Einkaufslexikon
Product Environmental Footprint (PEF): Definition und Anwendung im Einkauf
November 19, 2025
Der Product Environmental Footprint (PEF) ist eine standardisierte Methode zur Bewertung der Umweltauswirkungen von Produkten über ihren gesamten Lebenszyklus. Diese EU-Initiative ermöglicht es Einkäufern, fundierte Entscheidungen auf Basis wissenschaftlich fundierter Umweltdaten zu treffen. Erfahren Sie im Folgenden, was PEF ist, wie die Umsetzung erfolgt und welche Kennzahlen für den Einkauf relevant sind.
Key Facts
- PEF ist eine EU-weite Standardmethode zur Messung von Umweltauswirkungen über 16 Kategorien
- Basiert auf Life Cycle Assessment (LCA) und ermöglicht vergleichbare Produktbewertungen
- Unterstützt Einkäufer bei nachhaltigen Beschaffungsentscheidungen und Lieferantenbewertungen
- Wird zunehmend in EU-Regulierungen und Nachhaltigkeitsberichterstattung integriert
- Ermöglicht Identifikation von Hotspots und Optimierungspotenzialen in der Lieferkette
Inhalt
Was ist der Product Environmental Footprint (PEF)?
Der Product Environmental Footprint (PEF) ist eine von der Europäischen Kommission entwickelte Methode zur einheitlichen Bewertung der Umweltleistung von Produkten und Dienstleistungen.
Kernelemente des PEF-Ansatzes
PEF basiert auf der Lebenszyklusanalyse und bewertet Umweltauswirkungen in 16 Kategorien:
- Klimawandel und Treibhausgasemissionen
- Ozonabbau und Versauerung
- Eutrophierung von Gewässern und Böden
- Ressourcenverbrauch und Toxizität
- Landnutzung und Wasserverbrauch
PEF vs. Product Carbon Footprint
Während der Product Carbon Footprint ausschließlich CO2-Emissionen betrachtet, erfasst PEF ein breiteres Spektrum von Umweltauswirkungen. Das Life Cycle Assessment bildet die methodische Grundlage für beide Ansätze.
Bedeutung von PEF im Einkauf
PEF ermöglicht Einkäufern eine wissenschaftlich fundierte Bewertung der Umweltleistung von Produkten und Lieferanten. Die Methode unterstützt bei der Umsetzung von Compliance-Anforderungen und trägt zur Dekarbonisierung der Lieferkette bei.
Umsetzung, Pflichten und Nachweise
Die praktische Anwendung von PEF erfordert strukturierte Prozesse und klare Verantwortlichkeiten in der Beschaffungsorganisation.
Implementierung in Beschaffungsprozesse
Die Integration von PEF beginnt mit der Anpassung von Lieferantenqualifikationen und Ausschreibungsverfahren. Einkäufer müssen PEF-Kriterien in Bewertungsmatrizen einbinden und entsprechende Nachweise von Lieferanten einfordern.
- Definition von PEF-Anforderungen in Lastenheften
- Schulung der Einkaufsteams zu PEF-Methodik
- Aufbau von Bewertungskompetenzen für Umweltdaten
Datenerhebung und Validierung
Lieferanten müssen PEF-konforme Daten bereitstellen, die nach einheitlichen Standards erhoben wurden. Die Validierung erfolgt durch unabhängige Prüfstellen oder interne Auditprozesse.
Rechtliche Rahmenbedingungen
PEF wird zunehmend in EU-Regulierungen verankert und beeinflusst Corporate Sustainability Due Diligence Prozesse. Die Corporate Sustainability Reporting Directive erfordert entsprechende Berichterstattung.

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Compliance-Kennzahlen und Quoten
Effektive PEF-Implementierung erfordert messbare Kennzahlen zur Überwachung der Umweltleistung und Compliance-Einhaltung.
Umweltleistungskennzahlen
Zentrale KPIs umfassen die 16 PEF-Kategorien mit spezifischen Messgrößen pro Produkteinheit. Diese ermöglichen Benchmarking und kontinuierliche Verbesserung der Beschaffungsleistung.
- CO2-Äquivalente pro Produkteinheit
- Wasserverbrauch und Versauerungspotenzial
- Ressourcenverbrauch und Toxizitätsindikatoren
Lieferanten-Compliance-Quoten
Der Anteil der Lieferanten mit validierten PEF-Daten zeigt die Implementierungsqualität. EcoVadis Ratings können als ergänzende Bewertungsgrundlage dienen.
Prozesseffizienz-Indikatoren
Kennzahlen zur Datenqualität und Validierungsgeschwindigkeit messen die operative Exzellenz der PEF-Implementierung. Die Integration mit GRI Standards ermöglicht standardisierte Berichterstattung.
Compliance-Risiken und Kontrollen zu PEF
Die Implementierung von PEF birgt verschiedene Compliance-Risiken, die durch geeignete Kontrollmechanismen minimiert werden müssen.
