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Einkaufslexikon

Min-Max-Steuerung: Definition, Methoden und Anwendung im Bestandsmanagement

November 19, 2025

Die Min-Max-Steuerung ist ein bewährtes Verfahren zur automatisierten Bestandsregulierung, das durch die Definition von Mindest- und Höchstbeständen eine kontinuierliche Materialverfügbarkeit sicherstellt. Diese Dispositionsmethode minimiert sowohl Fehlmengen als auch Überbestände und optimiert dadurch die Kapitalbindung. Erfahren Sie im Folgenden, wie die Min-Max-Steuerung funktioniert, welche Methoden zur Anwendung kommen und wie Sie diese erfolgreich in Ihrem Unternehmen implementieren.

Key Facts

  • Automatisierte Bestellauslösung bei Unterschreitung des Mindestbestands
  • Auffüllung erfolgt stets bis zum definierten Maximalbestand
  • Besonders geeignet für Artikel mit regelmäßigem, planbarem Verbrauch
  • Reduziert manuelle Dispositionsaufwände um bis zu 70%
  • Optimiert Kapitalbindung durch bedarfsgerechte Bestandshöhen

Inhalt

Definition: Min-Max-Steuerung – Grundlagen und Zweck

Die Min-Max-Steuerung stellt eine fundamentale Dispositionsstrategie dar, die auf der Festlegung von Unter- und Obergrenzen für Lagerbestände basiert.

Grundprinzip und Funktionsweise

Bei der Min-Max-Steuerung werden für jeden Artikel zwei kritische Bestandswerte definiert: der Mindestbestand als Auslösepunkt für Nachbestellungen und der Maximalbestand als Zielgröße für die Auffüllung. Sobald der verfügbare Bestand den Mindestwert unterschreitet, wird automatisch eine Bestellung ausgelöst, die den Lagerbestand wieder auf das Maximum bringt.

Min-Max-Steuerung vs. Bestellpunktverfahren

Im Gegensatz zum Bestellpunktverfahren erfolgt bei der Min-Max-Steuerung keine Berechnung optimaler Bestellmengen. Stattdessen wird immer die Differenz zwischen aktuellem Bestand und Maximalwert bestellt. Dies vereinfacht die Materialdisposition erheblich, kann jedoch zu suboptimalen Losgrößen führen.

Bedeutung der Min-Max-Steuerung im Einkauf

Für Einkaufsorganisationen bietet die Min-Max-Steuerung eine effiziente Lösung zur Automatisierung wiederkehrender Beschaffungsprozesse. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Materialversorgung bei gleichzeitiger Reduzierung des administrativen Aufwands und unterstützt die strategische Ausrichtung auf wertschöpfende Tätigkeiten.

Methoden und Vorgehen bei Min-Max-Steuerung

Die erfolgreiche Implementierung der Min-Max-Steuerung erfordert eine systematische Herangehensweise bei der Parameterbestimmung und kontinuierliche Überwachung der Steuerungslogik.

Bestimmung der Mindestbestände

Der Mindestbestand setzt sich aus dem Sicherheitsbestand und dem Verbrauch während der Wiederbeschaffungszeit zusammen. Zur präzisen Berechnung werden historische Verbrauchsdaten analysiert und Schwankungen in Nachfrage und Lieferzeiten berücksichtigt. Eine regelmäßige Anpassung basierend auf aktuellen Marktentwicklungen gewährleistet die Aktualität der Parameter.

Festlegung der Maximalbestände

Die Obergrenze orientiert sich an Lagerkapazitäten, Kapitalbindungszielen und der gewünschten Bestandsreichweite. Dabei müssen Mindesthaltbarkeitsdaten, Obsoleszenzrisiken und saisonale Schwankungen einbezogen werden. Die optimale Balance zwischen Verfügbarkeit und Kosteneffizienz steht im Mittelpunkt der Parametrierung.

Monitoring und Anpassung

Ein kontinuierliches Bestandsmanagement überwacht die Wirksamkeit der Min-Max-Parameter durch regelmäßige Auswertungen von Servicegrad, Umschlagshäufigkeit und Kapitalbindung. Abweichungen werden zeitnah identifiziert und durch Parameteranpassungen korrigiert.

