Einkaufslexikon
Target Costing: Strategische Kostenplanung im Einkauf
November 19, 2025
Target Costing ist eine strategische Kostenmanagement-Methode, die vom gewünschten Marktpreis ausgeht und daraus die maximal zulässigen Produktkosten ableitet. Im Einkauf ermöglicht diese Methode eine proaktive Kostensteuerung bereits in der Entwicklungsphase neuer Produkte oder Services. Erfahren Sie im Folgenden, was Target Costing genau bedeutet, welche Methoden zur Anwendung kommen und wie Sie diese Strategie erfolgreich in Ihrem Beschaffungsmanagement implementieren.
Key Facts
- Target Costing arbeitet vom Marktpreis rückwärts zu den Zielkosten
- Die Methode integriert Einkauf, Entwicklung und Controlling in einem gemeinsamen Kostenmanagement-Ansatz
- Typische Kosteneinsparungen von 10-30% gegenüber traditioneller Kostenplanung
- Besonders effektiv bei Neuprodukten und komplexen Beschaffungsprojekten
- Erfordert enge Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Abteilungen
Inhalt
Definition: Target Costing
Target Costing stellt die traditionelle Kostenrechnung auf den Kopf und beginnt mit dem am Markt erzielbaren Preis.
Grundprinzipien des Target Costing
Das Verfahren basiert auf der Formel: Zielkosten = Marktpreis - gewünschte Gewinnmarge. Diese marktorientierte Herangehensweise zwingt alle Beteiligten dazu, Kostenziele nicht als gegeben hinzunehmen, sondern aktiv zu gestalten. Die Zielkostenrechnung wird dabei zum zentralen Steuerungsinstrument.
Target Costing vs. traditionelle Kostenrechnung
Während traditionelle Ansätze von den Ist-Kosten ausgehen und darauf einen Gewinnaufschlag kalkulieren, definiert Target Costing zunächst den Zielpreis am Markt. Die Kostentreiberanalyse identifiziert anschließend die wesentlichen Einflussfaktoren auf die Gesamtkosten.
Bedeutung von Target Costing im Einkauf
Für den Einkauf bedeutet Target Costing eine fundamentale Neuausrichtung der Lieferantenbeziehungen. Statt Preisverhandlungen nach dem Motto "Was kostet es?" steht die Frage "Was darf es kosten?" im Mittelpunkt. Dies erfordert eine intensive Zusammenarbeit mit Lieferanten bereits in frühen Entwicklungsphasen.
Methoden und Vorgehen bei Target Costing
Die erfolgreiche Implementierung von Target Costing erfordert strukturierte Vorgehensweisen und bewährte Methoden.
Marktpreis- und Zielkostenermittlung
Der erste Schritt umfasst eine detaillierte Marktanalyse zur Bestimmung des erzielbaren Verkaufspreises. Anschließend wird die gewünschte Gewinnmarge subtrahiert, um die Zielkosten zu definieren. Die Preisanfrage bei potenziellen Lieferanten liefert erste Anhaltspunkte für die Realisierbarkeit der Kostenziele.
Funktions- und Komponentenanalyse
Die Zielkosten werden systematisch auf Funktionen und Komponenten heruntergebrochen. Jede Funktion erhält ein spezifisches Kostenbudget basierend auf ihrem Wertbeitrag für den Kunden. Die Wertanalyse unterstützt dabei die objektive Bewertung einzelner Produktmerkmale und deren Kostenbeitrag.
Lieferantenintegration und Kostensenkungsmaßnahmen
Lieferanten werden frühzeitig in den Target Costing-Prozess eingebunden und bei der Entwicklung kostenoptimierter Lösungen unterstützt. Gemeinsame Workshops identifizieren Kostensenkungspotenziale durch Materialsubstitution, Designänderungen oder Prozessoptimierungen. Das Should Costing hilft dabei, realistische Kostenziele für einzelne Komponenten zu definieren.

