Einkaufslexikon
Capable to Promise (CTP): Definition und Anwendung im Einkauf
November 19, 2025
Capable to Promise (CTP) ist ein fortschrittliches Planungsverfahren, das Unternehmen dabei unterstützt, realistische Liefertermine basierend auf verfügbaren Kapazitäten und Materialien zu bestimmen. Im Gegensatz zu statischen Verfügbarkeitsprüfungen berücksichtigt Capable to Promise dynamisch die gesamte Lieferkette und ermöglicht präzise Terminzusagen. Erfahren Sie im Folgenden, was CTP genau bedeutet, welche Methoden angewendet werden und wie sich aktuelle Entwicklungen auf die Einkaufspraxis auswirken.
Key Facts
- CTP kombiniert Materialverfügbarkeit, Produktionskapazitäten und Lieferantenkapazitäten für realistische Terminzusagen
- Unterscheidet sich von ATP durch dynamische Berücksichtigung zukünftiger Planungsänderungen
- Reduziert Lieferverzögerungen um bis zu 30% durch präzisere Kapazitätsplanung
- Integriert sich nahtlos in ERP-Systeme und Supply Chain Management-Lösungen
- Ermöglicht proaktive Kundenberatung durch transparente Verfügbarkeitsinformationen
Inhalt
Definition: Capable to Promise (CTP)
Capable to Promise erweitert die klassische Verfügbarkeitsprüfung um eine dynamische Kapazitätsbewertung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Kernkomponenten von CTP
CTP basiert auf drei wesentlichen Elementen: der Materialverfügbarkeitsprüfung, der Produktionskapazitätsbewertung und der Lieferantenkapazitätsanalyse. Diese Komponenten werden in Echtzeit miteinander verknüpft, um präzise Liefertermine zu ermitteln.
- Dynamische Materialbedarfsplanung
- Kapazitätsabgleich über mehrere Produktionsstufen
- Integration von Lieferantenverfügbarkeiten
CTP vs. Available to Promise
Während Available to Promise nur vorhandene Bestände berücksichtigt, bezieht CTP zukünftige Produktions- und Beschaffungsmöglichkeiten mit ein. Dies ermöglicht flexiblere Terminzusagen auch bei aktuell nicht verfügbaren Produkten.
Bedeutung von CTP im Einkauf
Für Einkaufsorganisationen bietet CTP entscheidende Vorteile bei der Lieferterminzusage und Kapazitätsplanung. Durch die präzise Vorhersage von Lieferterminen können Einkäufer proaktiv mit Lieferanten verhandeln und Engpässe frühzeitig identifizieren.
Methoden und Vorgehensweisen
Die Implementierung von CTP erfordert strukturierte Vorgehensweisen und bewährte Methoden zur optimalen Nutzung der verfügbaren Daten.
Datenintegration und Systemanbindung
Erfolgreiche CTP-Implementierungen basieren auf der nahtlosen Integration verschiedener Datenquellen. Master Production Schedule und Lieferantendaten müssen in Echtzeit synchronisiert werden.
- ERP-System-Integration für Materialstammdaten
- Lieferanten-Portal-Anbindung für Kapazitätsinformationen
- Produktionsplanungssystem-Kopplung
Kapazitätsmodellierung
Die präzise Modellierung von Produktions- und Lieferantenkapazitäten bildet das Herzstück effektiver CTP-Systeme. Kapazitätsabgleich mit Lieferanten erfolgt dabei kontinuierlich.
Exception Management
Systematisches Exception Management identifiziert Abweichungen zwischen geplanten und tatsächlichen Kapazitäten. Automatisierte Warnmeldungen ermöglichen schnelle Reaktionen auf Planungsänderungen.

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Wichtige KPIs für CTP
Die Erfolgsmessung von CTP-Implementierungen erfordert spezifische Kennzahlen, die sowohl Genauigkeit als auch Effizienz bewerten.
Terminzusage-Genauigkeit
Die Abweichung zwischen zugesagten und tatsächlichen Lieferterminen ist der wichtigste Indikator für CTP-Qualität. Terminabweichungsanalyse sollte regelmäßig durchgeführt werden.
- On-Time-Delivery-Rate (OTDR)
- Durchschnittliche Terminabweichung in Tagen
- Anteil verspäteter Lieferungen
Systemperformance und Reaktionszeit
CTP-Berechnungen müssen in angemessener Zeit verfügbar sein, um operative Entscheidungen zu unterstützen. Planungszeitfenster definieren dabei die erforderlichen Antwortzeiten.
Kapazitätsauslastung und Effizienz
Die optimale Nutzung verfügbarer Kapazitäten zeigt die Wirksamkeit des CTP-Systems. Sicherheitskapazitäten müssen dabei angemessen dimensioniert sein, um Flexibilität zu gewährleisten.
