Einkaufslexikon
Run at Rate: Definition, Anwendung und Bedeutung im Einkauf
November 19, 2025
Run at Rate bezeichnet die Produktionsgeschwindigkeit oder -kapazität, mit der ein Lieferant oder eine Produktionslinie kontinuierlich arbeiten kann. Dieser Kennwert ist für Einkäufer entscheidend, um Lieferkapazitäten zu bewerten und Produktionsengpässe zu vermeiden. Erfahren Sie im Folgenden, was Run at Rate bedeutet, wie diese Kennzahl angewendet wird und welche strategische Bedeutung sie für das Beschaffungsmanagement hat.
Key Facts
- Run at Rate misst die kontinuierliche Produktionsgeschwindigkeit eines Lieferanten oder einer Fertigungslinie
- Entscheidende Kennzahl für Kapazitätsplanung und Lieferantenbewertung im Einkauf
- Hilft bei der Identifikation von Produktionsengpässen und Optimierungspotenzialen
- Basis für realistische Lieferterminplanung und Bestandsmanagement
- Wichtiger Faktor bei Make-or-Buy-Entscheidungen und Lieferantenauswahl
Inhalt
Was ist Run at Rate?
Run at Rate beschreibt die tatsächliche Produktionsgeschwindigkeit, mit der ein System, eine Maschine oder ein Lieferant kontinuierlich arbeiten kann, ohne Unterbrechungen oder Qualitätsverluste.
Kernaspekte von Run at Rate
Die Kennzahl umfasst mehrere wichtige Dimensionen der Produktionsleistung:
- Kontinuierliche Produktionsgeschwindigkeit ohne Störungen
- Nachhaltige Kapazitätsauslastung über längere Zeiträume
- Qualitätsstabile Fertigung bei konstanter Geschwindigkeit
- Berücksichtigung von Wartungszeiten und Personalwechseln
Run at Rate vs. Theoretische Kapazität
Im Gegensatz zur theoretischen Maximalkapazität berücksichtigt Run at Rate realistische Produktionsbedingungen. Während die theoretische Kapazität optimale Bedingungen ohne Störungen annimmt, spiegelt Run at Rate die tatsächlich erreichbare Dauerleistung wider. Diese Unterscheidung ist für Qualitätsmanagement im Einkauf von entscheidender Bedeutung.
Bedeutung von Run at Rate im Einkauf
Für Einkäufer ist Run at Rate ein kritischer Faktor bei der Lieferantenbewertung und Kapazitätsplanung. Die Kennzahl ermöglicht realistische Einschätzungen der Lieferfähigkeit und unterstützt bei der Entwicklung robuster Beschaffungsstrategien. Besonders bei der Serienfreigabe spielt die nachgewiesene Run at Rate eine wichtige Rolle.
Vorgehen: So funktioniert Run at Rate
Die Ermittlung und Anwendung von Run at Rate erfolgt durch systematische Messung und Analyse der Produktionsleistung über definierte Zeiträume.
Messung und Datenerfassung
Die Bestimmung der Run at Rate erfordert kontinuierliche Datenerfassung über repräsentative Zeiträume. Dabei werden Produktionsmengen, Qualitätsraten und Verfügbarkeitszeiten systematisch dokumentiert. Statistische Prozessregelung (SPC) unterstützt die zuverlässige Datenerfassung und -auswertung.
Kapazitätsplanung und Lieferantenbewertung
Einkäufer nutzen Run at Rate-Daten für strategische Entscheidungen:
- Bewertung der realistischen Lieferkapazitäten von Lieferanten
- Planung von Produktionsvolumen und Lieferterminen
- Identifikation von Engpässen in der Lieferkette
- Entwicklung von Backup-Strategien bei Kapazitätsengpässen
Integration in Qualitätssicherung
Run at Rate wird eng mit Qualitätssicherungsmaßnahmen verknüpft. Die Kennzahl fließt in Control Plans ein und unterstützt bei der Entwicklung realistischer Produktionspläne. Durch die Kombination mit Prozessfähigkeitsindizes entsteht ein umfassendes Bild der Lieferantenleistung.

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Wichtige KPIs für Run at Rate
Die Bewertung von Run at Rate erfordert spezifische Kennzahlen, die verschiedene Aspekte der Produktionsleistung abbilden.
Produktivitätskennzahlen
Zentrale KPIs messen die tatsächliche Leistung im Verhältnis zur geplanten Kapazität. Die Gesamtanlageneffektivität (OEE = Overall Equipment Effectiveness) kombiniert Verfügbarkeit, Leistung und Qualität zu einer aussagekräftigen Kennzahl. Zusätzlich werden Durchsatzraten, Zykluszeiten und Kapazitätsauslastung kontinuierlich überwacht.
Qualitäts- und Stabilitätsindikatoren
Run at Rate muss mit konstanter Qualität einhergehen:
- First Pass Yield (FPY) - Anteil fehlerfreier Teile beim ersten Durchlauf
- Prozessfähigkeitsindizes (Cp, Cpk) für Qualitätsstabilität
- Ausschussraten und Nacharbeitsquoten
- Schwankungsbreite der Produktionsgeschwindigkeit
Lieferanten-Performance-Metriken
Für die Lieferantenbewertung werden spezifische Run at Rate-KPIs entwickelt. Liefertermintreue, Kapazitätsflexibilität und Reaktionszeiten auf Bedarfsänderungen werden systematisch gemessen. Qualitätskosten in Relation zur Run at Rate zeigen die Wirtschaftlichkeit der Produktionsleistung auf.
Risiken, Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen
Die Anwendung von Run at Rate birgt verschiedene Risiken, die durch geeignete Maßnahmen minimiert werden können.
