Target Costing ist eine retrograde Kalkulationsmethode, bei der ausgehend vom maximal erzielbaren Marktpreis die zulässigen Kosten eines Produkts ermittelt werden. Für den Einkauf bedeutet dies die strategische Aufgabe, Lieferanten und Komponenten so auszuwählen, dass die vorgegebenen Zielkosten unter Einhaltung der Qualitätsanforderungen erreicht werden.
Beispiel: Bei der Entwicklung eines neuen Smartphones wird ein Marktpreis von 599 Euro angestrebt, woraus sich nach Abzug von Gewinnmarge (20%) und anderen Kosten ein maximales Budget von 180 Euro für die Materialkosten ergibt, das der Einkauf durch gezielte Lieferantenauswahl und Verhandlungen einhalten muss.
Target Costing, auch als Zielkostenrechnung bekannt, ist eine marktorientierte Methode des Kostenmanagement. Sie zielt darauf ab, bereits in der Produktentwicklungsphase die Herstellkosten eines Produkts so zu steuern, dass ein zuvor definierter Marktpreis und die angestrebte Gewinnmarge erreicht werden. Dabei stehen Kundenanforderungen und Wettbewerbsbedingungen im Vordergrund, um Produkte kosteneffizient und bedarfsgerecht zu gestalten.
Im Target Costing arbeitet der Einkauf eng mit anderen Abteilungen zusammen, um die Zielkosten zu realisieren. Durch Marktanalysen und Preisverhandlungen trägt der Einkauf dazu bei, dass Materialien und Komponenten zu optimalen Konditionen beschafft werden. Zudem spielt er eine Schlüsselrolle bei der Auswahl von Lieferanten, die bereit sind, an gemeinsamen Kostensenkungsprogrammen teilzunehmen.
Die Zielkostenrechnung hat sich aus der Notwendigkeit entwickelt, Produkte wettbewerbsfähig und kundenorientiert zu gestalten. Während traditionelle Methoden wie die Kosten-Plus-Kalkulation oft zu unrealistischen Preisen oder geringen Gewinnspannen führten, bietet die Zielkostenrechnung einen Ansatz, der den Marktanalyse und die Kundenbedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Unternehmen müssen ihre Kostenstrukturen frühzeitig analysieren und anpassen, um die geforderten Zielkosten zu erreichen. Dieser Wandel ist essenziell, um in einem dynamischen Marktumfeld erfolgreich zu sein und wirtschaftliche Rentabilität sicherzustellen.
Traditioneller Ansatz: Die Kosten-Plus-Kalkulation war lange Zeit das Standardverfahren zur Preisbildung. Dabei wurden alle anfallenden Kosten eines Produkts erfasst und um eine gewünschte Gewinnmarge erhöht, um den Verkaufspreis zu ermitteln. In der Praxis führte dieser Ansatz häufig zu Preisen, die am Markt nicht konkurrenzfähig waren oder zu Produkten, die nicht den Kundenanforderungen entsprachen. Charakteristisch für diesen Ansatz ist die interne Kostenorientierung ohne ausreichende Beachtung von Markt- und Wettbewerbsfaktoren. Herausforderungen lagen insbesondere in starren Kostensystemen und fehlender Flexibilität, um auf Marktveränderungen zu reagieren.
Target Costing: Die moderne Zielkostenrechnung setzt den Fokus auf den Marktpreis und die Kundenanforderungen. Durch rückwärtsgerichtete Kalkulation werden die maximal zulässigen Kosten ermittelt, um bei gegebenem Marktpreis und gewünschter Gewinnmarge erfolgreich zu sein. In der praktischen Umsetzung bedeutet dies eine enge Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen und eine frühzeitige Einbindung des Projekteinkauf in den Produktentwicklungsprozess. Innovationsfördernde Methoden wie Wertanalyse helfen, kostenintensive Komponenten zu identifizieren und alternative Lösungen zu finden. Die Vorteile liegen in einer höheren Marktakzeptanz, Kosteneffizienz und der Fähigkeit, flexibel auf Kundenwünsche einzugehen.
Ein internationaler Automobilkonzern nutzte die Zielkostenrechnung bei der Entwicklung eines neuen Kompaktwagens. Durch die enge Zusammenarbeit von Entwicklung, Einkauf und Produktion sowie die Einbindung von Systemlieferanten gelang es, die Produktionskosten um 12 % gegenüber dem Vorgängermodell zu senken. Gleichzeitig wurden hochwertige Materialien verwendet, die den Kundenanforderungen entsprachen. Die Markteinführung erfolgte drei Monate früher als geplant, und das Modell erreichte innerhalb des ersten Jahres einen Umsatzanstieg von 8 %. Die Kombination aus kosteneffizienter Produktion und hoher Produktqualität führte zu einer signifikanten Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
FazitTarget Costing ist ein unverzichtbares Instrument des modernen Einkaufs, das durch seine marktorientierte Herangehensweise die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nachhaltig stärkt. Die systematische Kostensteuerung bereits in der Entwicklungsphase, kombiniert mit der engen Zusammenarbeit zwischen Einkauf, anderen Abteilungen und Lieferanten, ermöglicht eine effiziente Produktgestaltung bei optimalen Kosten. Besonders wertvoll ist dabei die Verbindung von Kundenanforderungen mit wirtschaftlichen Zielen, wodurch sowohl die Kundenzufriedenheit als auch die Profitabilität gesichert werden.