Einkaufslexikon
Procure-to-Pay (P2P): Definition, Prozessschritte und Optimierung
November 19, 2025
Procure-to-Pay (P2P) bezeichnet den vollständigen Beschaffungsprozess von der Bedarfsermittlung bis zur finalen Rechnungsbegleichung. Dieser End-to-End-Prozess umfasst alle Schritte der operativen Beschaffung und bildet das Rückgrat effizienter Einkaufsorganisationen. Erfahren Sie im Folgenden, was Procure-to-Pay umfasst, welche Prozessschritte entscheidend sind und wie Sie P2P-Abläufe optimal gestalten.
Key Facts
- P2P umfasst den gesamten operativen Beschaffungszyklus von der Anforderung bis zur Zahlung
- Typische Durchlaufzeiten liegen zwischen 5-15 Werktagen je nach Komplexität
- Automatisierung kann Prozesskosten um bis zu 70% reduzieren
- Integration von ERP-Systemen und E-Procurement-Lösungen ist erfolgskritisch
- Three-Way-Match zwischen Bestellung, Wareneingang und Rechnung gewährleistet Compliance
Inhalt
Was ist Procure-to-Pay (P2P)? Definition des Prozesses
Procure-to-Pay beschreibt den durchgängigen Beschaffungsprozess von der ersten Bedarfsanforderung bis zur abschließenden Rechnungsbegleichung.
Kernelemente des P2P-Prozesses
Der P2P-Prozess gliedert sich in mehrere aufeinander aufbauende Phasen. Diese umfassen die Bedarfsermittlung, Bestellabwicklung, Wareneingang und Rechnungsverarbeitung. Jede Phase erfordert spezifische Kontrollen und Freigabemechanismen.
- Requisition-to-Order: Bedarfsanforderung bis Bestellfreigabe
- Order-to-Receipt: Bestellung bis Wareneingang
- Receipt-to-Payment: Wareneingang bis Rechnungsbegleichung
P2P vs. Source-to-Pay
Während P2P den operativen Beschaffungsprozess abdeckt, umfasst Source-to-Pay zusätzlich strategische Sourcing-Aktivitäten. P2P fokussiert auf Effizienz und Compliance bei wiederkehrenden Beschaffungsvorgängen, während S2P die gesamte Wertschöpfungskette von der Lieferantenidentifikation bis zur Zahlung betrachtet.
Bedeutung von P2P im Einkauf
Ein optimierter P2P-Prozess reduziert Beschaffungskosten, verkürzt Durchlaufzeiten und erhöht die Transparenz. Durch E-Procurement-Lösungen und automatisierte Workflows können Unternehmen ihre operative Effizienz deutlich steigern und gleichzeitig Compliance-Anforderungen erfüllen.
Prozessschritte und Verantwortlichkeiten
Die erfolgreiche Umsetzung von P2P erfordert klar definierte Prozessschritte und eindeutige Verantwortlichkeiten zwischen Fachbereichen und Einkauf.
Bedarfsanforderung und Freigabe
Der Prozess beginnt mit der Bedarfsanforderung durch den Fachbereich. Freigabegrenzen und das Vier-Augen-Prinzip gewährleisten dabei die notwendige Kontrolle. Moderne Systeme unterstützen mobile Freigabeprozesse für beschleunigte Abläufe.
- Bedarfserfassung mit Spezifikation und Budgetprüfung
- Automatische Weiterleitung an zuständige Genehmiger
- Freigabe nach definierten Eskalationsstufen
Bestellabwicklung und Lieferantenmanagement
Nach der Freigabe erfolgt die Bestellauslösung gemäß hinterlegter Beschaffungsrichtlinien. Die Integration von Lieferantenkatalogen und Punchout-Systemen ermöglicht eine effiziente Artikelauswahl und Preisvalidierung.
Wareneingang und Rechnungsverarbeitung
Der Three-Way-Match zwischen Bestellung, Lieferschein und Rechnung bildet das Herzstück der P2P-Kontrolle. Automatisierte Rechnungsverarbeitung reduziert manuelle Aufwände und beschleunigt die Zahlungsabwicklung erheblich.

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Wichtige KPIs und Zielgrößen für P2P
Effektive P2P-Steuerung erfordert aussagekräftige Kennzahlen zur Messung von Effizienz, Qualität und Compliance der Beschaffungsprozesse.
Prozesseffizienz-Kennzahlen
Die Cycle Time misst die Durchlaufzeit vom Bedarfsantrag bis zur Rechnungsbegleichung. Touchless Processing Rate zeigt den Automatisierungsgrad automatisch verarbeiteter Transaktionen. Cost per Transaction bewertet die Wirtschaftlichkeit des P2P-Prozesses pro Vorgang.
- Durchschnittliche P2P-Cycle-Time in Werktagen
- Anteil vollautomatisch verarbeiteter Bestellungen
- Prozesskosten pro Bestellung oder Rechnung
Qualitäts- und Compliance-Metriken
First-Time-Right-Rate misst fehlerfreie Erstbearbeitung von Dokumenten. Exception Rate zeigt Häufigkeit manueller Eingriffe bei Abweichungen. Spend-Analysis deckt Maverick Buying und Off-Contract-Spending auf.
Lieferanten-Performance-Indikatoren
On-Time-Delivery-Rate bewertet Termintreue der Lieferanten. Invoice Accuracy Rate misst Qualität eingehender Rechnungen. Supplier Adoption Rate zeigt Nutzung digitaler Beschaffungskanäle durch Lieferanten und beeinflusst direkt die P2P-Effizienz.
