Einkaufslexikon
Rough Cut Capacity Planning (RCCP): Strategische Kapazitätsplanung im Einkauf
November 19, 2025
Rough Cut Capacity Planning (RCCP) ist ein strategisches Planungsverfahren zur groben Bewertung der verfügbaren Kapazitäten in der Lieferkette. Diese Methode ermöglicht es Einkaufsorganisationen, frühzeitig Engpässe zu identifizieren und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten. Erfahren Sie im Folgenden, was RCCP genau bedeutet, welche Prozessschritte erforderlich sind und wie Sie diese Planungsmethode erfolgreich implementieren.
Key Facts
- RCCP erfolgt auf aggregierter Ebene und betrachtet Kapazitäten in groben Zeiträumen
- Die Methode identifiziert kritische Ressourcen und potenzielle Engpässe frühzeitig
- RCCP bildet die Grundlage für detailliertere Kapazitätsplanungen
- Typische Planungshorizonte erstrecken sich über 6-18 Monate
- Die Planung erfolgt meist auf Produktfamilien- oder Lieferantenebene
Inhalt
Was ist Rough Cut Capacity Planning (RCCP)?
RCCP ist ein Planungsverfahren zur groben Abschätzung der benötigten und verfügbaren Kapazitäten in der Beschaffung und Produktion.
Grundlegende Merkmale von RCCP
Das Verfahren arbeitet mit aggregierten Daten und groben Schätzungen, um schnell einen Überblick über die Kapazitätsplanung zu erhalten. Dabei werden Produktgruppen, Lieferantenkategorien und Zeiträume zusammengefasst betrachtet.
- Verwendung historischer Verbrauchsdaten und Prognosen
- Betrachtung kritischer Ressourcen und Engpassfaktoren
- Integration mit dem Master Production Schedule
RCCP vs. Detailplanung
Im Gegensatz zur Feinplanung der Einkaufskapazitäten arbeitet RCCP mit vereinfachten Annahmen und längeren Planungszyklen. Die Methode dient als Vorstufe für detailliertere Planungsverfahren.
Bedeutung von RCCP im Einkauf
Für Einkaufsorganisationen ermöglicht RCCP eine frühzeitige Identifikation von Lieferengpässen und unterstützt strategische Entscheidungen zur Lieferantendiversifikation. Die Methode trägt zur Einkaufsoptimierung bei, indem sie rechtzeitige Kapazitätsanpassungen ermöglicht.
Prozessschritte und Verantwortlichkeiten
Die Implementierung von RCCP erfolgt in strukturierten Schritten, die eine systematische Kapazitätsbewertung ermöglichen.
Datensammlung und Vorbereitung
Der erste Schritt umfasst die Sammlung relevanter Planungsdaten aus verschiedenen Quellen. Dabei werden Bedarfsprognosen, Lieferantenkapazitäten und historische Verbrauchsdaten zusammengeführt.
- Extraktion von Daten aus ERP-Systemen und Demand Planning
- Bewertung der Lieferantenkapazitäten und Verfügbarkeiten
- Definition der Planungszeitfenster
Kapazitätsabgleich und Analyse
Im zweiten Schritt erfolgt der systematische Kapazitätsabgleich mit Lieferanten. Dabei werden Bedarfe den verfügbaren Kapazitäten gegenübergestellt und Abweichungen identifiziert.
Maßnahmenplanung und Umsetzung
Basierend auf den Analyseergebnissen werden konkrete Maßnahmen zur Kapazitätsanpassung entwickelt. Dies kann die Aktivierung von Sicherheitskapazitäten oder die Suche nach alternativen Lieferanten umfassen.

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Wichtige KPIs für Rough Cut Capacity Planning (RCCP)
Die Erfolgsmessung von RCCP erfordert spezifische Kennzahlen, die die Planungsqualität und -effektivität bewerten.
Planungsgenauigkeit und Abweichungen
Die Genauigkeit der Kapazitätsprognosen wird durch Vergleich der geplanten mit den tatsächlich benötigten Kapazitäten gemessen. Typische Zielwerte liegen bei einer Abweichung von weniger als 15% für aggregierte Planungen.
- Forecast Accuracy Rate (FAR) für Kapazitätsprognosen
- Mean Absolute Percentage Error (MAPE) der Planungsabweichungen
- Anzahl der Planungsrevisionen pro Periode
Lieferperformance und Verfügbarkeit
Die Lieferterminzusagen und deren Einhaltung sind zentrale Erfolgsindikatoren. Die Available-to-Promise-Rate zeigt die Zuverlässigkeit der Kapazitätsplanung auf.
Effizienz der Planungsprozesse
Die Effizienz der RCCP-Prozesse wird durch Durchlaufzeiten und Ressourcenverbrauch gemessen. Automatisierungsgrade und die Qualität des Forecast Management sind weitere wichtige Indikatoren für die Prozessoptimierung.