Datenqualität und Validierungsrisiken
Unvollständige oder fehlerhafte PEF-Daten können zu falschen Beschaffungsentscheidungen führen. Lieferanten könnten unzureichende oder manipulierte Umweltdaten bereitstellen.
- Implementierung von Vier-Augen-Prinzip bei Datenvalidierung
- Regelmäßige Audits der Lieferantendaten
- Aufbau interner PEF-Expertise
Regulatorische Compliance-Risiken
Nichteinhaltung von PEF-Anforderungen kann zu rechtlichen Konsequenzen und Reputationsschäden führen. Due Diligence Prozesse müssen entsprechend angepasst werden.
Lieferkettenrisiken
Komplexe Lieferketten erschweren die vollständige PEF-Erfassung. Upstream-Emissionen und Scope 3 Emissionen sind oft schwer nachverfolgbar, was zu Compliance-Lücken führen kann.
Praxisbeispiel
Ein Automobilhersteller implementiert PEF zur Bewertung von Batterielieferanten für Elektrofahrzeuge. Das Unternehmen fordert von allen Lieferanten PEF-konforme Daten zu Lithium-Ionen-Batterien, einschließlich Rohstoffgewinnung, Produktion und Transport. Die Bewertung erfolgt anhand der 16 PEF-Kategorien, wobei Klimawandel und Ressourcenverbrauch höchste Priorität haben. Durch die systematische Anwendung identifiziert der Einkauf einen Lieferanten mit 30% geringeren Umweltauswirkungen, der trotz 5% höherer Kosten aufgrund der Gesamtbewertung ausgewählt wird.
- Entwicklung lieferantenspezifischer PEF-Anforderungen
- Integration in bestehende Lieferantenbewertungssysteme
- Kontinuierliches Monitoring und Verbesserung
Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen
PEF entwickelt sich von einer freiwilligen Initiative zu einem regulatorischen Standard mit weitreichenden Auswirkungen auf die Beschaffung.
Digitalisierung und KI-Integration
Künstliche Intelligenz revolutioniert die PEF-Anwendung durch automatisierte Datenanalyse und Mustererkennung. KI-Systeme können komplexe Umweltdaten verarbeiten und Optimierungspotenziale in Echtzeit identifizieren.
- Automatisierte PEF-Berechnungen aus ERP-Systemen
- Predictive Analytics für Umweltauswirkungen
- KI-gestützte Lieferantenbewertung
Regulatorische Entwicklungen
Die EU plant die verpflichtende Einführung von PEF für bestimmte Produktkategorien. Dies beeinflusst EU-Taxonomie Klassifizierungen und CBAM-Berechnungen erheblich.
Branchenspezifische Anwendungen
Verschiedene Industrien entwickeln spezifische PEF-Regeln, die branchenspezifische Umweltauswirkungen berücksichtigen. Dies führt zu differenzierten Anforderungen an Lieferanten und Beschaffungsstrategien.
Fazit
Der Product Environmental Footprint etabliert sich als zentraler Standard für die Bewertung von Umweltauswirkungen in der Beschaffung. Die systematische Implementierung ermöglicht fundierte Entscheidungen und unterstützt regulatorische Compliance-Anforderungen. Einkäufer sollten frühzeitig PEF-Kompetenzen aufbauen und Lieferanten bei der Umsetzung begleiten. Die Integration in bestehende Beschaffungsprozesse schafft langfristige Wettbewerbsvorteile und trägt zur nachhaltigen Transformation der Lieferkette bei.
FAQ
Was unterscheidet PEF von anderen Umweltbewertungsmethoden?
PEF ist eine standardisierte EU-Methode, die 16 Umweltkategorien umfasst und auf einheitlichen Regeln basiert. Im Gegensatz zu proprietären Methoden ermöglicht PEF vergleichbare Bewertungen zwischen verschiedenen Produkten und Lieferanten.
Wie können Einkäufer PEF-Daten von Lieferanten einfordern?
Einkäufer sollten PEF-Anforderungen in Ausschreibungen definieren, entsprechende Schulungen anbieten und schrittweise implementieren. Wichtig ist die Unterstützung der Lieferanten bei der Datenerhebung und Validierung.
Welche Kosten entstehen durch PEF-Implementierung?
Kosten umfassen Schulungen, Software-Tools, externe Beratung und zusätzlichen Aufwand bei Lieferanten. Langfristig können jedoch Kosteneinsparungen durch optimierte Beschaffungsentscheidungen und Risikominimierung entstehen.
Wie wird PEF in der Nachhaltigkeitsberichterstattung verwendet?
PEF-Daten fließen in Scope 3 Emissionsberechnungen ein und unterstützen die Berichterstattung nach GRI Standards und anderen Rahmenwerken. Sie bilden die Grundlage für wissenschaftsbasierte Klimaziele und Nachhaltigkeitskennzahlen.



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