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Kennzahlen zur Steuerung

Die Erfolgsmessung der Min-Max-Steuerung basiert auf spezifischen Kennzahlen, die sowohl die Versorgungssicherheit als auch die Kosteneffizienz bewerten.

Servicegrad und Verfügbarkeitskennzahlen

Der Lieferservicegrad misst den Anteil erfüllter Bedarfsanforderungen ohne Verzögerung und stellt die zentrale Erfolgskennzahl dar. Ergänzend dokumentiert die Stockout-Rate die Häufigkeit von Fehlmengen, während die durchschnittliche Fehlmengendauer die Auswirkungen auf nachgelagerte Prozesse quantifiziert. Diese Kennzahlen ermöglichen eine präzise Bewertung der Versorgungsqualität.

Bestandseffizienz und Kapitalbindung

Die Lagerumschlagshäufigkeit zeigt die Effizienz der Bestandsnutzung auf und wird durch den durchschnittlichen Lagerbestand in Relation zum Verbrauch berechnet. Die Kapitalbindungsrate verdeutlicht die finanziellen Auswirkungen der Bestandshaltung, während die Obsoleszenzquote das Risiko veralteter Bestände quantifiziert.

Dispositionsqualität und Prozesseffizienz

Die Trefferquote der automatischen Bestellvorschläge bewertet die Qualität der Parametereinstellungen. Zusätzlich messen Kennzahlen wie die Anzahl manueller Eingriffe und die Bearbeitungszeit pro Disposition die Effizienz des automatisierten Prozesses und identifizieren Optimierungspotenziale.

Risiken, Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen

Die Anwendung der Min-Max-Steuerung birgt spezifische Risiken, die durch geeignete Maßnahmen minimiert und kontrolliert werden können.

Parameterrisiken und Fehlsteuerung

Ungeeignete Min-Max-Parameter führen zu systematischen Fehlern in der Bestandssteuerung. Zu niedrige Mindestbestände verursachen Stockouts und Produktionsunterbrechungen, während überhöhte Maximalwerte unnötige Kapitalbindung zur Folge haben. Regelmäßige Parameterreviews und datenbasierte Anpassungen basierend auf Bestandsanalysen wirken diesen Risiken entgegen.

Nachfrageschwankungen und Marktvolatilität

Unvorhergesehene Nachfragespitzen oder -einbrüche können die statischen Min-Max-Parameter schnell obsolet machen. Saisonale Schwankungen, Markttrends oder externe Schocks erfordern flexible Anpassungsmechanismen. Die Integration von Verbrauchsprognosen und Szenarioanalysen erhöht die Robustheit des Systems.

Lieferantenabhängigkeiten und Versorgungsrisiken

Die Min-Max-Steuerung setzt zuverlässige Lieferanten mit stabilen Lieferzeiten voraus. Lieferausfälle oder verlängerte Beschaffungszeiten können zu kritischen Engpässen führen. Diversifizierte Lieferantenportfolios und alternative Beschaffungsquellen reduzieren diese Abhängigkeiten erheblich.

Min-Max-Steuerung: Definition, Methoden und Anwendung

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Praxisbeispiel

Ein Automobilzulieferer implementiert Min-Max-Steuerung für 2.500 C-Artikel in der Elektronikfertigung. Für Standardwiderstände wird ein Mindestbestand von 1.000 Stück (entspricht 14 Tagen Verbrauch plus Sicherheitsbestand) und ein Maximalbestand von 5.000 Stück festgelegt. Bei Unterschreitung des Mindestbestands löst das ERP-System automatisch eine Bestellung über 4.000 Stück aus. Durch diese Systematik reduziert das Unternehmen manuelle Dispositionsaufwände um 65% und erreicht einen Servicegrad von 98,5% bei gleichzeitiger Senkung der Kapitalbindung um 15%.

  • Automatisierte Überwachung aller 2.500 Artikel durch das ERP-System
  • Wöchentliche Parameterüberprüfung basierend auf Verbrauchsanalysen
  • Integration mit Lieferantenportalen für beschleunigte Bestellabwicklung

Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen

Die Min-Max-Steuerung erfährt durch technologische Innovationen und veränderte Marktanforderungen eine kontinuierliche Weiterentwicklung, die neue Möglichkeiten für präzisere und effizientere Bestandssteuerung eröffnet.