Datenqualität und Messgenauigkeit
Ungenaue oder unvollständige Daten können zu falschen Einschätzungen der Lieferantenkapazitäten führen. Systematische Messfehler oder manipulierte Daten verfälschen die Run at Rate und gefährden die Beschaffungsplanung. Regelmäßige Messsystemanalysen und unabhängige Audits minimieren diese Risiken.
Überoptimierung und Qualitätsverluste
Der Fokus auf maximale Run at Rate kann zu Qualitätseinbußen führen:
- Vernachlässigung von Wartungsintervallen
- Reduzierte Qualitätskontrollen zugunsten höherer Geschwindigkeit
- Überlastung von Personal und Anlagen
- Erhöhte Ausschussraten bei forcierter Produktion
Abhängigkeiten und Lieferkettenrisiken
Hohe Run at Rate-Anforderungen können Lieferanten unter Druck setzen und zu Abhängigkeiten führen. Single-Source-Situationen entstehen, wenn nur wenige Lieferanten die geforderte Run at Rate erreichen. Containment-Strategien und diversifizierte Lieferantenbasis reduzieren diese Risiken erheblich.
Praxisbeispiel
Ein Automobilzulieferer evaluiert die Run at Rate eines Spritzgusslieferanten für Kunststoffkomponenten. Die theoretische Kapazität beträgt 1.000 Teile pro Stunde, jedoch zeigen Messungen über vier Wochen eine durchschnittliche Run at Rate von nur 750 Teilen pro Stunde. Ursachen sind ungeplante Wartungen, Materialwechsel und Qualitätsprüfungen. Der Einkäufer passt daraufhin die Bestellplanung an die realistische Kapazität an und entwickelt mit dem Lieferanten Optimierungsmaßnahmen.
- Realistische Kapazitätsplanung basierend auf gemessener Run at Rate
- Identifikation von Verbesserungspotenzialen durch systematische Analyse
- Anpassung der Liefertermine an tatsächliche Produktionsgeschwindigkeit
Trends & Entwicklungen rund um Run at Rate
Die Digitalisierung und neue Technologien verändern die Art, wie Run at Rate gemessen und optimiert wird, während gleichzeitig die Anforderungen an Flexibilität steigen.
Digitale Echtzeitüberwachung
Moderne IoT-Sensoren und digitale Zwillinge ermöglichen die kontinuierliche Überwachung von Run at Rate in Echtzeit. Diese Technologien liefern präzisere Daten und ermöglichen proaktive Anpassungen bei Abweichungen. Einkäufer erhalten dadurch bessere Transparenz über die tatsächliche Leistungsfähigkeit ihrer Lieferanten.
KI-gestützte Optimierung
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Analyse von Run at Rate-Daten durch:
- Predictive Analytics für Kapazitätsengpässe
- Automatische Optimierung von Produktionsparametern
- Intelligente Wartungsplanung zur Maximierung der Run at Rate
- Dynamische Anpassung an schwankende Nachfrage
Nachhaltigkeits- und Effizienzfokus
Unternehmen integrieren zunehmend Nachhaltigkeitskriterien in die Run at Rate-Bewertung. Energieeffizienz, Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen werden als zusätzliche Dimensionen der Produktionsleistung betrachtet. Diese Entwicklung beeinflusst Lieferantenauswahl und Qualitätsvereinbarungen nachhaltig.
Fazit
Run at Rate ist eine unverzichtbare Kennzahl für strategisches Beschaffungsmanagement, die realistische Einschätzungen der Lieferantenkapazitäten ermöglicht. Die systematische Erfassung und Analyse dieser Produktionsgeschwindigkeit unterstützt Einkäufer bei fundierten Entscheidungen und reduziert Lieferrisiken erheblich. Durch die Integration digitaler Technologien und KI-gestützter Analysen wird Run at Rate zu einem noch präziseren Instrument für Kapazitätsplanung und Lieferantenmanagement. Die kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Kennzahl trägt maßgeblich zur Optimierung der gesamten Lieferkette bei.
FAQ
Was unterscheidet Run at Rate von der Maximalkapazität?
Run at Rate beschreibt die nachhaltig erreichbare Produktionsgeschwindigkeit unter realistischen Bedingungen, während die Maximalkapazität theoretische Spitzenwerte ohne Berücksichtigung von Wartung, Personalwechsel oder Qualitätskontrollen darstellt. Run at Rate ist daher für die Beschaffungsplanung deutlich relevanter.
Wie wird Run at Rate in der Praxis gemessen?
Die Messung erfolgt über repräsentative Zeiträume von mindestens einer Woche, idealerweise mehrere Wochen. Dabei werden Produktionsmengen, Qualitätsraten, Stillstandzeiten und Verfügbarkeit kontinuierlich erfasst. Moderne Produktionssysteme liefern diese Daten automatisch über MES-Systeme oder IoT-Sensoren.
Welche Faktoren beeinflussen die Run at Rate?
Wesentliche Einflussfaktoren sind Anlagenverfügbarkeit, Personalqualifikation, Materialqualität, Wartungsintervalle, Produktkomplexität und Qualitätsanforderungen. Auch externe Faktoren wie Energieversorgung, Umgebungsbedingungen und Lieferkettenunterbrechungen können die Run at Rate beeinträchtigen.
Wie nutzen Einkäufer Run at Rate für Lieferantenentscheidungen?
Einkäufer verwenden Run at Rate-Daten zur Bewertung der realistischen Lieferkapazitäten, für Make-or-Buy-Entscheidungen und zur Entwicklung von Backup-Strategien. Die Kennzahl fließt in Lieferantenbewertungen ein und unterstützt bei der Verhandlung realistischer Liefertermine und Mengen.



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