Einkaufslexikon
Vergabevermerk: Definition, Bedeutung und Anwendung im Beschaffungswesen
November 19, 2025
Der Vergabevermerk ist ein zentrales Dokument im öffentlichen Beschaffungswesen, das die Entscheidungsfindung bei Ausschreibungsverfahren transparent und nachvollziehbar dokumentiert. Er dient als rechtssichere Grundlage für die Vergabeentscheidung und stellt die Einhaltung vergaberechtlicher Bestimmungen sicher. Erfahren Sie im Folgenden, was ein Vergabevermerk ist, welche Methoden zur Anwendung kommen und wie Sie ihn strategisch im Einkauf einsetzen.
Key Facts
- Rechtlich vorgeschriebene Dokumentation der Vergabeentscheidung bei öffentlichen Ausschreibungen
- Enthält Bewertungskriterien, Angebotsprüfung und Begründung der Zuschlagsentscheidung
- Muss spätestens bei Vertragsabschluss erstellt und mindestens vier Jahre aufbewahrt werden
- Dient als Nachweis für die ordnungsgemäße Durchführung des Vergabeverfahrens
- Grundlage für eventuelle Nachprüfungsverfahren und Rechtsmittel
Inhalt
Definition: Vergabevermerk
Der Vergabevermerk dokumentiert systematisch alle wesentlichen Schritte und Entscheidungen eines Vergabeverfahrens von der Bedarfsermittlung bis zur Zuschlagserteilung.
Wesentliche Bestandteile des Vergabevermerks
Ein vollständiger Vergabevermerk umfasst mehrere Kernelemente, die das gesamte Vergabeverfahren abbilden:
- Beschreibung des Beschaffungsgegenstands und der Leistungsbeschreibung
- Begründung der gewählten Ausschreibungsstrategie und des Verfahrenstyps
- Dokumentation der Zuschlagskriterien und deren Gewichtung
- Nachweis der ordnungsgemäßen Angebotsprüfung
Vergabevermerk vs. Vergabeakte
Während die Vergabeakte alle Unterlagen des Vergabeverfahrens sammelt, stellt der Vergabevermerk eine strukturierte Zusammenfassung und Bewertung dar. Er fungiert als Entscheidungsprotokoll, das die wesentlichen Überlegungen und Begründungen kompakt dokumentiert.
Bedeutung im öffentlichen Einkauf
Der Vergabevermerk gewährleistet Transparenz und Rechtssicherheit im Beschaffungsprozess. Er ermöglicht eine nachvollziehbare Kontrolle der Vergabeentscheidung und schützt vor rechtlichen Anfechtungen durch unterlegene Bieter.
Methoden und Vorgehen bei Vergabevermerken
Die systematische Erstellung eines Vergabevermerks folgt strukturierten Methoden, die eine vollständige und rechtskonforme Dokumentation sicherstellen.
Strukturierte Dokumentationsmethodik
Eine bewährte Methodik gliedert den Vergabevermerk in chronologische Abschnitte entsprechend dem Vergabezeitplan. Dabei werden alle Verfahrensschritte vom Ausschreibungsverfahren bis zur Zuschlagserteilung lückenlos erfasst.
- Chronologische Erfassung aller Verfahrensschritte
- Systematische Bewertung eingegangener Angebote
- Begründung von Ausschlüssen und Nachforderungen
Bewertungs- und Scoring-Verfahren
Moderne Vergabevermerke nutzen strukturierte Scoring-Modelle zur objektiven Angebotsbewertung. Diese Methodik ermöglicht eine transparente und nachvollziehbare Bewertung anhand definierter Kriterien.
Digitale Dokumentationstools
Elektronische Systeme unterstützen die effiziente Erstellung von Vergabevermerken durch automatisierte Datenübernahme aus dem Electronic Tendering. Dies reduziert Fehlerquellen und gewährleistet eine konsistente Dokumentation.

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Kennzahlen zur Steuerung
Systematische Kennzahlen ermöglichen die Überwachung der Qualität und Effizienz bei der Erstellung von Vergabevermerken.
Dokumentationsqualität und Vollständigkeit
Die Vollständigkeitsquote misst den Anteil ordnungsgemäß dokumentierter Vergabeverfahren. Zielwerte von über 95% gewährleisten rechtssichere Dokumentation und minimieren Anfechtungsrisiken.
- Vollständigkeitsquote der Vergabevermerke
- Durchschnittliche Bearbeitungszeit pro Vermerk
- Anzahl nachträglicher Korrekturen
Verfahrenseffizienz und Zeitmanagement
Die durchschnittliche Erstellungszeit pro Vergabevermerk zeigt Optimierungspotentiale auf. Benchmarks orientieren sich am Verfahrensvolumen und der Komplexität des Vergabeverfahrens.
Rechtssicherheit und Erfolgsquote
Die Erfolgsquote bei Nachprüfungsverfahren reflektiert die Qualität der Vergabedokumentation. Hohe Erfolgsquoten über 90% bestätigen die ordnungsgemäße Verfahrensdurchführung und reduzieren rechtliche Risiken erheblich.
Risikofaktoren und Kontrollen bei Vergabevermerken
Unvollständige oder fehlerhafte Vergabevermerke können zu rechtlichen Anfechtungen und Verfahrensverzögerungen führen, die erhebliche Kosten verursachen.
