Supply Chain Carbon Footprint (SCF): Messung und Management von Lieferketten-Emissionen

Einkaufslexikon

By Tacto

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Supply Chain Carbon Footprint (SCF): Messung und Management von Lieferketten-Emissionen

Der Supply Chain Carbon Footprint (SCF) quantifiziert die gesamten Treibhausgasemissionen entlang der Lieferkette eines Unternehmens. Diese Kennzahl wird für Einkaufsorganisationen zunehmend relevant, da sie Transparenz über Umweltauswirkungen schafft und regulatorische Anforderungen erfüllt. Erfahren Sie im Folgenden, was der Supply Chain Carbon Footprint umfasst, wie er berechnet wird und welche strategischen Vorteile sich für den Einkauf ergeben.

Key Facts

  • Erfasst alle Treibhausgasemissionen von der Rohstoffgewinnung bis zur Auslieferung
  • Umfasst Scope 1, 2 und 3 Emissionen aller Lieferkettenpartner
  • Wird in CO2-Äquivalenten (CO2e) pro Produkteinheit oder Zeitraum gemessen
  • Ermöglicht datenbasierte Lieferantenauswahl und Risikobewertung
  • Unterstützt Compliance mit EU-Regulierung und Nachhaltigkeitsberichterstattung

Definition und Bedeutung von Supply Chain Carbon Footprint (SCF)

Der Supply Chain Carbon Footprint bildet die Grundlage für nachhaltiges Lieferkettenmanagement und strategische Einkaufsentscheidungen.

Kernkomponenten des SCF

Der SCF umfasst sämtliche Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette. Dazu gehören direkte Emissionen, indirekte Energieemissionen und weitere indirekte Emissionen aller beteiligten Akteure.

  • Rohstoffgewinnung und -verarbeitung
  • Produktion und Fertigung
  • Transport und Logistik
  • Verpackung und Distribution

SCF vs. Product Carbon Footprint

Während der Product Carbon Footprint einzelne Produkte betrachtet, analysiert der SCF die gesamte Lieferkette systematisch. Diese ganzheitliche Perspektive ermöglicht strategische Optimierungen auf Lieferantenebene.

Bedeutung im strategischen Einkauf

Der SCF unterstützt Einkaufsorganisationen bei der Dekarbonisierung der Lieferkette und erfüllt regulatorische Anforderungen. Er ermöglicht datenbasierte Lieferantenbewertungen und Risikomanagement.

Messung, Datenbasis und Berechnung

Die systematische Erfassung des SCF erfordert strukturierte Datensammlung und standardisierte Berechnungsmethoden entlang der gesamten Lieferkette.

Datenerfassung und -quellen

Die Berechnung basiert auf primären und sekundären Datenquellen. Primärdaten stammen direkt von Lieferanten, während sekundäre Daten aus Branchendatenbanken und Life Cycle Assessments gewonnen werden.

  • Lieferantenbefragungen und Audits
  • Energieverbrauchsdaten und Produktionsmengen
  • Transportdistanzen und Logistikdaten
  • Branchenspezifische Emissionsfaktoren

Berechnungsmethodik

Die Berechnung erfolgt nach internationalen Standards wie dem GHG Protocol. Emissionen werden in CO2-Äquivalenten ausgedrückt und auf funktionale Einheiten bezogen.

Qualitätssicherung und Validierung

Externe Verifizierung und kontinuierliche Datenaktualisierung gewährleisten die Aussagekraft der SCF-Berechnungen. EcoVadis-Ratings können als zusätzliche Validierungsquelle dienen.

Interpretation & Zielwerte für Supply Chain Carbon Footprint (SCF)

Die strategische Steuerung des SCF erfordert aussagekräftige Kennzahlen und branchenspezifische Benchmarks für kontinuierliche Verbesserungen.

Absolute und relative SCF-Kennzahlen

Absolute Werte messen Gesamtemissionen in Tonnen CO2e, während relative Kennzahlen Emissionen pro Umsatz, Produkteinheit oder Mitarbeiter darstellen. Diese Normierung ermöglicht Vergleichbarkeit und Trendanalysen.

