Sachliche Rechnungsprüfung: Definition, Methoden und Bedeutung im Einkauf

Einkaufslexikon

By Tacto

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Sachliche Rechnungsprüfung: Definition, Methoden und Bedeutung im Einkauf

Die sachliche Rechnungsprüfung ist ein zentraler Kontrollprozess im Einkauf, der die inhaltliche Korrektheit von Lieferantenrechnungen überprüft. Sie stellt sicher, dass bestellte Waren und Dienstleistungen tatsächlich geliefert wurden und den vereinbarten Spezifikationen entsprechen. Erfahren Sie im Folgenden, was sachliche Rechnungsprüfung umfasst, welche Methoden angewendet werden und wie sie zur Kostenkontrolle beiträgt.

Key Facts

  • Prüfung der inhaltlichen Richtigkeit von Rechnungen vor der Zahlung
  • Abgleich zwischen Bestellung, Lieferung und Rechnung (Three-Way-Match)
  • Reduziert Zahlungsfehler und verhindert ungerechtfertigte Ausgaben
  • Integraler Bestandteil des Purchase-to-Pay-Prozesses
  • Basis für Skontooptimierung und Lieferantenbewertung

Definition: Sachliche Rechnungsprüfung

Die sachliche Rechnungsprüfung umfasst die systematische Überprüfung eingehender Lieferantenrechnungen auf ihre inhaltliche Korrektheit und Vollständigkeit.

Kernelemente der sachlichen Prüfung

Bei der sachlichen Rechnungsprüfung werden folgende Aspekte kontrolliert:

  • Übereinstimmung der Rechnungspositionen mit der Bestellung
  • Korrektheit der gelieferten Mengen und Spezifikationen
  • Einhaltung vereinbarter Preise und Konditionen
  • Vollständigkeit der Lieferung gemäß Wareneingangsprüfung

Abgrenzung zur rechnerischen Prüfung

Während die rechnerische Prüfung mathematische Korrektheit überprüft, fokussiert sich die sachliche Prüfung auf die inhaltliche Berechtigung der Rechnung. Sie erfolgt meist vor der rechnerischen Kontrolle und bildet die Grundlage für die Rechnungsfreigabe.

Bedeutung im Einkaufsprozess

Die sachliche Rechnungsprüfung ist essentiell für die Kostenkontrolle und verhindert ungerechtfertigte Zahlungen. Sie unterstützt die Kontierung und ermöglicht eine präzise Budgetüberwachung im Beschaffungswesen.

Methoden und Vorgehensweisen

Die sachliche Rechnungsprüfung erfolgt durch strukturierte Verfahren, die eine systematische und vollständige Kontrolle gewährleisten.

Three-Way-Match-Verfahren

Das bewährteste Verfahren ist der Dreiwege-Abgleich zwischen Bestellung, Liefernachweis und Rechnung. Dabei werden alle drei Dokumente auf Übereinstimmung geprüft:

  • Mengenabgleich zwischen Bestellung und Lieferung
  • Preisvergleich mit den vereinbarten Konditionen
  • Spezifikationsprüfung der gelieferten Artikel

Digitale Prüfverfahren

Moderne E-Procurement-Systeme automatisieren große Teile der sachlichen Prüfung. Sie gleichen Rechnungsdaten automatisch mit Bestellungen ab und markieren Abweichungen für die manuelle Nachbearbeitung.

Stichprobenverfahren

Bei hohem Rechnungsvolumen werden oft Stichprobenprüfungen durchgeführt. Dabei werden Rechnungen nach Risikokategorien, Lieferanten oder Wertgrenzen selektiert und intensiv geprüft, während Standardrechnungen automatisiert verarbeitet werden.

Wichtige KPIs für Sachliche Rechnungsprüfungen

Kennzahlen zur sachlichen Rechnungsprüfung ermöglichen die Bewertung der Prozesseffizienz und Qualität der Kontrollen.

Prüfungsquote und Durchlaufzeit

Die Prüfungsquote misst den Anteil der sachlich geprüften Rechnungen am Gesamtvolumen. Die durchschnittliche Durchlaufzeit von Rechnungseingang bis Freigabe zeigt die Prozesseffizienz auf:

  • Zielwert Prüfungsquote: >95% bei kritischen Lieferanten
  • Durchlaufzeit: <3 Tage für Standardrechnungen
  • Automatisierungsgrad: >70% bei Routinerechnungen

Fehlererkennungsrate

Diese Kennzahl zeigt, wie viele fehlerhafte Rechnungen durch die sachliche Prüfung identifiziert werden. Eine hohe Rate deutet auf wirksame Kontrollmechanismen hin, kann aber auch auf Qualitätsprobleme bei Lieferanten hinweisen.

