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Einkaufslexikon

Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD): EU-Richtlinie für nachhaltige Sorgfaltspflichten

November 19, 2025

Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) ist eine wegweisende EU-Richtlinie, die Unternehmen zu umfassenden Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten verpflichtet. Sie zielt darauf ab, Menschenrechte und Umweltstandards entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu gewährleisten und stellt damit neue Anforderungen an die Beschaffung. Erfahren Sie im Folgenden, was die CSDDD umfasst, welche Pflichten sie für Einkäufer mit sich bringt und wie Sie die Compliance-Anforderungen erfolgreich umsetzen.

Key Facts

  • EU-weite Richtlinie zur Durchsetzung von Menschenrechts- und Umweltstandards in Lieferketten
  • Betrifft Unternehmen ab 500 Mitarbeitern und 150 Millionen Euro Umsatz sowie kleinere Unternehmen in Risikosektoren
  • Verpflichtet zu systematischer Risikoidentifikation, Präventionsmaßnahmen und regelmäßiger Überwachung
  • Einführung von Haftungsregelungen für Schäden durch Sorgfaltspflichtverletzungen
  • Nationale Umsetzung bis 2026 mit schrittweiser Anwendung ab 2027

Inhalt

Was ist das Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD)?

Die CSDDD etabliert einen einheitlichen europäischen Rechtsrahmen für unternehmerische Sorgfaltspflichten im Bereich Nachhaltigkeit.

Kernelemente der CSDDD

Die Richtlinie umfasst systematische Anforderungen zur Identifikation, Bewertung und Minderung von Nachhaltigkeitsrisiken. Unternehmen müssen ihre gesamte Wertschöpfungskette auf Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden überprüfen.

  • Risikoanalyse und -bewertung in der Lieferkette
  • Implementierung von Präventions- und Abhilfemaßnahmen
  • Kontinuierliche Überwachung und Berichterstattung
  • Beschwerdemechanismen für Betroffene

CSDDD vs. deutsches Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz

Während das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz bereits nationale Regelungen schafft, geht die CSDDD weiter. Sie erweitert den Anwendungsbereich auf kleinere Unternehmen und führt zivilrechtliche Haftung ein.

Bedeutung der CSDDD im Einkauf

Für Einkaufsorganisationen bedeutet die CSDDD eine fundamentale Neuausrichtung der Lieferantenbewertung. Due Diligence-Prozesse müssen systematisch ausgebaut und in alle Beschaffungsentscheidungen integriert werden.

Umsetzung, Pflichten und Nachweise

Die praktische Umsetzung der CSDDD erfordert strukturierte Prozesse und klare Verantwortlichkeiten in der Beschaffungsorganisation.

Systematische Risikoidentifikation

Unternehmen müssen ihre Lieferketten systematisch auf Nachhaltigkeitsrisiken analysieren. Dies umfasst die Bewertung direkter und indirekter Geschäftspartner sowie deren vorgelagerte Wertschöpfungsstufen.

  • Mapping der gesamten Lieferkette
  • Länderspezifische Risikobewertung
  • Branchenspezifische Gefährdungsanalyse

Präventions- und Abhilfemaßnahmen

Nach der Risikoidentifikation sind angemessene Maßnahmen zur Risikominderung zu implementieren. Der Supplier Code of Conduct wird dabei zum zentralen Steuerungsinstrument.

Dokumentation und Nachweisführung

Die CSDDD verlangt umfassende Dokumentation aller Sorgfaltspflichtmaßnahmen. Compliance-Systeme müssen entsprechend erweitert werden, um die erforderlichen Nachweise zu erbringen.

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Compliance-KPIs & Nachweise zu CSDDD

Effektive CSDDD-Compliance erfordert messbare Kennzahlen und systematische Nachweisführung.

Lieferkettenabdeckung und -transparenz

Der Grad der Lieferkettenabdeckung ist ein zentraler Indikator für CSDDD-Compliance. Unternehmen müssen den Anteil ihrer bewerteten Lieferanten und die Tiefe der Lieferkettenanalyse kontinuierlich steigern.

  • Prozentsatz bewerteter Tier-1 und Tier-2 Lieferanten
  • Abdeckungsgrad kritischer Warengruppen
  • Vollständigkeit der Lieferantendokumentation

Risikobewertung und Maßnahmenwirksamkeit

Die Effektivität der Sorgfaltspflichtmaßnahmen muss durch konkrete Kennzahlen belegt werden. EcoVadis-Ratings und ähnliche Bewertungssysteme liefern standardisierte Vergleichsmaßstäbe.

Incident-Management und Abhilfemaßnahmen

Die Anzahl identifizierter Risiken und die Geschwindigkeit ihrer Behebung sind wichtige Compliance-Indikatoren. Systematisches Beschwerdemanagement dokumentiert die Wirksamkeit der implementierten Kontrollsysteme.

Compliance-Risiken und Kontrollen zu CSDDD

Die CSDDD-Nichteinhaltung birgt erhebliche rechtliche, finanzielle und reputative Risiken für Unternehmen.

