Einkaufslexikon
Incoterms DPU: Definition, Pflichten und praktische Anwendung im Einkauf
November 19, 2025
Incoterms DPU (Delivered at Place Unloaded) regelt die Lieferung von Waren an einem vereinbarten Bestimmungsort, wobei der Verkäufer für die Entladung verantwortlich ist. Diese Lieferklausel bietet Einkäufern klare Kostenverteilung und Risikoabgrenzung bei internationalen Beschaffungsprozessen. Incoterms DPU ersetzt seit 2020 die frühere DAT-Klausel und erweitert deren Anwendungsbereich erheblich. Erfahren Sie im Folgenden, was DPU genau bedeutet, welche Pflichten entstehen und wie Sie diese Klausel strategisch im Einkauf einsetzen.
Key Facts
- DPU ersetzt seit 2020 die Incoterms-Klausel DAT und erweitert den Anwendungsbereich auf alle Transportmittel
- Verkäufer trägt alle Kosten und Risiken bis zur Entladung am vereinbarten Bestimmungsort
- Einzige Incoterms-Klausel, bei der der Verkäufer explizit für die Entladung verantwortlich ist
- Geeignet für alle Transportarten, nicht nur für Container- und Terminallieferungen
- Käufer übernimmt Verantwortung ab dem Moment der entladenen Ware am Bestimmungsort
Inhalt
Was ist Incoterms DPU? Definition, Pflichten und Risiken
DPU definiert eine Lieferklausel, bei der der Verkäufer umfassende Verantwortung bis zur vollständigen Entladung trägt.
Grundlegende Merkmale von DPU
DPU steht für "Delivered at Place Unloaded" und beschreibt eine Liefervereinbarung, bei der der Verkäufer die Ware am vereinbarten Bestimmungsort entlädt. Im Gegensatz zu anderen DAP-Regelungen umfasst DPU explizit die Entladungspflicht des Verkäufers.
- Vollständige Kostenübernahme für Transport und Entladung durch Verkäufer
- Risikoübergang erst nach erfolgter Entladung am Bestimmungsort
- Anwendbar für alle Transportmittel und Lieferorte
DPU vs. andere Incoterms-Klauseln
DPU unterscheidet sich wesentlich von DDP und DAP durch die explizite Entladungspflicht. Während bei DAP die Entladung Käufersache ist, übernimmt bei DPU der Verkäufer diese Verantwortung vollständig.
Bedeutung von DPU im Einkauf
Für Einkäufer bietet DPU maximale Planungssicherheit bei der Warenannahme. Die Klausel eignet sich besonders für komplexe Lieferungen mit schweren oder sperrigen Gütern, bei denen die Palettierung und Entladung spezielle Expertise erfordert.
Umsetzung, Pflichten und Nachweise
Die praktische Umsetzung von DPU erfordert klare Vereinbarungen über Entladungsmodalitäten und entsprechende Dokumentation.
Verkäuferpflichten bei DPU
Der Verkäufer trägt umfassende Verantwortung für den gesamten Lieferprozess bis zur Entladung. Dies umfasst die Organisation des Transports, die Transportversicherung und die fachgerechte Entladung am Bestimmungsort.
- Bereitstellung geeigneter Entladungsausrüstung
- Koordination mit lokalen Behörden und Terminals
- Dokumentation der ordnungsgemäßen Entladung
Käuferpflichten und Mitwirkung
Käufer müssen den vereinbarten Entladungsort zugänglich machen und bei der Verzollung mitwirken. Die rechtzeitige Bereitstellung aller erforderlichen Dokumente ist essentiell für einen reibungslosen Ablauf.
Dokumentation und Nachweise
Entscheidend ist die lückenlose Dokumentation des Entladungsvorgangs. Packing Lists und Entladungsbestätigungen dienen als Nachweis für den ordnungsgemäßen Risikoübergang und sind für eventuelle Schadensfälle relevant.