Risiken, Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen
Die Implementierung und der Betrieb von CTP-Systemen bringen spezifische Herausforderungen mit sich, die systematisch adressiert werden müssen.
Datenqualität und Systemabhängigkeiten
Ungenaue oder veraltete Stammdaten können zu fehlerhaften CTP-Berechnungen führen. Regelmäßige Parameterpflege und Datenvalidierung sind essentiell für zuverlässige Ergebnisse.
- Automatisierte Datenqualitätsprüfungen
- Redundante Datenquellen zur Absicherung
- Regelmäßige Systemaudits
Komplexität der Kapazitätsmodellierung
Überkomplexe Modelle können zu Performance-Problemen und schwer nachvollziehbaren Ergebnissen führen. Feinplanung der Einkaufskapazitäten erfordert das richtige Maß an Detaillierung.
Change Management Herausforderungen
Die Einführung von CTP verändert etablierte Planungsprozesse grundlegend. Mitarbeiterschulungen und schrittweise Implementierung minimieren Widerstand und Fehlerrisiken bei der Terminplanung.
Praxisbeispiel
Ein Automobilzulieferer implementiert CTP für die Terminzusage bei kundenspezifischen Bauteilen. Das System integriert Materialverfügbarkeit, Produktionskapazitäten und Lieferantenkapazitäten in Echtzeit. Bei einer Kundenanfrage für 10.000 Einheiten prüft CTP automatisch alle Engpässe und schlägt den frühestmöglichen Liefertermin vor. Durch die präzise Planung konnte die Termintreue von 78% auf 94% gesteigert werden.
- Automatische Materialbedarfsermittlung basierend auf Stücklisten
- Kapazitätsabgleich über alle Produktionsstufen
- Integration von Lieferantenverfügbarkeiten via EDI
- Kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Termine
Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen
Die Weiterentwicklung von CTP-Systemen wird maßgeblich durch technologische Innovationen und veränderte Marktanforderungen geprägt.
KI-gestützte Prognosemodelle
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Genauigkeit von CTP-Berechnungen durch maschinelles Lernen aus historischen Daten. Demand Sensing ermöglicht präzisere Nachfrageprognosen in Echtzeit.
- Predictive Analytics für Kapazitätsengpässe
- Automatisierte Parameteranpassung
- Selbstlernende Algorithmen für Lieferzeiten
Cloud-basierte CTP-Lösungen
Cloud-Technologien ermöglichen skalierbare CTP-Implementierungen mit geringeren Investitionskosten. Die Integration in bestehende Sales and Operations Planning-Prozesse wird dadurch vereinfacht.
Real-Time Supply Chain Visibility
Moderne CTP-Systeme bieten Echtzeiteinblicke in die gesamte Lieferkette. Lieferterminverfolgung wird dadurch proaktiv und ermöglicht frühzeitige Korrekturmaßnahmen bei Abweichungen.
Fazit
Capable to Promise stellt einen entscheidenden Evolutionsschritt in der Terminplanung dar, der durch die Integration von Kapazitäts- und Materialverfügbarkeit präzise Lieferterminzusagen ermöglicht. Die Technologie bietet erhebliche Potentiale zur Verbesserung der Liefertreue und Reduzierung von Planungsunsicherheiten. Erfolgreiche Implementierungen erfordern jedoch saubere Datengrundlagen und systematisches Change Management. Mit fortschreitender KI-Integration wird CTP zunehmend zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil für moderne Einkaufsorganisationen.
FAQ
Was unterscheidet CTP von herkömmlichen Verfügbarkeitsprüfungen?
CTP berücksichtigt nicht nur aktuelle Bestände, sondern auch zukünftige Produktions- und Beschaffungsmöglichkeiten. Dadurch entstehen realistischere Terminzusagen, die dynamische Kapazitätsveränderungen einbeziehen und eine bessere Planungssicherheit bieten.
Welche Daten benötigt ein CTP-System?
CTP erfordert Materialstammdaten, Stücklisten, Produktionskapazitäten, Lieferantenkapazitäten, aktuelle Bestände und Planungshorizonte. Die Datenqualität ist entscheidend für präzise Berechnungen und sollte regelmäßig validiert werden.
Wie lange dauert die Implementierung von CTP?
Die Implementierungsdauer variiert je nach Unternehmensgröße und Systemkomplexität zwischen 6-18 Monaten. Kritische Erfolgsfaktoren sind saubere Stammdaten, klare Prozessdefinitionen und umfassende Mitarbeiterschulungen für nachhaltige Nutzung.
Welche Kosteneinsparungen sind durch CTP möglich?
Unternehmen berichten von 15-25% Reduktion der Lagerbestände, 20-30% weniger Eilbestellungen und 10-15% Verbesserung der Liefertreue. Die ROI-Amortisation erfolgt typischerweise innerhalb von 12-24 Monaten nach Vollimplementierung.



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