  • SCF pro Million Euro Einkaufsvolumen
  • Emissionsintensität nach Warengruppen
  • Reduktionsrate gegenüber Basisjahr

Lieferantenbewertung und -segmentierung

SCF-basierte Lieferantenkategorisierung unterstützt strategische Beschaffungsentscheidungen. High-Impact-Lieferanten erhalten prioritäre Behandlung in ESG-Verbesserungsplänen.

Zielsetzung und Monitoring

Wissenschaftsbasierte Reduktionsziele orientieren sich an SBTi-Zielen und dem 1,5-Grad-Pfad. Quartalsweise Fortschrittsmessungen gewährleisten kontinuierliche Verbesserungen und rechtzeitige Korrekturen.

Risiken, Abhängigkeiten und Gegenmaßnahmen

Die SCF-Implementierung birgt operative und strategische Risiken, die durch systematisches Risikomanagement adressiert werden müssen.

Datenqualität und -verfügbarkeit

Unvollständige oder ungenaue Lieferantendaten gefährden die SCF-Aussagekraft. Besonders bei komplexen, mehrstufigen Lieferketten entstehen Datenlücken, die zu Fehleinschätzungen führen können.

  • Implementierung standardisierter Datenerfassungsprozesse
  • Regelmäßige Lieferantenaudits und -schulungen
  • Aufbau redundanter Datenquellen

Compliance-Risiken

Regulatorische Anforderungen wie CBAM erfordern präzise SCF-Dokumentation. Unzureichende Compliance im Einkauf kann zu finanziellen Sanktionen und Reputationsschäden führen.

Lieferantenabhängigkeiten

Die SCF-Berechnung ist von der Kooperationsbereitschaft der Lieferanten abhängig. Widerstand gegen Transparenzanforderungen kann Lieferbeziehungen belasten und alternative Beschaffungsstrategien erfordern.

Daten- und Markttrends zu Supply Chain Carbon Footprint (SCF)

Regulatorische Entwicklungen und technologische Innovationen prägen die Evolution des SCF-Managements im Einkauf.

Regulatorische Treiber

Die Corporate Sustainability Reporting Directive und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verstärken die Nachfrage nach SCF-Transparenz. Unternehmen müssen zunehmend detaillierte Emissionsdaten offenlegen.

Digitalisierung und KI-Integration

Künstliche Intelligenz revolutioniert die SCF-Berechnung durch automatisierte Datenerfassung und Predictive Analytics. Machine Learning optimiert Emissionsprognosen und identifiziert Reduktionspotenziale in Echtzeit.

  • Automatisierte Lieferantendatenintegration
  • Predictive Modeling für Emissionstrends
  • KI-gestützte Optimierungsalgorithmen

Branchenstandards und Zertifizierungen

Die Standardisierung von SCF-Methoden schreitet voran. Science Based Targets und branchenspezifische Frameworks etablieren sich als Referenzrahmen für Emissionsreduktionsziele.

Praxisbeispiel

Ein Automobilhersteller implementiert SCF-Management für seine Zulieferkette. Das Unternehmen erfasst Emissionsdaten von 500 Tier-1-Lieferanten und identifiziert Stahl- und Aluminiumlieferanten als Hauptemittenten. Durch gezielte Lieferantenentwicklung und Umstellung auf grüne Energiequellen reduziert das Unternehmen seinen SCF um 25% binnen drei Jahren.

  1. Baseline-Erfassung aller Scope-3-Emissionen
  2. Priorisierung nach Emissionsvolumen und Einflussmöglichkeiten
  3. Entwicklung spezifischer Reduktionspläne mit Schlüssellieferanten
  4. Quartalsweise Fortschrittsmessung und Anpassung der Maßnahmen

Fazit

Der Supply Chain Carbon Footprint entwickelt sich zum strategischen Steuerungsinstrument für nachhaltigen Einkauf. Regulatorische Anforderungen und Stakeholder-Erwartungen machen SCF-Transparenz zur Geschäftsnotwendigkeit. Erfolgreiche Implementierung erfordert systematische Datenerfassung, Lieferantenkooperation und kontinuierliche Optimierung. Unternehmen, die SCF-Management frühzeitig etablieren, sichern sich Wettbewerbsvorteile und Compliance-Sicherheit.

Kontakt

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Robert Kaiser

Head of Revenue
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