Einkaufslexikon
Self-Billing: Definition, Prozess und Anwendung im Einkauf
November 19, 2025
Self-Billing ist ein innovativer Rechnungsprozess, bei dem der Käufer die Rechnung für den Lieferanten erstellt und direkt zur Zahlung freigibt. Dieses Verfahren revolutioniert die traditionelle Rechnungsabwicklung und bietet erhebliche Effizienzvorteile in der Beschaffung. Erfahren Sie im Folgenden, was Self-Billing genau bedeutet, wie der Prozess funktioniert und welche strategischen Vorteile sich für Ihr Unternehmen ergeben.
Key Facts
- Self-Billing kehrt den traditionellen Rechnungsprozess um - der Käufer erstellt die Rechnung
- Reduziert Rechnungsbearbeitungszeit um bis zu 80% durch Wegfall der Rechnungsprüfung
- Erfordert vertragliche Vereinbarung und Zustimmung des Lieferanten
- Besonders effektiv bei wiederkehrenden Lieferungen und standardisierten Leistungen
- Steuerrechtlich gleichwertig zur Lieferantenrechnung bei korrekter Umsetzung
Inhalt
Was ist Self-Billing?
Self-Billing bezeichnet einen Rechnungsprozess, bei dem der Käufer anstelle des Lieferanten die Rechnung erstellt und zur Zahlung freigibt.
Grundprinzip und Funktionsweise
Beim Self-Billing übernimmt das einkaufende Unternehmen die Rechnungserstellung basierend auf Wareneingangsdaten oder erbrachten Leistungen. Der Lieferant erhält eine Kopie der erstellten Rechnung und stimmt dieser zu oder widerspricht innerhalb einer definierten Frist.
Self-Billing vs. traditionelle Rechnungsstellung
Im Gegensatz zur herkömmlichen Rechnungsstellung entfallen beim Self-Billing die Rechnungsprüfung und der Rechnungsfreigabe-Workflow. Dies führt zu einer deutlichen Beschleunigung des Purchase-to-Pay-Prozesses.
Bedeutung von Self-Billing im Einkauf
Self-Billing ermöglicht eine vollständige Automatisierung der Rechnungsabwicklung und unterstützt die digitale Transformation im Einkauf. Besonders bei standardisierten Beschaffungsprozessen und vertrauensvollen Lieferantenbeziehungen bietet es erhebliche Effizienzgewinne.
Prozessschritte und Verantwortlichkeiten
Die erfolgreiche Implementierung von Self-Billing erfordert klar definierte Prozessschritte und eindeutige Verantwortlichkeiten zwischen allen Beteiligten.
Vertragliche Grundlagen schaffen
Zunächst müssen vertragliche Vereinbarungen mit dem Lieferanten getroffen werden, die Self-Billing explizit erlauben. Diese umfassen Widerspruchsfristen, Datenformate und steuerrechtliche Aspekte. Die Einkaufsbedingungen müssen entsprechend angepasst werden.
Systemintegration und Datenfluss
Die technische Umsetzung erfolgt durch Integration der Warenwirtschaftssysteme und automatische Rechnungsgenerierung basierend auf Lieferungen oder Leistungsnachweisen. Eine nahtlose ERP-Integration ist dabei essentiell für den Erfolg.
Monitoring und Qualitätssicherung
Regelmäßige Abstimmungen mit Lieferanten und systematische Überwachung von Widersprüchen gewährleisten die Prozessqualität. Das Vier-Augen-Prinzip sollte bei kritischen Transaktionen weiterhin angewendet werden.

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Wichtige KPIs und Zielgrößen für Self-Billing
Die Erfolgsmessung von Self-Billing erfolgt über spezifische Kennzahlen, die Effizienz und Qualität des Prozesses bewerten.
Prozesseffizienz-Kennzahlen
Die durchschnittliche Rechnungsbearbeitungszeit und der Automatisierungsgrad sind zentrale Indikatoren. Typische Zielwerte liegen bei unter 24 Stunden Bearbeitungszeit und über 95% automatischer Verarbeitung ohne manuelle Eingriffe.
Qualitätskennzahlen
Die Widerspruchsrate der Lieferanten und die Fehlerquote bei der Rechnungserstellung zeigen die Prozessqualität auf. Erfolgreiche Self-Billing-Implementierungen erreichen Widerspruchsraten unter 2% und Fehlerquoten unter 1%.
Kosteneinsparungen
Die Reduzierung der Rechnungsbearbeitungskosten pro Transaktion ist ein wichtiger ROI-Indikator. Unternehmen erzielen typischerweise Kosteneinsparungen von 60-80% gegenüber traditionellen Rechnungsprozessen durch Self-Billing.
Risiken, Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen
Self-Billing birgt spezifische Risiken, die durch geeignete Maßnahmen minimiert werden können.
