäftspartnern, Lieferanten und Investitionen. Im Einkauf umfasst Due Diligence die systematische Bewertung von Lieferantenrisiken, Compliance-Anforderungen und nachhaltigen Geschäftspraktiken. Erfahren Sie im Folgenden, was Due Diligence bedeutet, welche rechtlichen Pflichten bestehen und wie Unternehmen Sorgfaltspflichten erfolgreich umsetzen.

Key Facts

  • Due Diligence ist eine rechtliche und ethische Sorgfaltspflicht zur Risikoprüfung
  • Umfasst Lieferantenbewertung, Compliance-Prüfung und Nachhaltigkeitsanalyse
  • Gesetzliche Grundlagen durch LkSG, CSRD und EU-Taxonomie
  • Kontinuierlicher Prozess mit Dokumentations- und Berichtspflichten
  • Reduziert Reputations-, Rechts- und Geschäftsrisiken erheblich

Inhalt

Was ist Due Diligence? Definition und rechtliche Einordnung

Due Diligence beschreibt die angemessene Sorgfalt, die Unternehmen bei Geschäftsentscheidungen walten lassen müssen.

Kernelemente der Due Diligence

Die Sorgfaltspflicht umfasst mehrere wesentliche Komponenten:

  • Systematische Risikoidentifikation und -bewertung
  • Präventive Maßnahmen zur Risikominimierung
  • Kontinuierliche Überwachung und Kontrolle
  • Transparente Dokumentation und Berichterstattung

Due Diligence vs. Compliance

Während Compliance im Einkauf die Einhaltung bestehender Vorschriften sicherstellt, geht Due Diligence darüber hinaus. Sie erfordert proaktive Sorgfalt und vorausschauende Risikoanalyse, auch ohne explizite gesetzliche Vorgaben.

Bedeutung von Due Diligence im Einkauf

Im Beschaffungswesen erstreckt sich Due Diligence auf die gesamte Lieferkette. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet Unternehmen zur systematischen Prüfung von Menschenrechts- und Umweltrisiken bei Geschäftspartnern.

Umsetzung, Pflichten und Nachweise

Die praktische Umsetzung von Due Diligence erfordert strukturierte Prozesse und klare Verantwortlichkeiten.

Implementierung von Sorgfaltspflichten

Erfolgreiche Due Diligence-Prozesse basieren auf systematischen Ansätzen:

  • Entwicklung einer Corporate Sustainability Due Diligence-Strategie
  • Etablierung von Risikomanagement-Systemen
  • Integration in bestehende Einkaufsprozesse
  • Schulung der Mitarbeiter und Sensibilisierung

Lieferantenbewertung und -überwachung

Die Bewertung von Geschäftspartnern erfolgt mehrstufig. EcoVadis-Ratings und Supplier Codes of Conduct unterstützen die systematische Lieferantenprüfung und kontinuierliche Überwachung.

Dokumentation und Nachweisführung

Rechtssichere Due Diligence erfordert lückenlose Dokumentation. Unternehmen müssen Prüfschritte, Bewertungsergebnisse und Korrekturmaßnahmen nachvollziehbar dokumentieren und regelmäßig über ihre Sorgfaltspflichten berichten.

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Compliance-Kennzahlen und Quoten für Due Diligence

Messbare Kennzahlen ermöglichen die Bewertung und Steuerung von Due Diligence-Aktivitäten.

Lieferanten-Compliance-Metriken

Zentrale Kennzahlen zur Lieferantenbewertung umfassen:

  • Anteil geprüfter Lieferanten am Gesamteinkaufsvolumen
  • Durchschnittliche ESG-Risk-Ratings der Lieferantenbasis
  • Anzahl identifizierter und behobener Compliance-Verstöße
  • Zeit bis zur Behebung kritischer Risiken

Nachhaltigkeits- und Umweltkennzahlen

Umweltbezogene Due Diligence wird durch spezifische Indikatoren gemessen. Product Carbon Footprints und Recyclingquoten dokumentieren die Nachhaltigkeitsleistung der Lieferkette.

Prozesseffizienz-Indikatoren

Die Wirksamkeit von Due Diligence-Prozessen wird durch Durchlaufzeiten, Vollständigkeit der Dokumentation und Kosten pro geprüftem Lieferanten bewertet. GRI-Standards bieten einen strukturierten Rahmen für die Berichterstattung.

Compliance-Risiken und Kontrollen zu Due Diligence

Unzureichende Due Diligence kann zu erheblichen rechtlichen, finanziellen und reputativen Schäden führen.

