Einkaufslexikon
Delivery Performance: Kennzahl für Lieferzuverlässigkeit im Einkauf
November 19, 2025
Delivery Performance ist eine zentrale Kennzahl im Einkauf, die die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit von Lieferanten misst. Sie bewertet, inwieweit vereinbarte Liefertermine eingehalten werden und bildet damit eine wichtige Grundlage für Lieferantenbewertungen und strategische Beschaffungsentscheidungen. Erfahren Sie im Folgenden, was Delivery Performance genau bedeutet, wie sie gemessen wird und welche Auswirkungen sie auf die Beschaffungsstrategie hat.
Key Facts
- Delivery Performance misst die Termintreue von Lieferanten in Prozent
- Typische Zielwerte liegen zwischen 95% und 99% je nach Branche
- Berechnung erfolgt meist als On-Time-Delivery-Rate (OTDR)
- Direkte Auswirkungen auf Produktionsplanung und Lagerbestände
- Wichtiger Baustein für Lieferantenbewertung und -entwicklung
Inhalt
Definition und Bedeutung der Delivery Performance
Delivery Performance bezeichnet die Fähigkeit eines Lieferanten, vereinbarte Liefertermine einzuhalten und Waren zum richtigen Zeitpunkt zu liefern.
Kernaspekte der Delivery Performance
Die Delivery Performance umfasst mehrere Dimensionen der Lieferzuverlässigkeit. Neben der reinen Termintreue werden auch Aspekte wie Liefervollständigkeit und Qualität der Lieferung berücksichtigt.
- On-Time-Delivery: Einhaltung vereinbarter Liefertermine
- In-Full-Delivery: Vollständige Lieferung der bestellten Mengen
- Right-Quality: Lieferung in vereinbarter Qualität
- Perfect-Order-Rate: Kombination aller Aspekte
Delivery Performance vs. andere Lieferantenkennzahlen
Im Gegensatz zu Kostenkennzahlen fokussiert sich Delivery Performance ausschließlich auf zeitliche und qualitative Aspekte. Während Preisindizes die Kostenentwicklung messen, bewertet Delivery Performance die operative Zuverlässigkeit von Lieferanten.
Bedeutung von Delivery Performance im Einkauf
Eine hohe Delivery Performance reduziert Sicherheitsbestände, verbessert die Planungssicherheit und minimiert Produktionsausfälle. Sie ist entscheidend für Kanban-Systeme und Just-in-Time-Konzepte, da diese auf zuverlässige Lieferungen angewiesen sind.
Messung, Datenbasis und Berechnung
Die Messung der Delivery Performance erfolgt durch verschiedene Kennzahlen und Berechnungsmethoden, die eine objektive Bewertung der Lieferantenleistung ermöglichen.
On-Time-Delivery-Rate (OTDR)
Die OTDR ist die häufigste Berechnungsmethode für Delivery Performance. Sie wird als Prozentsatz der pünktlich gelieferten Bestellungen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Bestellungen berechnet.
- Formel: (Pünktliche Lieferungen / Gesamtlieferungen) × 100
- Toleranzfenster definieren (z.B. ±1 Tag)
- Regelmäßige Auswertung (monatlich/quartalsweise)
Datenbasis und Erfassung
Für eine präzise Messung sind verlässliche Datenquellen erforderlich. ERP-Systeme erfassen automatisch Bestelldaten, Liefertermine und Wareneingänge. Die Integration von Advance Shipping Notices verbessert die Datenqualität erheblich.
Perfect-Order-Rate als erweiterte Kennzahl
Die Perfect-Order-Rate kombiniert Delivery Performance mit weiteren Qualitätskriterien. Sie berücksichtigt Termintreue, Mengenvollständigkeit, Qualität und korrekte Dokumentation in einer einzigen Kennzahl und bietet damit eine ganzheitliche Bewertung der Lieferantenleistung.

