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Einkaufslexikon

Just-in-Time: Definition, Methoden und Anwendung im Einkauf

November 19, 2025

Just-in-Time ist eine Produktions- und Beschaffungsstrategie, die darauf abzielt, Materialien und Komponenten genau dann zu liefern, wenn sie benötigt werden. Diese Methode reduziert Lagerbestände erheblich und optimiert den Kapitalfluss in Unternehmen. Erfahren Sie im Folgenden, was Just-in-Time bedeutet, welche Methoden zur Anwendung kommen und wie sich aktuelle Entwicklungen auf die Beschaffung auswirken.

Key Facts

  • Ursprung in der japanischen Automobilindustrie bei Toyota in den 1970er Jahren
  • Reduziert Lagerkosten um bis zu 50% durch bedarfsgerechte Anlieferung
  • Erfordert zuverlässige Lieferanten mit kurzen und stabilen Lieferzeiten
  • Funktioniert optimal bei standardisierten Produkten mit vorhersagbarem Bedarf
  • Erhöht die Abhängigkeit von Lieferanten und deren Lieferfähigkeit

Inhalt

Definition: Just-in-Time

Just-in-Time bezeichnet eine Produktions- und Beschaffungsphilosophie, bei der Materialien, Komponenten und Produkte exakt zum Zeitpunkt des Bedarfs geliefert werden.

Kernprinzipien des Just-in-Time-Ansatzes

Die Grundlage bildet die Eliminierung von Verschwendung in allen Formen. Zentrale Elemente sind:

  • Bedarfsgerechte Produktion ohne Überproduktion
  • Minimierung von Lagerbeständen und Zwischenlagerung
  • Kontinuierliche Verbesserung der Prozesse
  • Enge Zusammenarbeit mit zuverlässigen Lieferanten

Just-in-Time vs. traditionelle Lagerhaltung

Im Gegensatz zur traditionellen Bevorratung mit hohen Sicherheitsbeständen arbeitet Just-in-Time mit minimalen Puffern. Während klassische Bestandsführung auf Verfügbarkeit setzt, fokussiert sich Just-in-Time auf präzise Bedarfsplanung und kurze Lieferzeiten.

Bedeutung von Just-in-Time im Einkauf

Für die Beschaffung bedeutet Just-in-Time eine fundamentale Neuausrichtung der Lieferantenbeziehungen. Die Materialdisposition muss präzise auf den Produktionsrhythmus abgestimmt werden, was eine enge Koordination zwischen Einkauf, Produktion und Lieferanten erfordert.

Methoden und Vorgehensweisen

Die erfolgreiche Implementierung von Just-in-Time erfordert spezifische Methoden und systematische Vorgehensweisen in der Beschaffung.

Kanban-System als Steuerungsinstrument

Das Kanban-System bildet das Herzstück der Just-in-Time-Steuerung. Über visuelle Signale wird der Materialnachschub ausgelöst:

  • Karten oder elektronische Signale steuern den Materialfluss
  • Pull-Prinzip: Nachschub erfolgt nur bei tatsächlichem Bedarf
  • Reduzierung von Überbeständen durch bedarfsgerechte Auslösung

Lieferantenintegration und Partnerschaften

Just-in-Time funktioniert nur mit zuverlässigen Lieferanten. Die Auswahl erfolgt nach strengen Kriterien der Liefertreue und Qualität. Langfristige Partnerschaften ermöglichen gemeinsame Prozessoptimierung und reduzieren die Lieferzeitstreuung erheblich.

Automatisierte Disposition und Bestellauslösung

Moderne Just-in-Time-Systeme nutzen automatische Disposition zur Bestellauslösung. ERP-Systeme generieren Bestellvorschläge basierend auf Verbrauchsdaten und Produktionsplänen, wodurch menschliche Fehler minimiert und Reaktionszeiten verkürzt werden.

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Wichtige KPIs zu Just-in-Time

Die Erfolgsmessung von Just-in-Time erfordert spezifische Kennzahlen, die Effizienz und Risiken gleichermaßen abbilden.

Lieferservice und Termintreue

Der Lieferservicegrad misst die termingerechte Anlieferung und ist kritisch für Just-in-Time-Erfolg. Zielwerte liegen typischerweise bei über 98%. Die Messung der Lieferzeitstreuung zeigt die Zuverlässigkeit der Lieferanten auf.

Bestandskennzahlen und Kapitalbindung

Die Bestandsreichweite sollte bei Just-in-Time minimal sein, typischerweise unter 5 Tagen. Der durchschnittliche Lagerbestand wird kontinuierlich überwacht, um Abweichungen vom Just-in-Time-Prinzip zu identifizieren.

Qualitäts- und Prozesseffizienz

Qualitätskennzahlen wie Fehlerrate und Reklamationsquote sind bei Just-in-Time besonders kritisch. Lagerkennzahlen wie Umschlagshäufigkeit und Lagerreichweite zeigen die Effizienz des Systems. Ein Inventory Health Dashboard bietet Echtzeitübersicht über alle relevanten Metriken.

Risiken, Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen

Just-in-Time birgt spezifische Risiken, die durch geeignete Maßnahmen minimiert werden können.

