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Einkaufslexikon

Erstbemusterung (EMPB): Qualitätssicherung vor Serienproduktion

November 19, 2025

Die Erstbemusterung (EMPB) ist ein kritischer Qualitätssicherungsprozess, bei dem Lieferanten vor Serienstart Musterteile zur Freigabe einreichen. Dieser Prozess gewährleistet, dass alle Spezifikationen erfüllt werden und reduziert Qualitätsrisiken erheblich. Erfahren Sie im Folgenden, was Erstbemusterung umfasst, welche Methoden angewendet werden und wie Sie diesen Prozess optimal steuern.

Key Facts

  • Obligatorischer Freigabeprozess vor Serienproduktion zur Qualitätssicherung
  • Umfasst Dokumentenprüfung, Maßkontrolle und Funktionsprüfungen
  • Reduziert Reklamationskosten um bis zu 80% gegenüber nachgelagerten Prüfungen
  • Erfordert enge Zusammenarbeit zwischen Einkauf, Qualität und Lieferanten
  • Basis für langfristige Lieferantenqualifizierung und Risikominimierung

Inhalt

Was ist Erstbemusterung (EMPB)?

Die Erstbemusterung ist ein systematischer Qualifizierungsprozess, bei dem Lieferanten vor Produktionsfreigabe Musterteile samt Dokumentation zur Prüfung einreichen.

Kernelemente der Erstbemusterung

Der EMPB-Prozess umfasst mehrere kritische Komponenten zur vollständigen Qualitätsbewertung:

  • Vollständige Dokumentation aller Spezifikationen und Prüfberichte
  • Dimensionelle Vermessung nach technischen Zeichnungen
  • Material- und Oberflächenprüfungen gemäß Anforderungen
  • Funktions- und Belastungstests unter Serienbedingungen

Erstbemusterung vs. Wareneingangsprüfung

Während die Wareneingangsprüfung stichprobenartig erfolgt, prüft die Erstbemusterung jeden Parameter vollständig. Sie erfolgt einmalig vor Serienstart, während Wareneingangskontrollen kontinuierlich stattfinden.

Bedeutung der Erstbemusterung im Einkauf

Für den Einkauf stellt die EMPB ein zentrales Instrument zur Lieferantenqualifizierung dar. Sie minimiert Beschaffungsrisiken und schafft die Grundlage für Qualitätsvereinbarungen mit strategischen Partnern.

Prozessschritte und Verantwortlichkeiten

Die strukturierte Durchführung der Erstbemusterung erfordert klare Prozessschritte und definierte Verantwortlichkeiten zwischen allen Beteiligten.

Vorbereitung und Anforderungsdefinition

Der Einkauf definiert gemeinsam mit der Entwicklung alle Prüfanforderungen und erstellt eine Prüfanweisung. Diese umfasst technische Spezifikationen, Toleranzen und Prüfverfahren. Lieferanten erhalten detaillierte Vorgaben für die Mustererstellung und Dokumentation.

Musterproduktion und Dokumentation

Lieferanten produzieren Muster unter Serienbedingungen und dokumentieren alle Prozessparameter. Ein Initial Sample Inspection Report fasst alle Prüfergebnisse zusammen. Die Rückverfolgbarkeit wird durch entsprechende Traceability-Systeme sichergestellt.

Prüfung und Freigabeentscheidung

Die Qualitätsabteilung führt umfassende Prüfungen durch und bewertet die Konformität. Bei Abweichungen wird eine Abweichgenehmigung geprüft oder Nachbesserung gefordert. Erst nach vollständiger Freigabe erfolgt die Serienproduktionsfreigabe.

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Wichtige KPIs und Zielgrößen für EMPB

Systematische Kennzahlen ermöglichen die Bewertung der EMPB-Effektivität und identifizieren Verbesserungspotenziale im Qualifizierungsprozess.

Durchlaufzeit und Effizienzmetriken

Die durchschnittliche EMPB-Durchlaufzeit misst die Prozesseffizienz von Musteranforderung bis Freigabe. Zielwerte liegen typischerweise bei 2-4 Wochen je nach Komplexität. Die Erstfreigabequote zeigt den Anteil sofort freigegebener Muster ohne Nacharbeit.

Qualitätskennzahlen und Fehleranalyse

Die Anzahl gefundener Abweichungen pro EMPB bewertet die Prüftiefe und Lieferantenqualität. Qualitätskosten durch EMPB-Aufwand werden den vermiedenen Folgekosten gegenübergestellt. Reklamationsraten nach EMPB-Freigabe messen die Prognosegüte.

Lieferantenbewertung und Entwicklung

Lieferantenspezifische EMPB-Erfolgsraten unterstützen die Lieferantenbewertung und -entwicklung. Die Anzahl erforderlicher EMPB-Zyklen bis zur Freigabe zeigt Lieferantenkompetenz auf. Verbesserungsraten bei Folge-EMPBs messen Lerneffekte und Entwicklungsfortschritte.

Prozessrisiken und Gegenmaßnahmen bei EMPB

Unzureichende Erstbemusterung kann zu erheblichen Qualitäts- und Kostenproblemen führen, die durch systematisches Risikomanagement vermeidbar sind.

