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Einkaufslexikon

Pilot Run: Definition, Vorgehen und strategische Bedeutung im Einkauf

November 19, 2025

Ein Pilot Run ist ein entscheidender Testlauf in der Produktentwicklung und Beschaffung, bei dem Prozesse, Qualität und Machbarkeit vor der Serienfertigung validiert werden. Diese Testphase ermöglicht es Einkäufern, Lieferanten zu bewerten, Risiken zu minimieren und Kostentransparenz zu schaffen. Erfahren Sie im Folgenden, was Pilot Run bedeutet, wie der Prozess funktioniert und welche strategischen Vorteile sich für die Beschaffung ergeben.

Key Facts

  • Pilot Run ist ein Testlauf vor der Serienfertigung zur Validierung von Prozessen und Qualität
  • Ermöglicht frühzeitige Identifikation von Produktions- und Qualitätsproblemen
  • Reduziert Anlaufrisiken und Kosten in der späteren Serienfertigung
  • Dient als Grundlage für finale Lieferantenfreigabe und Vertragsverhandlungen
  • Typische Stückzahlen liegen zwischen 100 und 5.000 Einheiten je nach Produktkomplexität

Inhalt

Was ist Pilot Run? Definition und Zweck im Prozess

Ein Pilot Run bezeichnet einen kontrollierten Testlauf in der Vorserienfertigung, bei dem Produkte unter seriennahen Bedingungen hergestellt werden, um Prozesse zu validieren und Qualitätsstandards zu überprüfen.

Kernelemente eines Pilot Run

Der Pilot Run umfasst mehrere wesentliche Komponenten, die für eine erfolgreiche Umsetzung entscheidend sind:

  • Seriennahe Produktionsbedingungen mit finalen Werkzeugen und Materialien
  • Qualitätsprüfungen nach definierten Spezifikationen und Standards
  • Dokumentation aller Prozessparameter und Abweichungen
  • Bewertung der Lieferantenfähigkeiten und Kapazitäten

Pilot Run vs. Prototypenbeschaffung

Im Gegensatz zur Prototypenbeschaffung erfolgt der Pilot Run mit serienreifen Werkzeugen und Prozessen. Während Prototypen einzelne Funktionen testen, validiert der Pilot Run die gesamte Produktionskette unter realistischen Bedingungen.

Bedeutung von Pilot Run im Einkauf

Für die Beschaffung stellt der Pilot Run eine kritische Entscheidungsgrundlage dar. Er ermöglicht die finale Bewertung von Lieferanten vor dem Serienanlauf und schafft Transparenz über tatsächliche Produktionskosten und -zeiten.

Vorgehen: So funktioniert der Pilot Run

Die erfolgreiche Durchführung eines Pilot Run erfordert eine strukturierte Herangehensweise mit klaren Phasen und definierten Verantwortlichkeiten zwischen Einkauf und Lieferant.

Vorbereitung und Planung

Die Planungsphase legt den Grundstein für einen erfolgreichen Pilot Run. Dabei werden alle relevanten Parameter und Erfolgskriterien definiert:

  • Festlegung der Teststückzahl und Produktionszeitraum
  • Definition von Qualitätskriterien und Prüfverfahren
  • Abstimmung der Produktionsparameter mit dem Lieferanten
  • Erstellung eines detaillierten Zeitplans mit Meilensteinen

Durchführung und Überwachung

Während der Produktionsphase erfolgt eine kontinuierliche Überwachung aller kritischen Parameter. Das Ramp-up Management spielt dabei eine zentrale Rolle für die schrittweise Hochfahrung der Produktion.

Auswertung und Freigabe

Die abschließende Bewertung umfasst sowohl technische als auch kommerzielle Aspekte. Basierend auf den Ergebnissen erfolgt die Entscheidung über die Serienfreigabe und die finale Vertragsgestaltung.

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Wichtige KPIs und Zielgrößen

Die Erfolgsmessung eines Pilot Run erfolgt anhand spezifischer Kennzahlen, die sowohl technische als auch wirtschaftliche Aspekte abdecken und als Grundlage für die Serienfreigabe dienen.

Qualitätskennzahlen

Die Qualitätsbewertung steht im Zentrum der Pilot Run Auswertung. Zentrale Metriken umfassen die Ausschussrate, Nacharbeitsquote und Einhaltung der Spezifikationen:

  • First Pass Yield (FPY): Anteil der Teile, die ohne Nacharbeit die Qualitätsprüfung bestehen
  • Defect Rate: Anzahl der Fehler pro Million produzierter Teile (PPM = Parts per Million)
  • Prozessfähigkeitsindizes (Cpk-Werte) für kritische Qualitätsmerkmale

Effizienz- und Kostenkennzahlen

Die wirtschaftliche Bewertung erfolgt über Produktivitätskennzahlen und Kostenanalysen. Dabei werden die tatsächlichen Werte mit den ursprünglichen Kalkulationen verglichen, um Abweichungen zu identifizieren.

Lieferanten-Performance-Indikatoren

Die Bewertung der Lieferantenleistung umfasst Termintreue, Reaktionszeit auf Probleme und Qualität der Dokumentation. Diese Kennzahlen fließen in die finale Lieferantenbewertung ein und beeinflussen zukünftige Outsourcing Entscheidungen.

Prozessrisiken und Gegenmaßnahmen bei Pilot Runs

Pilot Runs bergen verschiedene Risiken, die den Erfolg des Projekts gefährden können. Eine proaktive Risikoidentifikation und entsprechende Gegenmaßnahmen sind daher essentiell.