Risiken, Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen
P2P-Prozesse bergen verschiedene operative und strategische Risiken, die durch geeignete Kontrollmechanismen und Governance-Strukturen minimiert werden müssen.
Compliance und Kontrollrisiken
Unzureichende Kontrollen können zu Maverick Buying und Compliance-Verstößen führen. Fehlende Workflow-Regeln ermöglichen Umgehung von Freigabeprozessen. Schwache Stammdatenqualität beeinträchtigt Reporting und Analyse-Möglichkeiten.
- Implementierung robuster Freigabe-Workflows
- Regelmäßige Compliance-Audits und Kontrollen
- Kontinuierliche Stammdatenpflege und -validierung
Systemausfälle und Datenintegrität
Technische Ausfälle können den gesamten Beschaffungsprozess lahmlegen. Dateninkonsistenzen zwischen verschiedenen Systemen führen zu Fehlern und Verzögerungen. Unzureichende Backup- und Recovery-Strategien verstärken diese Risiken zusätzlich.
Lieferantenabhängigkeiten
Hohe Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten oder Technologiepartnern kann zu Versorgungsengpässen führen. Supplier Enablement und Diversifikationsstrategien reduzieren diese Risiken. Regelmäßige Lieferantenbewertungen gewährleisten kontinuierliche Leistungsfähigkeit.
Praxisbeispiel
Ein mittelständisches Produktionsunternehmen implementiert eine integrierte P2P-Lösung zur Optimierung seiner Beschaffungsprozesse. Die bisherige papierbasierte Abwicklung mit durchschnittlich 12 Werktagen Durchlaufzeit soll durch digitale Workflows ersetzt werden. Nach der Einführung von E-Procurement mit automatischer Rechnungsverarbeitung reduziert sich die Cycle Time auf 6 Werktage. Gleichzeitig sinken die Prozesskosten um 60% durch Wegfall manueller Tätigkeiten.
- Digitalisierung aller Freigabe-Workflows mit mobiler Unterstützung
- Integration von Lieferantenkatalogen für Standardartikel
- Automatischer Three-Way-Match für 80% aller Rechnungen
Trends & Entwicklungen rund um P2P
Digitalisierung und künstliche Intelligenz transformieren P2P-Prozesse grundlegend und eröffnen neue Möglichkeiten für Effizienzsteigerungen.
KI-gestützte Automatisierung
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Rechnungsverarbeitung durch automatische Texterkennung und intelligente Datenextraktion. Machine Learning optimiert Freigabe-Workflows und erkennt Anomalien in Bestellmustern. Predictive Analytics unterstützt die Bedarfsplanung und Lieferantenauswahl.
- Automatische Rechnungserfassung mit OCR-Technologie
- Intelligente Ausnahmebehandlung bei Abweichungen
- Prädiktive Bedarfsermittlung basierend auf historischen Daten
Cloud-basierte P2P-Plattformen
Software-as-a-Service-Lösungen ermöglichen schnelle Implementierung und kontinuierliche Updates. Supplier Portals verbessern die Zusammenarbeit mit Lieferanten und reduzieren manuelle Kommunikation. Mobile Apps erweitern die Zugänglichkeit für alle Prozessbeteiligten.
Integration und Interoperabilität
Moderne P2P-Systeme integrieren nahtlos mit bestehenden ERP-Landschaften und externen Datenquellen. EDI-Standards und API-basierte Schnittstellen ermöglichen Echtzeitdatenaustausch. Blockchain-Technologie verspricht zusätzliche Transparenz und Sicherheit in der Lieferkette.
Fazit
Procure-to-Pay bildet das operative Rückgrat moderner Beschaffungsorganisationen und ermöglicht erhebliche Effizienzsteigerungen durch Digitalisierung und Automatisierung. Erfolgreiche P2P-Implementierung erfordert durchdachte Prozessgestaltung, robuste Systemintegration und konsequentes Change Management. Die kontinuierliche Weiterentwicklung durch KI und Cloud-Technologien eröffnet zusätzliche Optimierungspotenziale für zukunftsfähige Einkaufsorganisationen.
FAQ
Was unterscheidet P2P von traditioneller Beschaffung?
P2P integriert alle Beschaffungsschritte in einem durchgängigen, digitalisierten Prozess. Traditionelle Beschaffung arbeitet oft mit isolierten Systemen und manuellen Schnittstellen. P2P ermöglicht Echtzeitvisibilität und automatisierte Kontrollen über den gesamten Prozessverlauf.
Welche Systeme sind für P2P erforderlich?
Kernkomponenten sind ERP-System, E-Procurement-Plattform und Rechnungsverarbeitungssoftware. Zusätzlich werden oft Workflow-Engine, Katalogmanagement und Supplier Portal benötigt. Die Integration aller Komponenten ist entscheidend für einen reibungslosen Datenaustausch.
Wie lange dauert eine P2P-Implementierung?
Typische Implementierungsdauer liegt zwischen 6-18 Monaten je nach Komplexität und Systemlandschaft. Pilotprojekte mit ausgewählten Lieferanten können bereits nach 3-4 Monaten starten. Vollständige Ausrollung erfordert Change Management und umfassende Anwenderschulungen.
Welche Kosteneinsparungen sind realistisch?
Prozesskosten können um 50-70% reduziert werden durch Automatisierung und Wegfall manueller Tätigkeiten. Zusätzliche Einsparungen entstehen durch bessere Vertragsnutzung und reduzierte Maverick-Käufe. ROI wird typischerweise innerhalb von 12-24 Monaten erreicht.



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