Unvollständige Prüfungen und Dokumentationslücken

Fehlende oder oberflächliche Prüfungen führen zu späteren Qualitätsproblemen in der Serie. Standardisierte Auditchecklisten und klare Prüfanweisungen minimieren dieses Risiko. Regelmäßige Schulungen der beteiligten Mitarbeiter gewährleisten konsistente Prüfqualität.

Zeitdruck und Ressourcenmangel

Enge Projekttermine verleiten zu verkürzten EMPB-Prozessen mit erhöhten Risiken. Frühzeitige Planung und ausreichende Ressourcenallokation sind essentiell. Quality Gates verhindern das Überspringen kritischer Prüfschritte.

Lieferantenkommunikation und Kompetenzdefizite

Unklare Anforderungen oder mangelnde Lieferantenkompetenz gefährden den EMPB-Erfolg. Strukturierte Lieferantenaudits bewerten Fähigkeiten vorab. Regelmäßige Kommunikation und Unterstützung bei der Umsetzung reduzieren Missverständnisse.

Erstbemusterung (EMPB): Definition und Prozess im Einkauf

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Praxisbeispiel

Ein Automobilzulieferer führt die Erstbemusterung für ein kritisches Bremssystem-Bauteil durch. Der Lieferant reicht 30 Musterteile mit vollständiger Dokumentation ein, einschließlich Materialzertifikaten und Prüfprotokollen. Die Qualitätsabteilung prüft alle dimensionellen Anforderungen, führt Härteprüfungen durch und testet die Funktionalität unter Extrembedingungen. Nach erfolgreicher Freigabe wird eine Qualitätssicherungsvereinbarung abgeschlossen.

  • Vollständige Dokumentenprüfung und Materialverifikation
  • Dimensionelle Vermessung aller kritischen Maße
  • Funktionsprüfung unter Serienbedingungen

Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen

Die Digitalisierung und neue Technologien verändern die Erstbemusterung grundlegend und eröffnen neue Möglichkeiten für Effizienz und Qualität.

Digitale Dokumentation und KI-Unterstützung

Moderne EMPB-Systeme nutzen digitale Workflows und KI-basierte Bildanalyse für automatisierte Prüfungen. Machine Learning optimiert Prüfstrategien basierend auf historischen Daten und reduziert manuelle Aufwände erheblich. Cloud-basierte Plattformen ermöglichen Echtzeit-Kollaboration zwischen Standorten.

Predictive Quality und Prozessoptimierung

Predictive Analytics identifiziert potenzielle Qualitätsprobleme bereits in der Musterphase. Statistische Prozessregelung wird bereits bei der Erstbemusterung implementiert. Datenanalyse ermöglicht kontinuierliche Verbesserung der Prüfprozesse.

Nachhaltigkeitsintegration

Umweltaspekte werden zunehmend in EMPB-Prozesse integriert. Materialherkunft, CO2-Fußabdruck und Recyclingfähigkeit werden systematisch bewertet. Lieferanten müssen entsprechende Nachweise in der Erstbemusterung erbringen.

Fazit

Die Erstbemusterung stellt einen unverzichtbaren Qualitätssicherungsprozess dar, der Beschaffungsrisiken minimiert und Lieferantenqualität nachhaltig sichert. Durch systematische Umsetzung und kontinuierliche Optimierung wird sie zum strategischen Erfolgsfaktor im Qualitätsmanagement. Moderne Technologien und digitale Workflows erhöhen dabei Effizienz und Aussagekraft erheblich. Investitionen in professionelle EMPB-Prozesse zahlen sich durch reduzierte Folgekosten und verbesserte Lieferantenbeziehungen langfristig aus.

FAQ

Was unterscheidet EMPB von anderen Qualitätsprüfungen?

Die Erstbemusterung ist eine einmalige, vollumfängliche Prüfung vor Serienstart, während andere Prüfungen wie Stichprobenprüfungen kontinuierlich und reduziert erfolgen. Sie bewertet sowohl Produkt als auch Prozessfähigkeit des Lieferanten umfassend.

Wann ist eine erneute Erstbemusterung erforderlich?

Eine Requalifizierung wird bei Änderungen an Konstruktion, Material, Prozess oder Lieferantenstandort notwendig. Auch nach längeren Produktionspausen oder bei Qualitätsproblemen kann eine neue EMPB gefordert werden.

Welche Dokumentation ist für EMPB erforderlich?

Neben den Musterteilen sind Prüfberichte, Materialzertifikate, Prozessdokumentation und ein Control Plan erforderlich. Die genauen Anforderungen werden in der Prüfanweisung spezifiziert und können je nach Branche variieren.

Wie lange dauert eine typische Erstbemusterung?

Die Durchlaufzeit variiert je nach Komplexität zwischen 1-6 Wochen. Einfache Teile können binnen weniger Tage freigegeben werden, während komplexe Systeme mehrere Prüfzyklen erfordern können. Frühzeitige Planung und klare Kommunikation verkürzen die Bearbeitungszeit erheblich.

Erstbemusterung (EMPB): Definition und Prozess im Einkauf

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