Tacto Intelligence
Vereint tiefes Einkaufswissen mit den leistungsstärksten KI-Agenten für einen starken Einkauf.
Compliance-Kennzahlen und Quoten
Effektive KPIs ermöglichen die Überwachung und Optimierung von DPU-Lieferungen im Einkaufsprozess.
Entladungseffizienz-Kennzahlen
Die Messung der Entladungszeiten und -kosten pro Einheit gibt Aufschluss über die Effizienz der DPU-Abwicklung. Durchschnittliche Entladungszeiten unter 4 Stunden gelten als Benchmark für Standardcontainer.
- Entladungszeit pro Container/Palette
- Entladungskosten als Prozentsatz des Warenwerts
- Schadenquote während der Entladung
Compliance und Dokumentationsgrad
Der Vollständigkeitsgrad der DPU-Dokumentation ist ein kritischer KPI. Eine Dokumentationsquote von mindestens 98% gewährleistet rechtssichere Abwicklung und erleichtert die Freight Audits.
Lieferantenperformance bei DPU
Die Bewertung der Delivery Performance umfasst Pünktlichkeit, Vollständigkeit und Qualität der Entladung. Top-Performer erreichen Pünktlichkeitsraten von über 95% bei gleichzeitig minimalen Schadenquoten.
Risiken, Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen
DPU-Vereinbarungen bergen spezifische Risiken, die durch geeignete Maßnahmen minimiert werden können.
Entladungsrisiken und Haftungsfragen
Das Hauptrisiko liegt in der Entladungsverantwortung des Verkäufers. Schäden während der Entladung können zu komplexen Haftungsfragen führen. Eine klare Definition der Entladungsmodalitäten und entsprechende Versicherungsdeckung sind unerlässlich.
- Beschädigung der Ware während der Entladung
- Verzögerungen durch ungeeignete Entladungsausrüstung
- Haftungsstreitigkeiten bei Unfällen am Entladungsort
Kostenrisiken und Budgetplanung
Unvorhergesehene Entladungskosten können das Budget erheblich belasten. Besonders bei speziellen Containerarten oder schwer zugänglichen Entladungsorten entstehen oft zusätzliche Kosten.
Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen
Die Abhängigkeit von der Entladungskapazität des Verkäufers erfordert sorgfältige Lieferantenauswahl. Regelmäßige Audits der Entladungsverfahren und alternative Entladungsoptionen reduzieren das Ausfallrisiko erheblich.
Praxisbeispiel
Ein Automobilzulieferer bezieht Maschinenbauteile aus Asien per DPU-Klausel. Der Verkäufer organisiert den Seetransport und übernimmt die Entladung am Werkstor mittels Spezialkran. Durch die DPU-Vereinbarung entfallen für den Käufer Entladungskosten von ca. 2.500 Euro pro Container sowie das Risiko von Entladungsschäden. Die klare Verantwortungsabgrenzung ermöglicht präzise Budgetplanung und reduziert den internen Koordinationsaufwand erheblich.
- Kostenersparnis durch Verkäufer-Entladung: 15% der Transportkosten
- Reduzierung der Schadenquote um 60% durch Fachpersonal
- Verkürzung der Warenannahmezeit um durchschnittlich 3 Stunden
Aktuelle Entwicklungen und Auslegung zu Incoterms DPU
Die Anwendung von DPU entwickelt sich kontinuierlich weiter, insbesondere durch digitale Technologien und veränderte Logistikstrukturen.
Digitalisierung der DPU-Abwicklung
Moderne Tracking-Systeme und IoT-Technologien ermöglichen eine präzise Überwachung des Entladungsprozesses. KI-gestützte Systeme optimieren die Planung von Entladungskapazitäten und reduzieren Demurrage-Kosten erheblich.
Nachhaltigkeit und DPU-Anwendung
Umweltaspekte gewinnen bei DPU-Vereinbarungen an Bedeutung. Unternehmen integrieren zunehmend CO2-Footprint-Berechnungen und nachhaltige Entladungsverfahren in ihre DPU-Verträge, um ESG-Ziele zu erreichen.
Rechtliche Entwicklungen
Internationale Handelskammern präzisieren kontinuierlich die Auslegung von DPU-Klauseln. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Abgrenzung zu Risikoübergängen bei verschiedenen Transportmitteln und Entladungsorten.
Fazit
Incoterms DPU bietet Einkäufern eine vorteilhafte Lösung für komplexe Lieferungen mit hohem Entladungsaufwand. Die klare Verantwortungsverteilung reduziert operative Risiken und ermöglicht präzise Kostenplanung. Erfolgreiche DPU-Anwendung erfordert jedoch sorgfältige Lieferantenauswahl und detaillierte Vertragsgestaltung. Bei strategischer Nutzung stärkt DPU die Effizienz internationaler Beschaffungsprozesse erheblich.
FAQ
Was unterscheidet DPU von DAP?
Bei DPU übernimmt der Verkäufer die Entladung der Ware am Bestimmungsort, während bei DAP die Entladung Käufersache ist. DPU bietet damit mehr Service, kann aber höhere Kosten verursachen. Der Risikoübergang erfolgt bei DPU erst nach der Entladung.
Für welche Warenarten eignet sich DPU besonders?
DPU ist ideal für schwere, sperrige oder technisch komplexe Güter, die spezielle Entladungsausrüstung erfordern. Maschinenbau, Stahlprodukte oder Chemikalien profitieren besonders von der Verkäufer-Entladung, da Fachkenntnisse und Spezialausrüstung erforderlich sind.
Welche Versicherungen sind bei DPU erforderlich?
Der Verkäufer muss eine Transportversicherung bis zur vollständigen Entladung abschließen. Zusätzlich empfiehlt sich eine Haftpflichtversicherung für Entladungsschäden. Käufer sollten prüfen, ob ihre Betriebshaftpflicht Schäden durch fremde Entladungsaktivitäten abdeckt.
Wie wird der Entladungsort bei DPU definiert?
Der Entladungsort muss präzise im Vertrag spezifiziert werden, einschließlich Zufahrtsmöglichkeiten und verfügbarer Infrastruktur. Unklare Ortsangaben führen zu Streitigkeiten und Mehrkosten. GPS-Koordinaten oder detaillierte Adressangaben mit Ansprechpartnern sind empfehlenswert.



.avif)


.png)




.png)
.png)