KI-gestützte Parameteroptimierung

Künstliche Intelligenz revolutioniert die traditionelle Min-Max-Steuerung durch selbstlernende Algorithmen, die Parameter dynamisch an veränderte Marktbedingungen anpassen. Machine Learning-Modelle analysieren komplexe Verbrauchsmuster und externe Einflussfaktoren, um präzisere Prognosen zu erstellen. Diese Entwicklung führt zu einer signifikanten Reduzierung von Fehlmengen bei gleichzeitiger Optimierung der Kapitalbindung.

Integration in digitale Supply Chain-Ökosysteme

Moderne ERP-Systeme integrieren die Min-Max-Steuerung nahtlos in umfassende Supply Chain-Lösungen. Real-time Datenanalyse ermöglicht eine sofortige Reaktion auf Bestandsveränderungen und Nachfrageschwankungen. Die Vernetzung mit Lieferantensystemen schafft transparente, automatisierte Beschaffungsprozesse.

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft

Umweltbewusstsein prägt zunehmend die Ausgestaltung von Min-Max-Parametern. Unternehmen berücksichtigen verstärkt Nachhaltigkeitskriterien bei der Bestandsoptimierung und integrieren Aspekte der Kreislaufwirtschaft in ihre Dispositionsstrategien. Dies führt zu einer ganzheitlicheren Betrachtung von Bestandskosten unter Einbeziehung ökologischer Faktoren.

Fazit

Die Min-Max-Steuerung stellt eine bewährte und effiziente Methode zur automatisierten Bestandsregulierung dar, die besonders für Artikel mit regelmäßigem Verbrauch geeignet ist. Durch die klare Definition von Mindest- und Maximalbeständen ermöglicht sie eine kontinuierliche Materialversorgung bei gleichzeitiger Reduzierung des administrativen Aufwands. Der Erfolg hängt maßgeblich von der präzisen Parameterbestimmung und regelmäßigen Anpassung an veränderte Marktbedingungen ab. Moderne KI-gestützte Ansätze eröffnen neue Möglichkeiten für eine noch präzisere und effizientere Bestandssteuerung.

FAQ

Was ist der Unterschied zwischen Min-Max-Steuerung und Bestellpunktverfahren?

Bei der Min-Max-Steuerung wird immer bis zum Maximalbestand aufgefüllt, unabhängig von der optimalen Bestellmenge. Das Bestellpunktverfahren hingegen berechnet wirtschaftliche Losgrößen und bestellt diese bei Erreichen des Bestellpunkts. Die Min-Max-Steuerung ist einfacher zu handhaben, kann aber zu suboptimalen Bestellmengen führen.

Für welche Artikel eignet sich die Min-Max-Steuerung besonders?

Die Min-Max-Steuerung ist ideal für Artikel mit regelmäßigem, planbarem Verbrauch und geringem Wert (C-Artikel). Besonders geeignet sind Normteile, Verbrauchsmaterialien und Hilfsstoffe mit stabilen Lieferzeiten. Für hochwertige A-Artikel oder Artikel mit stark schwankendem Bedarf sind andere Dispositionsverfahren oft wirtschaftlicher.

Wie werden die Min-Max-Parameter optimal bestimmt?

Die Parameterbestimmung basiert auf historischen Verbrauchsdaten, Lieferzeiten und gewünschten Servicegraden. Der Mindestbestand umfasst Sicherheitsbestand plus Verbrauch während der Wiederbeschaffungszeit. Der Maximalbestand berücksichtigt Lagerkapazitäten, Kapitalbindungsziele und Haltbarkeitsbeschränkungen. Regelmäßige Anpassungen basierend auf aktuellen Daten sind essentiell.

Welche Vorteile bietet die Automatisierung der Min-Max-Steuerung?

Automatisierte Min-Max-Steuerung reduziert manuelle Dispositionsaufwände erheblich und minimiert menschliche Fehler. Sie gewährleistet kontinuierliche Materialverfügbarkeit, optimiert Bestandshöhen und ermöglicht Einkäufern die Fokussierung auf strategische Aufgaben. Zusätzlich verbessert sie die Reaktionsgeschwindigkeit auf Bestandsveränderungen und erhöht die Prozessstandardisierung.

Min-Max-Steuerung: Definition, Methoden und Anwendung

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