Technische und Qualitätsrisiken

Unvorhergesehene technische Probleme können zu Verzögerungen und Kostensteigerungen führen. Besonders kritisch sind Abweichungen in der Materialqualität oder Prozessstabilität:

  • Implementierung redundanter Prüfverfahren und Qualitätskontrollen
  • Enge Abstimmung mit der Werkzeugwartung zur Sicherstellung optimaler Bedingungen
  • Aufbau alternativer Lieferantenkapazitäten als Backup-Lösung

Terminrisiken und Verzögerungen

Zeitliche Verzögerungen im Pilot Run können den gesamten Projektplan gefährden. Kritische Faktoren sind unzureichende Kapazitätsplanung beim Lieferanten oder unvorhergesehene Änderungsanforderungen während des Testlaufs.

Kostenrisiken und Budget-Überschreitungen

Unkalkulierte Mehrkosten entstehen häufig durch notwendige Nacharbeiten oder zusätzliche Testläufe. Eine detaillierte Kostenplanung mit entsprechenden Puffern sowie klare vertragliche Regelungen über Kostentragung bei Änderungen sind daher unerlässlich.

Pilot Run: Definition, Vorgehen und KPIs im Einkauf

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Praxisbeispiel

Ein Automobilzulieferer führt einen Pilot Run für ein neues Kunststoffbauteil durch. Nach der erfolgreichen Prototypenphase werden 1.000 Teile unter Serienbedingungen produziert. Dabei werden alle Prozessparameter dokumentiert und die Qualität nach Automotive-Standards geprüft. Die Ergebnisse zeigen eine Ausschussrate von 2,5%, was über dem Zielwert von 1% liegt. Daraufhin werden gemeinsam mit dem Lieferanten Optimierungsmaßnahmen entwickelt und in einem zweiten Pilot Run validiert.

  • Identifikation der Ursachen für erhöhte Ausschussrate durch detaillierte Fehleranalyse
  • Anpassung der Prozessparameter und Schulung der Mitarbeiter beim Lieferanten
  • Erfolgreiche Reduzierung der Ausschussrate auf 0,8% im zweiten Testlauf

Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen

Die Digitalisierung und neue Technologien verändern die Art und Weise, wie Pilot Runs durchgeführt und ausgewertet werden, was zu effizienteren Prozessen und besseren Ergebnissen führt.

Digitale Überwachung und Datenanalyse

Moderne Sensortechnologie und IoT-Systeme ermöglichen eine Echtzeitüberwachung aller Produktionsparameter während des Pilot Run. Diese Daten werden mittels KI-Algorithmen analysiert, um Muster zu erkennen und Optimierungspotenziale zu identifizieren.

Virtuelle Validierung und Simulation

Durch den Einsatz von Simulationssoftware können bereits vor dem physischen Pilot Run potenzielle Probleme identifiziert werden. Dies reduziert die Anzahl der erforderlichen Testläufe und beschleunigt den gesamten Validierungsprozess erheblich.

Kollaborative Plattformen

Cloud-basierte Plattformen ermöglichen eine bessere Zusammenarbeit zwischen Einkauf, Entwicklung und Lieferanten. Alle Beteiligten haben Zugriff auf aktuelle Daten und können in Echtzeit auf Abweichungen reagieren, was die Effizienz des Ramp-up Prozesses steigert.

Fazit

Der Pilot Run stellt einen unverzichtbaren Baustein im modernen Beschaffungsmanagement dar, der maßgeblich zum Erfolg von Produkteinführungen beiträgt. Durch die systematische Validierung von Prozessen und Qualität vor dem Serienanlauf werden Risiken minimiert und Kostentransparenz geschaffen. Die zunehmende Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten für effizientere Durchführung und präzisere Auswertung. Für Einkäufer ist der Pilot Run somit ein strategisches Instrument zur Lieferantenbewertung und Risikominimierung in der Beschaffung.

FAQ

Was unterscheidet einen Pilot Run von der Nullserie?

Ein Pilot Run fokussiert auf die Validierung von Prozessen und Qualität, während die Nullserie bereits die finale Produktionsfreigabe voraussetzt. Der Pilot Run dient als Entscheidungsgrundlage, die Nullserie als letzte Absicherung vor Serienbeginn.

Wie lange dauert ein typischer Pilot Run?

Die Dauer variiert je nach Produktkomplexität und Stückzahl zwischen zwei Wochen und drei Monaten. Einfache Bauteile benötigen meist 2-4 Wochen, während komplexe Systeme oder Baugruppen bis zu 12 Wochen Testzeit erfordern können.

Welche Kosten entstehen durch einen Pilot Run?

Die Kosten setzen sich aus Materialkosten, Fertigungskosten und Prüfaufwand zusammen. Typischerweise liegen sie 20-50% über den späteren Serienkosten aufgrund geringerer Stückzahlen und erhöhtem Dokumentationsaufwand. Diese Investition amortisiert sich durch Risikominimierung im Serienanlauf.

Wann ist ein Pilot Run erfolgreich abgeschlossen?

Ein erfolgreicher Abschluss erfordert die Erfüllung aller definierten Qualitätskriterien, Termintreue und Kostentransparenz. Zusätzlich müssen alle identifizierten Verbesserungsmaßnahmen implementiert und deren Wirksamkeit nachgewiesen sein, bevor die Serienfreigabe erteilt wird.

Pilot Run: Definition, Vorgehen und KPIs im Einkauf

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