Tacto Intelligence
Vereint tiefes Einkaufswissen mit den leistungsstärksten KI-Agenten für einen starken Einkauf.
Wichtige KPIs für Target Costing
Erfolgreiche Target Costing-Implementierung erfordert die Überwachung spezifischer Kennzahlen zur Steuerung und Erfolgsmessung.
Zielerreichungsgrad und Kostenabweichungen
Der Zielerreichungsgrad misst, wie nah die tatsächlichen Kosten an den definierten Zielkosten liegen. Typische Zielwerte liegen bei 95-105% der ursprünglich definierten Zielkosten. Systematische Abweichungsanalysen identifizieren Verbesserungspotenziale für zukünftige Projekte. Die Purchase Price Variance dokumentiert dabei die Preisabweichungen zu den ursprünglichen Planwerten.
Time-to-Market und Entwicklungseffizienz
Target Costing-Projekte sollten die Markteinführungszeit nicht verlängern. Die Kennzahl "Entwicklungszeit bis Zielkostenerreichung" misst die Effizienz des Prozesses. Erfolgreiche Implementierungen reduzieren die Entwicklungszeit um 10-20% gegenüber traditionellen Ansätzen durch frühzeitige Kostenoptimierung.
Lieferantenperformance und Innovationsbeitrag
Die Anzahl der Kostensenkungsvorschläge pro Lieferant und deren Umsetzungsquote zeigen die Qualität der Lieferantenintegration. Erfolgreiche Target Costing-Programme generieren durchschnittlich 3-5 umsetzbare Kostensenkungsideen pro Lieferant und Projekt. Das Savings Realized dokumentiert die tatsächlich erreichten Kosteneinsparungen.
Risikofaktoren und Kontrollen bei Target Costing
Die Anwendung von Target Costing birgt spezifische Risiken, die durch geeignete Kontrollmechanismen minimiert werden müssen.
Unrealistische Kostenziele
Zu aggressive Zielkosten können zu Qualitätsproblemen oder Lieferantenausfällen führen. Eine fundierte Marktanalyse und realistische Gewinnmargen sind essentiell für erreichbare Kostenziele. Die Kosten-Nutzen-Analyse hilft bei der objektiven Bewertung der Zielkostenerreichbarkeit.
Lieferantenabhängigkeiten
Die intensive Zusammenarbeit mit wenigen Lieferanten kann zu kritischen Abhängigkeiten führen. Diversifizierungsstrategien und alternative Lieferantenoptionen reduzieren dieses Risiko. Regelmäßige Preisverhandlungen stellen sicher, dass Kostenziele auch langfristig eingehalten werden.
Komplexität und Ressourcenbedarf
Target Costing erfordert erhebliche personelle und zeitliche Ressourcen, besonders in der Einführungsphase. Unzureichende Schulungen oder mangelnde Unterstützung durch das Management können zum Scheitern führen. Ein strukturiertes Controlling im Einkauf überwacht den Implementierungsfortschritt und identifiziert Problembereiche frühzeitig.
Praxisbeispiel
Ein Automobilhersteller entwickelt ein neues Elektrofahrzeug mit einem Zielverkaufspreis von 35.000 Euro. Nach Abzug der gewünschten Gewinnmarge von 15% und Vertriebskosten ergeben sich Zielkosten von 28.000 Euro. Das Batteriesystem erhält basierend auf seinem Wertbeitrag ein Kostenbudget von 8.000 Euro. Durch intensive Zusammenarbeit mit Batterielieferanten werden alternative Zellchemien und optimierte Kühlsysteme entwickelt, die das Kostenziel um 5% unterschreiten und gleichzeitig die Reichweite um 10% erhöhen.
- Marktpreis-basierte Zielkostendefinition: 28.000 Euro Gesamtkosten
- Funktionsbezogene Kostenallokation auf Hauptkomponenten
- Lieferantenintegration führt zu Kosteneinsparung und Leistungssteigerung
Trends & Entwicklungen rund um Target Costing
Target Costing entwickelt sich kontinuierlich weiter und integriert neue Technologien sowie veränderte Marktanforderungen.
Digitalisierung und KI-Unterstützung
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Kostenprognose und -analyse im Target Costing. Machine Learning-Algorithmen analysieren historische Kostendaten und Markttrends, um präzisere Zielkosten zu ermitteln. Automatisierte Cost Breakdown-Analysen beschleunigen die Komponentenbewertung erheblich.
Nachhaltigkeits-orientiertes Target Costing
Umwelt- und Sozialkosten fließen zunehmend in die Zielkostendefinition ein. Life Cycle Costing erweitert die traditionelle Betrachtung um Nachhaltigkeitsaspekte über den gesamten Produktlebenszyklus. Die Total Cost of Ownership berücksichtigt dabei auch externe Effekte wie CO2-Emissionen oder Recyclingkosten.
Agile Target Costing-Methoden
Verkürzte Produktlebenszyklen erfordern flexiblere Target Costing-Ansätze. Iterative Kostenzielanpassungen ermöglichen schnelle Reaktionen auf Marktveränderungen. Kontinuierliche Soll-Ist-Vergleiche gewährleisten dabei die Kostenkontrolle auch bei agilen Entwicklungsprozessen.
Fazit
Target Costing revolutioniert das traditionelle Kostenmanagement durch seine marktorientierte Herangehensweise und ermöglicht nachhaltige Kostensenkungen von 10-30%. Die Methode erfordert jedoch eine fundamentale Neuausrichtung der Beschaffungsprozesse und intensive Lieferantenkooperationen. Erfolgreiche Implementierung setzt realistische Zielkostendefinition, strukturierte Vorgehensweisen und kontinuierliche Erfolgskontrolle voraus. Target Costing wird damit zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, die Kostenführerschaft mit Innovationskraft verbinden möchten.
FAQ
Was unterscheidet Target Costing von herkömmlicher Kostenrechnung?
Target Costing beginnt mit dem Marktpreis und arbeitet rückwärts zu den Zielkosten, während traditionelle Kostenrechnung von den Ist-Kosten ausgeht und einen Gewinnaufschlag addiert. Diese marktorientierte Herangehensweise zwingt zu innovativen Kostensenkungsmaßnahmen und engerer Lieferantenkooperation.
Wann ist Target Costing besonders sinnvoll?
Target Costing eignet sich besonders für Neuprodukentwicklungen, komplexe Beschaffungsprojekte und Märkte mit intensivem Preisdruck. Die Methode ist weniger geeignet für Standardprodukte oder Märkte mit geringer Preistransparenz, da hier die Marktpreisbestimmung schwierig wird.
Wie bindet man Lieferanten erfolgreich in Target Costing ein?
Erfolgreiche Lieferantenintegration erfordert frühzeitige Einbindung bereits in der Konzeptphase, transparente Kommunikation der Kostenziele und gemeinsame Entwicklungsworkshops. Langfristige Partnerschaften und faire Risikoverteilung motivieren Lieferanten zur aktiven Mitarbeit bei Kostensenkungsmaßnahmen.
Welche Risiken birgt Target Costing?
Hauptrisiken sind unrealistische Kostenziele, die zu Qualitätsproblemen führen können, sowie erhöhte Lieferantenabhängigkeiten durch intensive Kooperationen. Unzureichende Ressourcenplanung und mangelnde Managementunterstützung können die Implementierung gefährden. Regelmäßige Kontrollen und realistische Zielkostendefinition minimieren diese Risiken.



.avif)


.png)




.png)
.png)