Risiken, Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen
Bei der Anwendung von RCCP können verschiedene Risiken auftreten, die die Planungsqualität beeinträchtigen.
Datenqualität und Prognosegenauigkeit
Unzureichende Datenqualität führt zu fehlerhaften Kapazitätsbewertungen und falschen strategischen Entscheidungen. Veraltete oder unvollständige Lieferantendaten verstärken dieses Problem zusätzlich.
- Implementierung robuster Datenvalidierungsverfahren
- Regelmäßige Aktualisierung der Lieferantenkapazitäten
- Verwendung mehrerer Prognosemethoden zur Validierung
Planungskomplexität und Ressourcenbedarf
Die Komplexität der RCCP-Prozesse kann zu Überforderung der Planungsorganisation führen. Unzureichende Ressourcen für die Parameterpflege verschlechtern die Planungsqualität erheblich.
Lieferantenabhängigkeiten und Flexibilität
Hohe Abhängigkeiten von einzelnen Lieferanten erhöhen das Risiko von Kapazitätsengpässen. Die Terminabweichungsanalyse hilft dabei, kritische Abhängigkeiten frühzeitig zu identifizieren und alternative Beschaffungsstrategien zu entwickeln.
Praxisbeispiel
Ein Automobilzulieferer implementiert RCCP für die Planung seiner Elektronikkomponenten. Das Unternehmen analysiert monatlich die Kapazitäten seiner drei Hauptlieferanten für Halbleiter und gleicht diese mit den Bedarfsprognosen aus dem Master Production Schedule ab. Dabei werden kritische Engpässe 6 Monate im Voraus identifiziert, was rechtzeitige Verhandlungen über zusätzliche Kapazitäten oder alternative Lieferanten ermöglicht.
- Reduzierung von Lieferengpässen um 40% durch frühzeitige Erkennung
- Verbesserung der Planungsgenauigkeit auf 85% durch systematische Datenanalyse
- Optimierung der Lieferantenbasis durch datenbasierte Kapazitätsbewertung
Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen
Die Digitalisierung und der Einsatz künstlicher Intelligenz verändern die Anwendung von RCCP grundlegend.
KI-gestützte Kapazitätsplanung
Moderne AI-Algorithmen ermöglichen präzisere Prognosen und automatisierte Anpassungen der Kapazitätsplanung. Machine Learning-Verfahren analysieren komplexe Muster in historischen Daten und verbessern die Planungsgenauigkeit kontinuierlich.
- Automatisierte Demand Sensing-Verfahren
- Predictive Analytics für Lieferantenkapazitäten
- Echtzeitanpassung der Planungsparameter
Integration mit S&OP-Prozessen
RCCP wird zunehmend in umfassende Sales and Operations Planning-Zyklen integriert. Diese ganzheitliche Betrachtung ermöglicht eine bessere Abstimmung zwischen Vertrieb, Produktion und Einkauf.
Agile Planungsansätze
Verkürzte Planungszyklen und flexible Anpassungsmechanismen gewinnen an Bedeutung. Unternehmen implementieren agile RCCP-Verfahren, die schnelle Reaktionen auf Marktveränderungen ermöglichen und das Exception Management stärken.
Fazit
Rough Cut Capacity Planning ist ein unverzichtbares Instrument für die strategische Kapazitätsplanung im Einkauf. Die Methode ermöglicht frühzeitige Erkennung von Engpässen und unterstützt fundierte Entscheidungen zur Lieferantenstrategie. Mit der zunehmenden Digitalisierung und dem Einsatz von KI-Technologien wird RCCP noch präziser und effizienter. Erfolgreiche Implementierung erfordert jedoch qualitativ hochwertige Daten und systematische Prozesse.
FAQ
Was unterscheidet RCCP von der Feinplanung?
RCCP arbeitet mit aggregierten Daten und groben Zeiträumen, während die Feinplanung detaillierte Kapazitäten auf Artikel- und Tagesebene betrachtet. RCCP dient als strategische Vorstufe für operative Detailplanungen und fokussiert auf mittelfristige Kapazitätstrends.
Welche Daten werden für RCCP benötigt?
Erforderlich sind Bedarfsprognosen, historische Verbrauchsdaten, Lieferantenkapazitäten und Durchlaufzeiten. Zusätzlich werden Informationen über saisonale Schwankungen, geplante Wartungszeiten und strategische Produktänderungen benötigt.
Wie oft sollte RCCP durchgeführt werden?
Die Häufigkeit hängt von der Branche und Produktkomplexität ab. Typisch sind monatliche oder quartalsweise Planungszyklen. In volatilen Märkten können auch wöchentliche Aktualisierungen sinnvoll sein, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können.
Welche Rolle spielt RCCP in der digitalen Transformation?
RCCP profitiert erheblich von digitalen Technologien wie KI und Machine Learning. Diese ermöglichen automatisierte Datenanalysen, präzisere Prognosen und Echtzeitanpassungen der Planungsparameter, was die Planungsqualität und -effizienz deutlich verbessert.



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