Tacto Intelligence
Vereint tiefes Einkaufswissen mit den leistungsstärksten KI-Agenten für einen starken Einkauf.
Interpretation & Zielwerte für Delivery Performances
Die richtige Interpretation von Delivery Performance-Kennzahlen und die Definition angemessener Zielwerte sind entscheidend für eine effektive Lieferantensteuerung.
Branchenspezifische Zielwerte
Zielwerte für Delivery Performance variieren je nach Branche und Produktkomplexität. In der Automobilindustrie werden typischerweise 98-99% erwartet, während in anderen Branchen 95-97% als akzeptabel gelten.
- Automobilindustrie: 98-99% OTDR
- Maschinenbau: 95-97% OTDR
- Konsumgüter: 92-95% OTDR
- Chemie/Pharma: 96-98% OTDR
Toleranzfenster und Bewertungskriterien
Die Definition von Toleranzfenstern beeinflusst die Delivery Performance-Bewertung erheblich. Enge Toleranzen (±1 Tag) fördern Präzision, während weitere Toleranzen (±3 Tage) Flexibilität ermöglichen. Die Wahl hängt von der Kritikalität der Materialien ab.
Trendanalyse und kontinuierliche Verbesserung
Neben absoluten Werten ist die Trendentwicklung der Delivery Performance entscheidend. Verschlechterungen deuten auf systematische Probleme hin und erfordern gezielte Maßnahmen. Regelmäßige Carrier Performance-Bewertungen unterstützen die Ursachenanalyse bei Lieferproblemen.
Risiken, Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen
Eine unzureichende Delivery Performance birgt erhebliche Risiken für die gesamte Wertschöpfungskette und erfordert systematische Gegenmaßnahmen.
Produktions- und Lieferkettenrisiken
Schlechte Delivery Performance führt zu Produktionsstillständen, erhöhten Lagerkosten und Kundenunzufriedenheit. Besonders kritisch sind diese Auswirkungen bei Just-in-Time-Produktionen und Cross-Docking-Konzepten.
- Produktionsausfälle durch fehlende Komponenten
- Erhöhte Sicherheitsbestände als Puffer
- Verzögerungen in der Kundenbelieferung
Lieferantenabhängigkeiten und Single-Source-Risiken
Eine starke Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten verstärkt die Auswirkungen schlechter Delivery Performance. Diversifizierungsstrategien und die Entwicklung alternativer Lieferquellen reduzieren diese Risiken erheblich.
Präventive Maßnahmen und Risikominimierung
Systematische Lieferantenentwicklung und regelmäßige Performance-Reviews verbessern die Delivery Performance nachhaltig. Carrier Performance-Analysen helfen bei der Optimierung der Transportlogistik und reduzieren externe Einflussfaktoren auf die Liefertermintreue.
Praxisbeispiel
Ein Automobilzulieferer implementiert ein systematisches Delivery Performance-Monitoring für seine 150 Lieferanten. Monatlich wird die OTDR mit einem Toleranzfenster von ±1 Tag gemessen. Lieferanten mit einer Performance unter 95% erhalten automatisch eine Benachrichtigung und werden zu einem Verbesserungsplan aufgefordert. Durch die Integration von Advance Shipping Notices konnte die durchschnittliche Delivery Performance von 92% auf 97% gesteigert werden.
- Automatisierte Datenerfassung aus ERP-System
- Wöchentliche Performance-Dashboards für kritische Lieferanten
- Eskalationsprozess bei wiederholten Verzögerungen
Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen
Die Digitalisierung und neue Technologien verändern die Messung und Steuerung der Delivery Performance grundlegend.
Digitale Transparenz und Echtzeitüberwachung
Moderne Supply Chain Management-Systeme ermöglichen die Echtzeitüberwachung von Lieferungen. IoT-Sensoren und GPS-Tracking bieten präzise Informationen über Lieferstatus und erwartete Ankunftszeiten, wodurch proaktive Maßnahmen bei Verzögerungen möglich werden.
KI-gestützte Prognosen und Optimierung
Künstliche Intelligenz analysiert historische Delivery Performance-Daten und externe Faktoren wie Wetter oder Verkehr. Diese Analysen verbessern Lieferprognosen und ermöglichen präventive Maßnahmen zur Risikominimierung.
- Predictive Analytics für Lieferverzögerungen
- Automatische Lieferantenbenachrichtigung bei Abweichungen
- Dynamische Anpassung von Sicherheitsbeständen
Nachhaltigkeit und Delivery Performance
Nachhaltigkeitsaspekte beeinflussen zunehmend die Bewertung der Delivery Performance. Unternehmen berücksichtigen CO2-Emissionen von Transporten und bevorzugen Milk-Run-Konzepte oder konsolidierte Lieferungen, auch wenn dies die reine Termintreue beeinträchtigen kann.
Fazit
Delivery Performance ist eine unverzichtbare Kennzahl für erfolgreiches Supply Chain Management und strategische Beschaffungsentscheidungen. Sie ermöglicht objektive Lieferantenbewertungen und bildet die Grundlage für kontinuierliche Verbesserungen in der Lieferkette. Moderne Technologien wie KI und IoT eröffnen neue Möglichkeiten für präzise Messung und proaktive Steuerung. Unternehmen, die Delivery Performance systematisch überwachen und optimieren, schaffen nachhaltige Wettbewerbsvorteile durch zuverlässige und effiziente Beschaffungsprozesse.
FAQ
Was ist der Unterschied zwischen Delivery Performance und Lieferzeit?
Delivery Performance misst die Einhaltung vereinbarter Termine, während Lieferzeit die Dauer zwischen Bestellung und Lieferung angibt. Eine kurze Lieferzeit nützt nichts, wenn Termine nicht eingehalten werden. Beide Kennzahlen ergänzen sich bei der Lieferantenbewertung.
Wie wird Delivery Performance bei Teillieferungen berechnet?
Bei Teillieferungen gibt es verschiedene Ansätze: Entweder wird jede Teillieferung separat bewertet oder die Bestellung gilt erst als vollständig erfüllt, wenn alle Teile termingerecht geliefert wurden. Der gewählte Ansatz sollte konsistent angewendet und klar kommuniziert werden.
Welche Toleranzfenster sind für Delivery Performance angemessen?
Toleranzfenster hängen von der Materialart und Produktionsstrategie ab. Kritische Komponenten für Just-in-Time-Produktion erfordern enge Toleranzen (±1 Tag), während Standardmaterialien größere Fenster (±3-5 Tage) erlauben. Wichtig ist die einheitliche Definition und Kommunikation.
Wie kann schlechte Delivery Performance verbessert werden?
Verbesserungen erfordern systematische Ursachenanalyse und gezielte Maßnahmen. Dazu gehören Lieferantenentwicklungsprogramme, verbesserte Prognosen, alternative Transportwege und bei wiederholten Problemen der Wechsel zu zuverlässigeren Lieferanten. Regelmäßige Reviews und klare Zielvereinbarungen sind essentiell.



.avif)


.png)




.png)
.png)