Rechtliche Anfechtungsrisiken
Lückenhafte Dokumentation oder unzureichende Begründungen bieten Angriffspunkte für Bieterrügen und Nachprüfungsverfahren. Besonders kritisch sind unvollständige Bewertungsdokumentationen und fehlende Ausschlussbegründungen.
- Unvollständige Angebotsbewertung
- Fehlende Begründung von Ausschlüssen
- Nicht nachvollziehbare Gewichtungen
Compliance- und Verfahrensfehler
Verstöße gegen Vergaberichtlinien durch unzureichende Dokumentation können zur Aufhebung des gesamten Verfahrens führen. Regelmäßige Qualitätskontrollen und Vier-Augen-Prinzip minimieren diese Risiken.
Datenschutz und Vertraulichkeit
Vergabevermerke enthalten sensible Unternehmensdaten, deren unsachgemäße Behandlung zu Datenschutzverletzungen führen kann. Strukturierte Zugriffskontrollen und sichere Archivierungssysteme sind essentiell für den Schutz vertraulicher Informationen.
Praxisbeispiel
Eine Stadtverwaltung schreibt IT-Dienstleistungen im Wert von 500.000 Euro aus. Der Vergabevermerk dokumentiert systematisch die Bewertung von fünf eingegangenen Angeboten anhand der definierten Kriterien Preis (60%), Qualität (30%) und Nachhaltigkeit (10%). Nach der Angebotseröffnung werden zwei Angebote wegen fehlender Referenzen ausgeschlossen. Die verbleibenden drei Angebote durchlaufen eine strukturierte Bewertung mittels Wertungsmatrix. Der Vergabevermerk begründet detailliert die Zuschlagsentscheidung für das wirtschaftlichste Angebot und dokumentiert alle Bewertungsschritte transparent.
- Vollständige Dokumentation aller Bewertungskriterien
- Nachvollziehbare Begründung von Ausschlüssen
- Rechtssichere Zuschlagsentscheidung
Trends & Entwicklungen rund um Vergabevermerk
Die Digitalisierung und neue rechtliche Anforderungen prägen die Weiterentwicklung von Vergabevermerken im modernen Beschaffungswesen.
Automatisierte Vergabedokumentation
KI-gestützte Systeme revolutionieren die Erstellung von Vergabevermerken durch automatische Textgenerierung und Plausibilitätsprüfungen. Diese Technologien reduzieren den manuellen Aufwand erheblich und minimieren Dokumentationsfehler.
- Automatische Übernahme von Bewertungsdaten
- KI-basierte Textgenerierung für Standardformulierungen
- Integrierte Compliance-Checks
Erweiterte Transparenzanforderungen
Neue Gesetzesvorgaben fordern detailliertere Begründungen in Vergabevermerken, insbesondere bei nachhaltigen und sozialen Bewertungskriterien. Dies führt zu umfassenderen Dokumentationsstandards.
Integration in E-Procurement-Plattformen
Moderne Beschaffungsplattformen integrieren die Vergabevermerk-Erstellung nahtlos in den gesamten Procurement-Prozess. Dies ermöglicht eine durchgängige digitale Dokumentation vom Ausschreibungsmanagement bis zur Vertragsabwicklung.
Fazit
Der Vergabevermerk bildet das Rückgrat rechtssicherer Beschaffungsverfahren und gewährleistet Transparenz sowie Nachvollziehbarkeit von Vergabeentscheidungen. Seine systematische Erstellung minimiert rechtliche Risiken und schafft Vertrauen bei allen Beteiligten. Moderne digitale Tools unterstützen dabei eine effiziente und vollständige Dokumentation. Investitionen in strukturierte Vergabedokumentation zahlen sich durch reduzierte Anfechtungsrisiken und beschleunigte Verfahren langfristig aus.
FAQ
Was muss ein Vergabevermerk mindestens enthalten?
Ein Vergabevermerk muss die wesentlichen Verfahrensschritte, Bewertungskriterien, eingegangene Angebote, deren Prüfung und die Begründung der Zuschlagsentscheidung dokumentieren. Zusätzlich sind Ausschlüsse, Nachforderungen und eventuelle Verhandlungen zu erfassen.
Wann muss der Vergabevermerk erstellt werden?
Der Vergabevermerk ist spätestens bei Vertragsabschluss zu erstellen und muss alle wesentlichen Entscheidungen des Vergabeverfahrens dokumentieren. Eine kontinuierliche Dokumentation während des Verfahrens ist empfehlenswert, um Vollständigkeit und Aktualität sicherzustellen.
Wie lange muss ein Vergabevermerk aufbewahrt werden?
Vergabevermerke sind mindestens vier Jahre nach Vertragsabschluss aufzubewahren. Bei EU-weiten Ausschreibungen oder besonderen rechtlichen Anforderungen können längere Aufbewahrungsfristen gelten. Eine digitale Archivierung erleichtert die langfristige Verfügbarkeit.
Können Vergabevermerke nachträglich geändert werden?
Nachträgliche Änderungen sind grundsätzlich problematisch und können die Rechtssicherheit gefährden. Korrekturen sind nur bei offensichtlichen Schreibfehlern zulässig. Inhaltliche Änderungen nach Zuschlagserteilung sind zu vermeiden und müssen besonders begründet werden.



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