Rechtliche und finanzielle Risiken

Verstöße gegen Sorgfaltspflichten ziehen empfindliche Sanktionen nach sich:

  • Bußgelder bis zu 2% des weltweiten Jahresumsatzes
  • Ausschluss von öffentlichen Ausschreibungen
  • Zivilrechtliche Haftungsansprüche
  • Erhöhte Prüfungsintensität durch Behörden

Reputations- und Geschäftsrisiken

Sorgfaltspflichtverletzungen können das Unternehmensimage nachhaltig schädigen. Whistleblowing-Systeme und mediale Aufmerksamkeit verstärken die Transparenz und erhöhen den Druck auf Unternehmen.

Operative Kontrollmaßnahmen

Effektive Risikokontrollen umfassen regelmäßige Energieaudits bei Lieferanten, Kinderarbeitsrisiko-Bewertungen und die Implementierung von Hinweisgebersystemen zur frühzeitigen Risikoerkennung.

Due Diligence: Sorgfaltspflichten und Compliance im Einkauf

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Praxisbeispiel

Ein Automobilhersteller implementiert Due Diligence für seine Batterielieferkette. Das Unternehmen führt systematische Prüfungen der Kobalt-Lieferanten durch, um Kinderarbeit und Umweltschäden zu vermeiden. Dabei werden Vor-Ort-Audits, Zertifizierungsprüfungen und kontinuierliche Überwachung kombiniert.

  1. Risikoanalyse der Rohstoffherkunft und Identifikation kritischer Lieferanten
  2. Implementierung von Überwachungssystemen und regelmäßigen Audits
  3. Entwicklung von Korrekturmaßnahmen und alternativen Beschaffungsquellen

Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen

Due Diligence entwickelt sich kontinuierlich weiter und wird durch neue Technologien und Regulierungen geprägt.

Digitalisierung der Sorgfaltspflichten

Künstliche Intelligenz revolutioniert Due Diligence-Prozesse durch automatisierte Risikoanalysen und Echtzeitüberwachung. KI-basierte Systeme können große Datenmengen analysieren und Risikoindikatoren frühzeitig identifizieren, wodurch die Effizienz und Genauigkeit der Sorgfaltsprüfung erheblich verbessert wird.

Erweiterte Regulierungslandschaft

Die Corporate Sustainability Reporting Directive und die geplante Corporate Sustainability Due Diligence Directive verschärfen die Anforderungen. Unternehmen müssen ihre Sorgfaltspflichten ausweiten und detaillierter berichten.

Fokus auf Klimarisiken

Umwelt- und Klimaaspekte gewinnen an Bedeutung. Die EU-Taxonomie und Scope-3-Emissionen werden zu zentralen Elementen der Due Diligence-Prüfung in der Lieferkette.

Fazit

Due Diligence entwickelt sich von einer freiwilligen Sorgfaltspflicht zu einer rechtlichen Notwendigkeit im modernen Einkauf. Unternehmen, die systematische Due Diligence-Prozesse implementieren, reduzieren nicht nur Compliance-Risiken, sondern schaffen auch nachhaltige Wettbewerbsvorteile. Die Integration von Technologie und die Fokussierung auf Nachhaltigkeit werden die Zukunft der Sorgfaltspflichten prägen.

FAQ

Was bedeutet Due Diligence im Einkauf konkret?

Due Diligence im Einkauf umfasst die systematische Prüfung von Lieferanten auf Compliance-, Nachhaltigkeits- und Geschäftsrisiken. Dazu gehören Bonitätsprüfungen, Zertifizierungskontrollen, Vor-Ort-Audits und kontinuierliche Überwachung der Geschäftspartner entlang der gesamten Lieferkette.

Welche Unternehmen sind zur Due Diligence verpflichtet?

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern (ab 2024: 1.000 Mitarbeiter) zur Due Diligence. Zusätzlich können branchenspezifische Regelungen und Kundenanforderungen weitere Unternehmen zur Sorgfaltsprüfung verpflichten.

Wie dokumentiert man Due Diligence-Prozesse rechtssicher?

Rechtssichere Dokumentation erfordert lückenlose Aufzeichnung aller Prüfschritte, Bewertungsergebnisse und Korrekturmaßnahmen. Unternehmen müssen Audit-Berichte, Zertifikate, Korrespondenz mit Lieferanten und Maßnahmenpläne systematisch archivieren und jährlich über ihre Sorgfaltspflichten berichten.

Welche Kosten entstehen durch Due Diligence-Maßnahmen?

Due Diligence-Kosten umfassen Personal-, System- und Auditkosten sowie mögliche Lieferantenwechsel. Langfristig reduzieren effektive Sorgfaltspflichten jedoch Risiko- und Compliance-Kosten erheblich und schaffen Wettbewerbsvorteile durch verbesserte Lieferantenqualität und Reputation.

Due Diligence: Sorgfaltspflichten und Compliance im Einkauf

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