Die Produktkalkulation ist eine systematische Methode zur Ermittlung und Aufschlüsselung aller relevanten Kosten, die bei der Herstellung eines Produkts entstehen. Sie ermöglicht dem Einkauf eine fundierte Preisverhandlung mit Lieferanten sowie die Identifikation von Kostentreibern und Einsparpotentialen.
Beispiel: Bei der Kalkulation eines Metallbauteils werden Materialkosten (45€), Fertigungskosten (28€), Werkzeugkosten (12€), Logistikkosten (8€) und Gemeinkosten (15€) erfasst, wodurch sich Gesamtkosten von 108€ pro Einheit ergeben und ein Zielpreis von maximal 95€ für Verhandlungen mit Lieferanten festgelegt werden kann.
Die Produktkalkulation ist ein zentrales Instrument im Einkauf und der Beschaffung, das die Ermittlung der Herstellungskosten eines Produkts ermöglicht. Sie umfasst die detaillierte Analyse aller Kostenkomponenten, die bei der Produktion anfallen, wie Materialkosten, Fertigungskosten, Gemeinkosten und weitere Aufwendungen. Ziel der Produktkalkulation ist es, die Gesamtkosten transparent darzustellen, um fundierte Entscheidungen bezüglich Preisbildung, Lieferantenauswahl und Kosteneinsparungen treffen zu können.
Im Procurement-Prozess ist die Produktkalkulation essenziell, um Kosteneffizienz und Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Sie ermöglicht Einkäufern, die Preisforderungen von Lieferanten zu bewerten und gezielt Verhandlungen zu führen. Durch die Transparenz der Kostenstrukturen können potenzielle Einsparungen identifiziert und Make-or-Buy-Analyse fundiert getroffen werden.
Die Produktkalkulation bildet das Rückgrat für fundierte Entscheidungen im Einkauf und der gesamten Wertschöpfungskette. Basierend auf der theoretischen Grundlage ermöglicht sie Unternehmen, die Herstellkosten präzise zu erfassen und wettbewerbsfähige Preise zu gestalten. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass traditionelle Methoden an ihre Grenzen stoßen, insbesondere in dynamischen Märkten mit hohem Kostendruck. Daher wächst der Bedarf an innovativen Ansätzen, die flexibler und marktorientierter sind.
Traditioneller Ansatz: In der traditionellen Kostenrechnung werden die Herstellkosten eines Produkts auf Basis vergangenheitsorientierter Daten ermittelt. Dabei werden sämtliche Einzel- und Gemeinkosten addiert und auf die Produkte verteilt. Werkzeuge wie die Kosten-Nutzen-Analyse oder die Vollkostenrechnung sind gängig. Diese Methode fokussiert sich auf die internen Kostenstrukturen und berücksichtigt selten externe Faktoren. Hauptmerkmale sind die lineare Kostenverteilung und eine geringe Berücksichtigung von Marktanforderungen. Dies führt oft zu weniger wettbewerbsfähigen Preisen und erschwert schnelle Anpassungen an Marktveränderungen.
Target Costing: Im modernen Ansatz des Target Costing steht der Marktpreis im Mittelpunkt der Kalkulation. Ausgehend vom geplanten Verkaufspreis und der angestrebten Gewinnmarge werden zulässige Herstellkosten rückwärts errechnet. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Einkauf, Produktion und Entwicklung schon in der frühen Produktentstehungsphase. Innovative Tools wie Wertanalysen, Kostenstrukturanalysen und Benchmarking werden eingesetzt, um Kostentreiber zu identifizieren und gezielt zu beeinflussen. Der Fokus liegt auf der Optimierung von Funktionen und Kosten unter Berücksichtigung von Kundenanforderungen. Dies ermöglicht eine höhere Wettbewerbsfähigkeit und schnelle Reaktion auf Marktänderungen.
Ein führender Automobilhersteller stand vor der Herausforderung, ein neues Modell zu einem konkurrenzfähigen Preis auf den Markt zu bringen. Durch die Anwendung von Target Costing wurden die zulässigen Herstellkosten auf 20.000 € pro Fahrzeug festgelegt. Interdisziplinäre Teams identifizierten Kostensenkungspotenziale von 15 % durch Materialsubstitution, Prozessoptimierungen und Lieferantenintegration. Die Markteinführung erfolgte termingerecht, und das Fahrzeug erreichte innerhalb eines Jahres einen Marktanteil von 10 %, was den Umsatz um 200 Millionen € steigerte.
Die Produktkalkulation ist ein unverzichtbares Werkzeug im modernen Einkauf, das präzise Kostenanalysen und fundierte Entscheidungen ermöglicht. Durch die systematische Erfassung aller Kostenkomponenten können Unternehmen ihre Verhandlungsposition stärken, Einsparpotenziale identifizieren und strategische Beschaffungsentscheidungen treffen. Mit zunehmender Digitalisierung und KI-gestützten Lösungen wird die Produktkalkulation noch effizienter und dynamischer, was ihre zentrale Rolle im Procurement-Prozess weiter festigt.