Lieferantenabhängigkeit und Ausfallrisiken

Die hohe Abhängigkeit von wenigen Lieferanten stellt das größte Risiko dar. Lieferausfälle können die Produktion sofort stoppen. Gegenmaßnahmen umfassen die Qualifizierung von Zweitlieferanten und die Implementierung von Backorder-Systemen für kritische Materialien.

Qualitätsprobleme und deren Auswirkungen

Bei Just-in-Time führen Qualitätsmängel unmittelbar zu Produktionsstörungen, da keine Pufferbestände vorhanden sind. Präventive Qualitätssicherung beim Lieferanten und strenge Eingangsprüfungen sind essentiell. Cycle Counting hilft bei der kontinuierlichen Bestandsüberwachung.

Prognoseunsicherheit und Bedarfsschwankungen

Ungenaue Forecast-Fehler können zu Fehlbeständen oder Überbeständen führen. Flexible Lieferverträge mit anpassbaren Mengen und kurzen Wiederbeschaffungszeiten reduzieren diese Risiken. Regelmäßige Bedarfsanalysen und rollierende Planungen erhöhen die Planungsgenauigkeit.

Just-in-Time: Definition, Methoden und Anwendung im Einkauf

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Praxisbeispiel

Ein Automobilhersteller implementiert Just-in-Time für die Sitzmontage. Die Sitze werden vom Lieferanten in der exakten Reihenfolge der Fahrzeugproduktion angeliefert, synchronisiert mit dem Produktionsband. Durch diese Sequenzlieferung entfallen Zwischenlager komplett, und die Montage erfolgt direkt vom LKW. Das Ergebnis: 60% weniger Lagerfläche, 40% reduzierte Kapitalbindung und 95% weniger Handling-Aufwand.

  • Elektronische Abrufsignale steuern die Lieferung 4 Stunden vor Bedarf
  • Qualitätsprüfung erfolgt beim Lieferanten vor Versand
  • Backup-Lieferant steht für Notfälle bereit

Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen

Just-in-Time entwickelt sich kontinuierlich weiter und wird durch neue Technologien und veränderte Marktbedingungen beeinflusst.

Digitalisierung und KI-gestützte Prognosen

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Verbrauchsprognose für Just-in-Time-Systeme. Machine Learning-Algorithmen analysieren historische Daten und externe Faktoren, um präzisere Bedarfsvorhersagen zu erstellen. Dies reduziert sowohl Fehlbestände als auch Überbestände erheblich.

Resilienz vs. Effizienz nach globalen Krisen

Die COVID-19-Pandemie und Lieferkettenunterbrechungen haben das reine Just-in-Time-Konzept herausgefordert. Unternehmen entwickeln hybride Ansätze, die Effizienz mit strategischen Sicherheitsbeständen für kritische Komponenten kombinieren.

Nachhaltigkeit und Just-in-Time

Umweltaspekte gewinnen an Bedeutung. Häufigere, kleinere Lieferungen können den CO2-Fußabdruck erhöhen. Moderne Ansätze integrieren Nachhaltigkeitskriterien in die Bestandsoptimierung und entwickeln umweltfreundliche Transportkonzepte für Just-in-Time-Lieferungen.

Fazit

Just-in-Time bleibt ein mächtiges Instrument zur Kostenreduzierung und Effizienzsteigerung in der Beschaffung. Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten für präzisere Prognosen und automatisierte Steuerung. Gleichzeitig erfordern globale Unsicherheiten eine ausgewogene Balance zwischen Effizienz und Resilienz. Erfolgreiche Just-in-Time-Implementierung setzt auf starke Lieferantenpartnerschaften, robuste Prozesse und kontinuierliche Anpassung an veränderte Marktbedingungen.

FAQ

Was ist der Unterschied zwischen Just-in-Time und Just-in-Sequence?

Just-in-Time liefert Materialien zum richtigen Zeitpunkt, während Just-in-Sequence zusätzlich die exakte Reihenfolge der Produktion berücksichtigt. Just-in-Sequence ist die Weiterentwicklung für komplexe Variantenproduktion, bei der nicht nur der Zeitpunkt, sondern auch die Sequenz der Anlieferung entscheidend ist.

Welche Branchen eignen sich am besten für Just-in-Time?

Automobilindustrie, Elektronikfertigung und Maschinenbau profitieren am meisten von Just-in-Time. Voraussetzungen sind standardisierte Produkte, vorhersagbare Nachfrage und zuverlässige Lieferanten in geografischer Nähe. Branchen mit hoher Variantenvielfalt oder unregelmäßigem Bedarf sind weniger geeignet.

Wie berechnet man die optimale Bestellmenge bei Just-in-Time?

Bei reinem Just-in-Time entspricht die Bestellmenge dem exakten Bedarf ohne Sicherheitspuffer. In der Praxis werden kleine Losgrößen basierend auf Tagesbedarfen oder Schichtbedarfen verwendet. Die Mindestbestellmenge des Lieferanten und Transportkosten begrenzen die Flexibilität.

Welche Risiken entstehen durch Just-in-Time und wie minimiert man sie?

Hauptrisiken sind Lieferausfälle, Qualitätsprobleme und Nachfrageschwankungen. Minimierung erfolgt durch Lieferantenaudits, Zweitlieferanten-Qualifizierung, flexible Verträge und hybride Ansätze mit strategischen Sicherheitsbeständen für kritische Komponenten. Kontinuierliches Monitoring der Lieferkette ist essentiell.

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