Haftungsrisiken und Sanktionen

Die Richtlinie führt zivilrechtliche Haftung für Schäden durch Sorgfaltspflichtverletzungen ein. Betroffene können Schadensersatz direkt vom Unternehmen fordern, wenn nachweisbare Schäden durch unzureichende Due Diligence entstanden sind.

Operative Compliance-Herausforderungen

Die komplexe Lieferkettenstruktur erschwert die vollständige Risikoerfassung. Besonders kritisch sind mehrstufige Lieferketten in Hochrisikosektoren, wo Transparenz begrenzt ist.

  • Unvollständige Lieferantendaten
  • Mangelnde Kooperationsbereitschaft von Sublieferanten
  • Ressourcenintensive Überwachungsprozesse

Reputations- und Geschäftsrisiken

CSDDD-Verstöße können zu erheblichen Reputationsschäden führen. Hinweisgebersysteme verstärken die öffentliche Aufmerksamkeit für Compliance-Defizite und können Geschäftsbeziehungen gefährden.

Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) im Einkauf

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Praxisbeispiel

Ein deutscher Automobilhersteller implementiert CSDDD-konforme Sorgfaltspflichten für seine Batterielieferkette. Das Unternehmen führt zunächst ein umfassendes Lieferanten-Mapping durch und identifiziert kritische Rohstoffquellen in der Demokratischen Republik Kongo. Anschließend werden alle Tier-1 Lieferanten verpflichtet, detaillierte Nachweise über ihre vorgelagerten Beschaffungsquellen zu erbringen. Ein digitales Monitoring-System überwacht kontinuierlich Risikoindikatoren und löst bei Auffälligkeiten automatische Prüfprozesse aus.

  • Vollständige Kartierung der Batterielieferkette bis zur Rohstoffebene
  • Implementierung eines digitalen Compliance-Dashboards
  • Etablierung regelmäßiger Lieferanten-Audits in Hochrisikoregionen

Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen

Die CSDDD-Umsetzung wird durch technologische Innovationen und sich wandelnde Stakeholder-Erwartungen geprägt.

Digitalisierung der Sorgfaltspflichten

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Lieferkettenüberwachung durch automatisierte Risikoerkennung und kontinuierliches Monitoring. KI-basierte Systeme können große Datenmengen analysieren und Risikoindikatoren in Echtzeit identifizieren.

Verschärfung der Enforcement-Mechanismen

Nationale Aufsichtsbehörden entwickeln zunehmend strengere Kontrollmechanismen. Die Bußgeldrahmen werden erheblich ausgeweitet, was ESG-Risikobewertungen zu einem kritischen Erfolgsfaktor macht.

Integration in Nachhaltigkeitsberichterstattung

Die CSDDD-Compliance wird zunehmend mit der Corporate Sustainability Reporting Directive verknüpft. Unternehmen müssen ihre Sorgfaltspflichtmaßnahmen transparent kommunizieren und deren Wirksamkeit belegen.

Fazit

Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive markiert einen Paradigmenwechsel in der europäischen Unternehmensverantwortung und stellt Einkaufsorganisationen vor grundlegende Herausforderungen. Die erfolgreiche Umsetzung erfordert systematische Prozesse, digitale Unterstützung und eine enge Integration in die strategische Beschaffungsplanung. Unternehmen, die frühzeitig in robuste Compliance-Systeme investieren, können Wettbewerbsvorteile erzielen und gleichzeitig rechtliche Risiken minimieren. Die CSDDD wird die Lieferkettengestaltung nachhaltig prägen und zu einem zentralen Erfolgsfaktor für nachhaltiges Wirtschaften.

FAQ

Welche Unternehmen sind von der CSDDD betroffen?

Die CSDDD gilt für EU-Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern und 150 Millionen Euro Jahresumsatz. Kleinere Unternehmen in Hochrisikosektoren wie Textil, Landwirtschaft oder Bergbau sind bereits ab 250 Mitarbeitern und 40 Millionen Euro Umsatz erfasst. Auch Drittstaatenunternehmen mit entsprechenden EU-Umsätzen unterliegen der Richtlinie.

Wie unterscheidet sich die CSDDD vom deutschen LkSG?

Die CSDDD geht über das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz hinaus, indem sie zivilrechtliche Haftung einführt und den Anwendungsbereich auf kleinere Unternehmen erweitert. Zudem sind die Sorgfaltspflichten umfassender definiert und umfassen auch Klimaschutzmaßnahmen gemäß dem Pariser Klimaabkommen.

Welche Sanktionen drohen bei CSDDD-Verstößen?

Neben Bußgeldern von bis zu 5% des weltweiten Jahresumsatzes können Unternehmen zivilrechtlich für Schäden haftbar gemacht werden. Zusätzlich sind Ausschlüsse von öffentlichen Aufträgen möglich. Die Durchsetzung erfolgt durch nationale Aufsichtsbehörden mit erweiterten Kontrollbefugnissen.

Wie kann die Compliance-Umsetzung digitalisiert werden?

Moderne Compliance-Systeme nutzen KI-basierte Risikoanalysen, automatisierte Lieferantenbewertungen und Blockchain-Technologie für die Nachverfolgbarkeit. Digitale Plattformen ermöglichen Echtzeit-Monitoring und vereinfachen die erforderliche Dokumentation erheblich.

Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) im Einkauf

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