Steuerrechtliche Compliance-Risiken
Fehlerhafte Rechnungserstellung kann zu steuerrechtlichen Problemen führen. Regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter und automatisierte Plausibilitätsprüfungen reduzieren diese Risiken erheblich.
Lieferantenabhängigkeiten
Self-Billing erfordert die aktive Mitwirkung und das Vertrauen der Lieferanten. Widersprüche oder Systemausfälle können den gesamten Prozess beeinträchtigen. Eine sorgfältige Lieferantenqualifizierung ist daher unerlässlich.
Datenqualität und Systemrisiken
Unvollständige oder fehlerhafte Stammdaten können zu falschen Rechnungen führen. Robuste Stammdatenpflege und regelmäßige Datenvalidierung sind kritische Erfolgsfaktoren für Self-Billing-Prozesse.
Praxisbeispiel
Ein Automobilhersteller implementiert Self-Billing für wiederkehrende Lieferungen von Standardteilen. Nach Wareneingang generiert das ERP-System automatisch eine Rechnung basierend auf den vereinbarten Konditionen und sendet diese an den Lieferanten. Der Lieferant hat 48 Stunden Zeit für Widersprüche, andernfalls gilt die Rechnung als akzeptiert und wird zur Zahlung freigegeben.
- Rechnungsbearbeitungszeit reduziert sich von 5 Tagen auf 2 Stunden
- Manuelle Prüfaufwände entfallen vollständig
- Zahlungsziele können durch schnellere Abwicklung optimiert werden
Trends & Entwicklungen rund um Self-Billing
Self-Billing entwickelt sich kontinuierlich weiter und wird durch neue Technologien und regulatorische Änderungen geprägt.
KI-gestützte Automatisierung
Künstliche Intelligenz ermöglicht eine noch präzisere automatische Rechnungserstellung durch Mustererkennung und Anomalieerkennung. Machine Learning-Algorithmen optimieren kontinuierlich die Genauigkeit und reduzieren manuelle Eingriffe weiter.
Blockchain-Integration
Blockchain-Technologie bietet neue Möglichkeiten für transparente und manipulationssichere Self-Billing-Prozesse. Smart Contracts können automatische Zahlungsauslösungen bei erfüllten Lieferbedingungen ermöglichen und das Vertrauen zwischen den Parteien stärken.
Regulatorische Entwicklungen
Die zunehmende Digitalisierung der Steuerverwaltung und neue E-Invoicing-Vorschriften beeinflussen die Gestaltung von Self-Billing-Prozessen. Unternehmen müssen ihre Systeme kontinuierlich an sich ändernde rechtliche Anforderungen anpassen.
Fazit
Self-Billing stellt einen paradigmatischen Wandel in der Rechnungsabwicklung dar und bietet erhebliche Effizienzpotenziale für moderne Beschaffungsorganisationen. Die erfolgreiche Implementierung erfordert sorgfältige Planung, vertrauensvolle Lieferantenbeziehungen und robuste Systemintegration. Bei korrekter Umsetzung ermöglicht Self-Billing eine nahezu vollständige Automatisierung der Rechnungsprozesse und trägt maßgeblich zur digitalen Transformation des Einkaufs bei.
FAQ
Was sind die rechtlichen Voraussetzungen für Self-Billing?
Self-Billing erfordert eine explizite vertragliche Vereinbarung zwischen Käufer und Lieferant. Die erstellten Rechnungen müssen alle steuerrechtlich erforderlichen Angaben enthalten und der Lieferant muss der Rechnungsstellung zustimmen. Eine ordnungsgemäße Buchführung und Archivierung ist ebenfalls zwingend erforderlich.
Für welche Beschaffungskategorien eignet sich Self-Billing besonders?
Self-Billing ist besonders effektiv bei standardisierten, wiederkehrenden Lieferungen mit klaren Spezifikationen und festen Preisen. Typische Anwendungsbereiche sind C-Teile, Verbrauchsmaterialien und regelmäßige Dienstleistungen. Komplexe Projekte oder individuelle Leistungen sind weniger geeignet.
Wie wird die Datenqualität bei Self-Billing sichergestellt?
Automatisierte Plausibilitätsprüfungen, regelmäßige Stammdatenabgleiche und systematische Lieferantenabstimmungen gewährleisten hohe Datenqualität. Zusätzlich sollten Exception-Handling-Prozesse für Abweichungen und ein kontinuierliches Monitoring der Prozessqualität implementiert werden.
Welche Kosteneinsparungen sind durch Self-Billing realistisch?
Unternehmen erzielen typischerweise Kosteneinsparungen von 60-80% bei den Rechnungsbearbeitungskosten. Die Amortisation der Implementierungskosten erfolgt meist innerhalb von 12-18 Monaten. Zusätzliche Vorteile entstehen durch verbesserte Cash-Flow-Steuerung und reduzierte Fehlerkosten.



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