Kostenersparnis durch Prüfung

Die monetäre Bewertung verhindeter Fehlzahlungen rechtfertigt den Aufwand für die sachliche Prüfung. Typische Einsparungen liegen bei 0,5-2% des geprüften Rechnungsvolumens durch Fehlerkorrektur und Skontooptimierung.

Risikofaktoren und Kontrollen bei Sachlichen Rechnungsprüfungen

Unzureichende sachliche Rechnungsprüfung kann zu erheblichen finanziellen Verlusten und Compliance-Problemen führen.

Fehlerhafte Zahlungen

Mangelhafte Prüfprozesse führen zu ungerechtfertigten Zahlungen für nicht gelieferte oder fehlerhafte Waren. Besonders bei komplexen Dienstleistungsrechnungen entstehen durch unvollständige Prüfung erhebliche Mehrkosten.

Compliance-Risiken

Unzureichende Dokumentation der sachlichen Prüfung kann bei Wirtschaftsprüfungen und Steuerprüfungen zu Beanstandungen führen. Das Vier-Augen-Prinzip ist daher bei kritischen Rechnungen unerlässlich.

Prozessrisiken

Fehlende Workflow-Regeln können zu Verzögerungen im Zahlungsprozess führen und Skontovorteile gefährden. Unklare Verantwortlichkeiten zwischen Einkauf und Fachbereichen verstärken diese Risiken zusätzlich.

Aktuelle Entwicklungen und Auswirkungen

Die sachliche Rechnungsprüfung wird durch technologische Innovationen und veränderte Geschäftsprozesse kontinuierlich weiterentwickelt.

KI-gestützte Rechnungsprüfung

Künstliche Intelligenz revolutioniert die sachliche Rechnungsprüfung durch automatische Mustererkennung und Anomalieerkennung. Machine Learning-Algorithmen identifizieren verdächtige Rechnungspositionen und lernen aus historischen Prüfungsergebnissen.

Echtzeit-Integration

Moderne Systeme ermöglichen die Echtzeit-Verknüpfung von Purchase-to-Pay-Prozessen mit ERP-Systemen. Dadurch erfolgt die sachliche Prüfung bereits beim Rechnungseingang automatisch, was die Durchlaufzeiten erheblich verkürzt.

Mobile Freigabeprozesse

Die mobile Freigabe ermöglicht es Fachbereichen, sachliche Prüfungen auch außerhalb des Büros durchzuführen. Dies beschleunigt Freigabeprozesse und verbessert die Skontoausnutzung durch schnellere Rechnungsbearbeitung.

Praxisbeispiel

Ein Maschinenbauunternehmen implementiert eine digitale sachliche Rechnungsprüfung für Wartungsdienstleistungen. Das System gleicht eingehende Rechnungen automatisch mit Wartungsaufträgen und Servicereports ab. Bei einer monatlichen Rechnung über 15.000 Euro für Anlagenwartung erkennt das System eine Abweichung: Laut Serviceprotokoll wurden nur 80% der geplanten Wartungsarbeiten durchgeführt. Die sachliche Prüfung verhindert eine Überzahlung von 3.000 Euro und initiiert eine Klärung mit dem Dienstleister.

  • Automatischer Abgleich zwischen Auftrag und Leistungsnachweis
  • Frühzeitige Erkennung von Mengen- und Leistungsabweichungen
  • Strukturierte Klärung mit Lieferanten bei Unstimmigkeiten

Fazit

Die sachliche Rechnungsprüfung ist ein unverzichtbarer Kontrollmechanismus im modernen Einkauf, der ungerechtfertigte Zahlungen verhindert und die Kostentransparenz erhöht. Durch Digitalisierung und KI-Unterstützung wird sie effizienter und präziser, ohne die notwendige menschliche Expertise bei komplexen Sachverhalten zu ersetzen. Unternehmen, die strukturierte Prüfprozesse etablieren, reduzieren Finanzrisiken und optimieren ihre Beschaffungskosten nachhaltig.

Kontakt

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Robert Kaiser

Head of Revenue
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