Match-&-Merge-Regeln: Definition und Anwendung im Einkauf

Einkaufslexikon

By Tacto

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Match-&-Merge-Regeln: Definition und Anwendung im Einkauf

Match-&-Merge-Regeln sind systematische Verfahren zur Identifikation und Zusammenführung von Datensätzen in Einkaufssystemen. Sie ermöglichen es, Duplikate zu erkennen und konsistente Stammdaten zu schaffen, was für effiziente Beschaffungsprozesse unerlässlich ist. Erfahren Sie im Folgenden, was Match-&-Merge-Regeln sind, welche Methoden angewendet werden und wie sie zur Datenqualität beitragen.

Key Facts

  • Automatisierte Verfahren zur Erkennung und Zusammenführung identischer oder ähnlicher Datensätze
  • Reduzieren Datenredundanz und verbessern die Stammdatenqualität erheblich
  • Basieren auf konfigurierbaren Algorithmen mit verschiedenen Matching-Kriterien
  • Unterstützen sowohl exakte als auch fuzzy Matching-Verfahren
  • Essentiell für Master Data Management und Spend Analytics im Einkauf

Definition: Match-&-Merge-Regeln

Match-&-Merge-Regeln definieren systematische Prozesse zur Identifikation und Konsolidierung von Datensätzen in Beschaffungssystemen.

Grundlegende Komponenten

Die Regeln bestehen aus zwei Hauptphasen: dem Matching zur Identifikation ähnlicher Datensätze und dem Merging zur Zusammenführung. Dabei werden verschiedene Attribute wie Lieferantenname, Adresse oder Herstellerteilenummern verglichen.

  • Exakte Übereinstimmungen bei eindeutigen Identifikatoren
  • Fuzzy Matching für ähnliche, aber nicht identische Werte
  • Gewichtete Scoring-Verfahren zur Bewertung der Ähnlichkeit

Match-&-Merge-Regeln vs. Dublettenerkennung

Während Dublettenerkennung primär auf die Identifikation fokussiert ist, gehen Match-&-Merge-Regeln einen Schritt weiter und definieren auch die Konsolidierungslogik für gefundene Duplikate.

Bedeutung im Einkauf

Im Beschaffungskontext ermöglichen diese Regeln eine einheitliche Sicht auf Lieferanten, Materialien und Verträge. Sie sind fundamental für Stammdaten-Governance und bilden die Basis für zuverlässige Spend-Analysen.

Methoden und Vorgehen bei Match-&-Merge-Regeln

Die Implementierung erfolgt durch konfigurierbare Algorithmen, die verschiedene Matching-Strategien kombinieren.

Deterministische Matching-Verfahren

Diese Methoden verwenden exakte Übereinstimmungen bei eindeutigen Schlüsselfeldern. Typische Anwendungen sind D-U-N-S-Nummern oder Global Location Numbers für Lieferantenidentifikation.

  • Verwendung eindeutiger Identifikatoren
  • Hohe Präzision bei geringer Fehlertoleranz
  • Schnelle Verarbeitung großer Datenmengen

Probabilistische Matching-Ansätze

Fuzzy-Matching-Algorithmen bewerten Ähnlichkeiten zwischen Datensätzen und erstellen Dubletten-Scores. Diese Methoden sind besonders wertvoll bei unvollständigen oder inkonsistenten Daten.

Merge-Strategien

Nach erfolgreicher Identifikation werden Golden Records erstellt, die die beste verfügbare Information aus allen Quellen konsolidieren. Dabei werden Prioritätsregeln und Datenqualitäts-KPIs berücksichtigt.

Kennzahlen zur Steuerung

Effektive Messung der Match-&-Merge-Performance erfordert spezifische KPIs zur Bewertung von Genauigkeit und Effizienz.

Match-Rate und Precision

Die Match-Rate misst den Anteil erkannter Duplikate, während Precision die Genauigkeit der Identifikation bewertet. Diese Kennzahlen sind zentral für die Bewertung der Regeleffektivität und fließen in umfassende Data Quality Scores ein.

Merge-Erfolgsquote

Diese Kennzahl bewertet den Anteil erfolgreich konsolidierter Datensätze ohne manuelle Nachbearbeitung. Sie reflektiert die Qualität der Merge-Logik und unterstützt die kontinuierliche Optimierung der Datenqualität.

  • Automatisierungsgrad der Konsolidierung
  • Reduzierung manueller Eingriffe
  • Zeitersparnis bei der Datenbereinigung

Datenqualitäts-Impact

Messung der Verbesserung von Standardisierungsgrad und Konsistenz nach Anwendung der Regeln. Diese Kennzahlen werden typischerweise in Datenqualitätsberichten dokumentiert.

Risikofaktoren und Kontrollen bei Match-&-Merge-Regeln

Unzureichend konfigurierte Regeln können zu Datenverlust oder falschen Zusammenführungen führen, die Geschäftsprozesse beeinträchtigen.

False Positive Matches

Zu aggressive Matching-Kriterien können unterschiedliche Entitäten fälschlicherweise zusammenführen. Dies gefährdet die Integrität von Stammdatenprozessen und kann zu fehlerhaften Analysen führen.

  • Verlust wichtiger Geschäftsinformationen
  • Verfälschung von Spend-Analysen
  • Compliance-Risiken bei Lieferantendaten

Unvollständige Datenkonsolidierung

Zu restriktive Regeln übersehen echte Duplikate, was die Effektivität des Master Data Governance reduziert. Data Stewards müssen kontinuierlich die Regelperformance überwachen.

Systemperformance-Risiken

Komplexe Matching-Algorithmen können bei großen Datenmengen zu Performance-Problemen führen. Eine ausgewogene Balance zwischen Genauigkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit ist entscheidend für operative Effizienz.

Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen

Moderne Match-&-Merge-Systeme integrieren zunehmend KI-basierte Verfahren und Cloud-Technologien für verbesserte Automatisierung.

KI-gestützte Matching-Algorithmen

Machine Learning-Modelle verbessern kontinuierlich die Erkennungsgenauigkeit durch Lernprozesse aus historischen Daten. Diese Entwicklung reduziert manuelle Nachbearbeitung erheblich und steigert die Effizienz von Datenbereinigungsprozessen.

Real-Time Processing

Moderne Systeme ermöglichen Echtzeit-Matching bei der Dateneingabe, wodurch Duplikate bereits bei der Entstehung verhindert werden. Dies unterstützt proaktive Datenkontrolle und verbessert die Datenqualität nachhaltig.

Integration in Data Lakes

Die Implementierung in Data Lake-Architekturen ermöglicht die Verarbeitung heterogener Datenquellen. Kombiniert mit ETL-Prozessen entstehen umfassende Datenqualitätslösungen für den Einkauf.

Praxisbeispiel

Ein Automobilhersteller implementiert Match-&-Merge-Regeln für die Lieferantenkonsolidierung. Das System identifiziert verschiedene Schreibweisen desselben Lieferanten ("BMW AG", "Bayerische Motoren Werke AG", "BMW Group") durch kombinierte Name-Adress-Matching-Algorithmen. Nach erfolgreicher Identifikation werden die Datensätze zu einem Golden Record zusammengeführt, der alle relevanten Informationen konsolidiert.

  1. Automatische Erkennung ähnlicher Lieferantennamen und -adressen
  2. Bewertung der Übereinstimmung mittels gewichteter Scoring-Verfahren
  3. Konsolidierung zu einem einheitlichen Stammdatensatz mit vollständigen Informationen

Fazit

Match-&-Merge-Regeln sind unverzichtbare Werkzeuge für effektives Stammdatenmanagement im Einkauf. Sie ermöglichen die automatisierte Konsolidierung von Datensätzen und schaffen die Grundlage für zuverlässige Beschaffungsanalysen. Durch kontinuierliche Optimierung und KI-Integration werden diese Systeme zunehmend präziser und effizienter. Unternehmen, die in robuste Match-&-Merge-Prozesse investieren, profitieren von höherer Datenqualität und fundierten Entscheidungsgrundlagen.

Kontakt

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Robert Kaiser

Head of Revenue
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